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Frühling im Februar – sehr milder Winter

MeteoSchweiz-Blog | 27. Februar 2023
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Der Februar präsentierte sich frühlingshaft mild, regional sehr sonnig und bis ins letzte Monatsdrittel ausgesprochen niederschlagsarm. Gebietsweise war es einer der mildesten und sonnigsten Februarmonate seit Messbeginn. Mit dem milden Februar endete einer der mildesten Winter seit Messbeginn 1864.

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Die Alpensüdseite blickt auf einen sehr milden Februar zurück. Locarno Monti verzeichnete mit 7,6 °C, Lugano mit 6,9 °C einen der wärmsten Februarmonate seit Messbeginn. Diese Werte liegen rund 2 bis 2,5 °C über der Norm 1991–2020. In Locarno-Monti war es der fünfte, in Lugano der vierte Februar in Folge mit hoher Temperatur. Im Engadin meldete Segl-Maria mit 3,1 °C über der Norm einen der wärmsten Februarmonate seit Messbeginn. Alle genannten Messreihen reichen deutlich über 100 Jahre zurück.

In den tiefen Lagen nördlich der Alpen stieg die Februartemperatur 1,5 bis knapp 2 °C über der Norm 1991–2020. Im landesweiten Mittel lag die Februartemperatur 2,1 °C über der Norm 1991–2020.

Lange sonnige Periode

Auf der Alpensüdseite, im Engadin und im Wallis lachte die Sonne vom 1. bis am 21. Februar fast ohne Unterbruch. Auf der Alpennordseite gab es vom 7. bis am 21. Februar viel Sonnenschein. Die ersten Februartage zeigten sich hier hingegen mehrheitlich trüb mit etwas Niederschlag. Oberhalb von 700 bis 1000 m fiel Schnee.

Lokal sonnigster Februar

Die lange sonnige Periode führte in den meisten Gebieten zu einem überdurchschnittlich sonnigen Februar. Vor allem in der Westschweiz erreichte die Sonnenscheindauer regional 160 bis knapp 180 % der Norm 1991–2020. In Genf war es mit 179 % der Norm der sonnigste Februar seit Messbeginn 1897.

Mit Nordföhn sehr mild im Süden

Auf der Alpensüdseite zeigte sich der Monatsbeginn sehr mild. Mit kräftigem Nordföhn stiegen die Tageshöchstwerte vom 2. bis am 4. Februar auf 17 bis 20 °C. Die Norm 1991–2020 der Tageshöchstwerte liegt anfangs Februar in Locarno Monti oder in Lugano um 8 °C.

Die Tagesmitteltemperatur erreichte am 4. Februar in Lugano 15,6 °C (11,5 °C über der Norm), in Locarno Monti 15,2 °C (11 °C über der Norm). In Lugano war das Rang 2, in Locarno Monti Rang 4 für einen Februarmonat seit Messbeginn im 19. Jahrhundert. Tagesmittel von 15 bis 16 °C sind in Locarno Monti oder Lugano typisch für das erste Maidrittel.

Der Nordföhn blies lokal mit hohen Böenspitzen. Am 3. Februar erreichte er in Poschiavo 113 km/h, am 4. Februar in Grono 92 km/h. In Poschiavo war es der höchste Februarwert in der seit 1981 verfügbaren Messreihe.

Lange milde Periode

Vom 6. bis am 10. Februar floss aus Norden und Nordosten kalte Luft zur Schweiz. Auf den 11. Februar installierte sich ein umfangreiches Hochdruckgebiet über West- und Zentraleuropa. In den Bergen und im Süden gab es eine markante Erwärmung. Auf dem Weissfluhjoch in 2691 m Höhe erreichten die Tageshöchstwerte über 3 °C. Die Norm 1991–2020 liegt hier Mitte Februar bei -6 °C.

Ab dem 16. Februar erfasste die Wärme auch die tiefen Lagen der Alpennordseite mit frühlingshaften Tageshöchstwerten von 15 bis 17 °C. Im Süden erreichten die Höchstwerte 15 bis knapp über 16 °C. Die milden Verhältnisse dauerten bis am 24. Februar. Ab dem 22. Februar gelangte aus Südwesten mildfeuchte Luft zur Schweiz.

Wenig Niederschlag

Vom 6. bis am 21. Februar fiel in der Schweiz verbreitet kein Niederschlag. Im Wallis und auf der Alpensüdseite blieb es an mehreren, auf der Alpennordseite an einzelnen Messstandorten vom 1. bis am 23. Februar niederschlagsfrei.

Bisensturm in der Westschweiz

Am 26. Februar fegte eine kräftige Bise über die Alpennordseite, ausgelöst durch eine starke Nordostströmung zwischen einem Hoch mit Zentrum über Schottland und einem Tief über dem Golf von Genua. Im Westschweizer Mittelland wurden Böenspitzen von 90 bis knapp über 100 km/h gemessen. Auf den Jurahöhen blies die Bise mit 100 bis knapp 150 km/h. Genf registrierte eine Böenspitze von 99 km/h. Es war die stärkste Bisenböe seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981. Auf Rang 2 liegt der 14. November 2004 mit einer Bisen-Böenspitze von 95 km/h.

Blütezeit der Haselsträucher

Nachdem in der ersten Hälfte des Monats Januar viele Haselsträucher im Flachland blühten, wurde ihr weiteres Aufblühen durch tiefe Temperaturen unterbrochen. Erst ab Ende Januar und Anfang Februar konnten die Haselsträucher wieder blühen. Mit dem sonnigen und warmen Wetter ab Mitte Februar nahmen die Beobachtungen von blühenden Haselsträuchern zu. Aus dem Flachland verlagerte sich die Blüte nun in Höhenlagen zwischen 600 und 1100 m. Auch diese Beobachtungen waren meist früher als im Mittel der 30-jährigen Periode 1991–2020. Insgesamt hatte die Haselblüte bis zum aktuellen Zeitpunkt einen Vorsprung von knapp vier Wochen auf das Mittel. Dabei konnten 73 Prozent der Beobachtungen in die Klassen «sehr früh» und «früh» eingeordnet werden und nur 27 Prozent in die Klasse «normal».

Als nächste Pflanze wird im phänologischen Beobachtungsnetz der Huflattich beobachtet. Ab Anfang Februar meldeten die ersten Stationen seine Blüte, dies auch rund 3 bis 4 Wochen früher als im Durchschnitt. Im Mittel von 1991-2020 beginnt die Blüte des Huflattichs in den tiefen Lagen Anfang März und in den Bergen erst Mitte April.

Der definitive Bericht zum Februar 2023 ist ab dem 10. März 2023 in der Rubrik Publikationen verfügbar.

Sehr milder Winter

Die Schweiz erlebte einen der mildesten Winter seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite und im Engadin erreichte er Rang 3 bis 5. Nördlich der Alpen war es lokal der viert- oder fünftmildeste Winter seit Messbeginn vor 160 Jahren. Weitere Standorte mit sehr langen Messreihen meldeten einen der zehn mildesten Winter seit Messbeginn. Im landesweiten Mittel lag der Winter 2022/23 mit 1,4 °C über der Norm 1991–2020 auf Rang 7 seit Messbeginn 1864.

Kräftige Wintererwärmung

Von der vorindustriellen Periode 1871–1900 bis zur aktuellen 30-Jahresperiode 1994–2023 ist der Winter in der Schweiz 2,1 °C wärmer geworden. Der letzte extrem kalte Winter 1962/63 liegt 60 Jahre zurück. In den letzten drei Jahrzehnten lagen die kältesten Winter auf dem Durchschnitt der vorindustriellen Periode 1871–1900. Die vier wärmsten Winter der jüngsten Zeit bewegten sich rund 1 °C über den wärmsten Wintern der gesamten Messreihe vor 1980.

Sonnenscheindauer im Bereich der Norm

Die winterliche Sonnenscheindauer lag in vielen Gebieten der Schweiz in einem Bereich von leicht unterdurchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich.

Genf meldete mit knapp 270 Sonnenstunden 130 % der Norm 1991–2020, wobei hier die Norm mit 205 Sonnenstunden eher tief liegt. In Locarno Monti konnte man im Laufe des Winters 380 Sonnenstunden geniessen, was aber leicht unterdurchschnittlich war.

Regional wenig Niederschlag

Die winterlichen Niederschlagssummen erreichten auf der Alpensüdseite, im Engadin sowie in Nord- und Mittelbünden zwischen 40 und 65 % der Norm 1991–2020. Es war die Fortsetzung einer ausgeprägten Niederschlagsarmut, die im Süden seit zwei Jahren anhält. Die letzte Periode mit häufig überdurchschnittlichen Monatssummen endete auf der Alpensüdseite im Februar 2021.

In den übrigen Gebieten brachte der Winter 2022/23 meist Niederschlagssummen zwischen 70 und 90 % der Norm 1991–2020.

Wenig Schnee

Die milden Verhältnisse und die geringen Niederschlagsmengen waren ungünstig für die alpine Schneedecke. In Arosa auf rund 1880 m Höhe erreichte die mittlere Schneehöhe von Dezember bis Februar nur 31 cm. Im Winter 2016/17 gab es letztmals einen ebenso tiefen Wert. Nur wenig höher lag die mittlere Schneehöhe in Arosa in den zwei Wintern davor.

Der definitive Bericht zum Winter 2022/23 ist ab dem 10. März 2023 in der Rubrik Publikationen verfügbar.