Extreme Trockenheit
Niederschlagsmangel ist nur ein Faktor, der zu Trockenheit oder Dürre beiträgt. Ein weiterer zentraler Faktor ist die Verdunstung. Folgende Abbildungen zeigen den Standardized Precipitation Evapotranspiration Index (SPEI) für lange Messreihen von MeteoSchweiz. Er kombiniert die beiden Faktoren und beschreibt, wie stark die Wasserbilanz (Differenz aus Niederschlag und Verdunstung) über einen bestimmten Zeitraum (hier: 12 Monate, z.B. relevant für Energiewirtschaft und Wasserversorgung) vom langjährigen Mittel abweicht. Ein negativer SPEI bedeutet trockenere Bedingungen im Vergleich zum langjährigen Mittel, ein positiver SPEI dementsprechend nassere Bedingungen. Unterschreitet der SPEI einen Wert von -2 ist es «extrem trocken», bei einem Wert über +2 «extrem nass».
Mehr Details zum SPEI: Trockenheitsindikatoren
Der SPEI macht deutlich, dass praktisch alle Landesteile über die letzten 12 Monate von einer extremen Trockenheit betroffen sind – nicht nur die inneralpine Region mit dem grössten relativen Niederschlagsdefizit, sondern auch das Mittelland, wo im heissen Sommer 2022 besonders hohe Verdunstung herrschte.
Wird der SPEI über den Zeitraum von 365 Tagen ab dem 20. Februar berechnet, belegt das aktuelle Jahr vom 20.2.2022 bis 20.2.2023 am Messtandort in Genève/Cointrin den ersten Rang seit Messbeginn 1864. Es war in Genf also über diesen 12-Monats-Zeitraum in der Vergangenheit noch nie trockener als heute. So ist es auch inneralpin in Engelberg und Davos. Am Messstandort in Zürich/Fluntern belegt der aktuelle 12-Monats-Zeitraum Rang 2. In Lugano ist es mit Rang 4 seit 159 Jahren ebenfalls enorm trocken.
Auch über andere Zeiträume betrachtet – z.B. ein Monat – sind die aktuellen Bedingungen mehrheitlich trocken. Es bleibt abzuwarten, was dies für den kommenden Frühling und Sommer 2023 bedeutet.