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Wie die Zeit vergeht ...

MeteoSchweiz-Blog | 07. Januar 2023

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick zurück. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde bei MeteoSchweiz mit anderen Prognose- bzw. Warn-Tools gearbeitet. Wir haben noch einige Beispiele gefunden, die wir an dieser Stelle gerne präsentieren. Unsere Hauptvisualisierungssoftware ist mittlerweile NinJo. Wir stellen ausgewählte Schlaglichter aus der NinJo-Entwicklung vor.

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NinJo Parallelbetrieb ab Mitte der 2000er-Jahre

Die Visualisierungssoftware NinJo ist das Hauptprognosetool der MeteoSchweiz. NinJo wird in Kooperation vom kanadischen Wetterdienst, dem deutschen Wetterdienst, der deutschen Bundeswehr, dem dänischen Wetterdienst und MeteoSchweiz entwickelt.

Man glaubt es kaum, in den Anfangstagen von NinJo anfangs der 2000er Jahre hatten die Programmprototypen noch auf einer damals handelsüblichen dreieinhalb Zoll Diskette mit 1.4 MB Speichervolumen Platz!

Bei MeteoSchweiz wurden Mitte der 2000er Jahre die ersten NinJo Releases ausgerollt, welche noch im Parallelbetrieb verwendet wurden. So war u.a. die Ausgabe von Warnungen noch nicht mit NinJo möglich.

Der typische Schichtbeginn im Prognosendienst zu jener Zeit bestand darin, dass die verschiedensten zur Arbeit benötigten Tools einzeln aufgestartet werden mussten. So gab es gesonderte
Tools zur Visualisierung von Bodendaten, Satellitenbildern, Radardaten, MOS-Daten, Radiosondierungen, Ausgabe von Warnungen. Modelldaten der Schweizer Modellkette (u.a. COSMO-7) wurden auf einem heute noch operationellen webbasierten Modelldatenbrowser angeschaut. Die GFS-, GME- bzw. EZMWF IFS HRES Globalmodelle standen anfangs nur in ausgedruckter Form zur Verfügung.

Die folgende Bildergalerie präsentiert eine Auswahl jener alten Tools. Leider liegen dem Blogautor nicht mehr zu allen alten Tools Beispielgrafiken vor.

Die Visualisierungssoftware NinJo

Mit der Visualisierungssoftware NinJo wurden all diese verschiedensten Tools in einem Tool zusammengefasst. Die unterschiedlichsten Datentypen von Bodendaten über Radar- und Satelliten- bis hin zu Modelldaten um nur einige zu nennen, können in NinJo beliebig miteinander kombiniert und visualisiert werden.

Eindrücklich manifestiert sich der Fortschritt bei den Unwetterwarnungen, die ab 2009 mit NinJo erstellt werden und die Operativsetzung von NinJo bei MeteoSchweiz markieren:

Die verschiedensten gesonderten Tools zur Warnerstellung (Gewitterwarnungen, Frostwarnungen, Strassenwetterwarnungen, Windwarnungen für Seen/Flugplätze, flächige Unwetterwarnungen …) sind seither in einer NinJo-Komponente zusammengeführt.

Die ehemals bestehenden 14 Warnregionen wurden mit NinJo auf 138 Warnregionen verfeinert. Nach Harmonisierung der Warnregionen mit unseren Partnern vom SLF (Lawinenwarnungen) bzw. BAFU Hydrologie (Hochwasserwarnungen) wurden 2013 die heute noch bestehenden 159 Warnregionen eingeführt.

Seit 2019 werden Gewitterwarnungen (Flash Orages) automatisch von einer NinJo vorgeschalteten Software erstellt und anschliessend von NinJo publiziert. Situativ können die Prognostikerinnen und Prognostiker aber nachwievor manuell Gewitterwarnungen auslösen.

Ein unentbehrlicher Helfer bei der MeteoSchweiz NinJo-Nutzung: Mittels MyGUI sind schnell und flexibel die verschiedensten Parameter eingestellt. MyGUI’s sind für Radar-, Satelliten-, Bodendaten sowie MOS-Daten verfügbar. Exemplarisch zeigen wir an dieser Stelle die Weiterentwicklung des Modelldaten-MyGUI’s:

Mit dem MyGUI aus den Anfangstagen von NinJo konnten nur 12 Modellparameter des IFS HRES Modells eingestellt werden. Geovektordaten (untere Bildhälfte) steuerten Grenzlinien, Städtevisualisierung …

Das aktuelle MyGUI für das IFS HRES Modell bietet 90 Parameter zur Schnellauswahl. Natürlich stehen uns noch weitere Modellparameter in NinJo zur Auswahl. Die weniger oft gebräuchlichen Modellfelder können mit einem gesonderten, hier nicht gezeigten Auswahldialog ausgewählt werden.

Verschiedenste Daten können in NinJo zu sogenannten Favoriten oder Sitzungen zusammengefasst werden, was die tägliche Arbeit massiv erleichtert. Deren Beschreibung würde hier aber den Rahmen deutlich sprengen, weshalb wir Sie auf eventuelle Blogbeiträger in naher oder ferner Zukunft vertrösten müssen.

Die Performanceverbesserung von NinJo bzw. der Daten-Server, Datenleitungen sowie der PC Hardware sind seit den Anfangstagen von NinJo ebenfalls eindrücklich. In der Anfangsphase von NinJo musste man es sich genau überlegen, welche Daten man visualisierte bzw. Animationen durften nur spärlich eingesetzt werden.

Mittlerweile «schnurrt» NinJo auf der Wetterzentrale auf performanten PC’s unter Verwendung von SSD’s auf mehreren virtuellen Desktops. Im Hintergrund wird NinJo stetig weiterentwickelt. Dies ist auch nötig, denn die zu verarbeitende Datenmenge nimmt beinahe explosionsartig zu: Der erste MTG-Satellit ist bereits ins All gestartet, neue Ensemblemodelle sind kurz vor der Operationalisierung, postprozessierte Punktdaten stehen in den Startlöchern …