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Rekordschnee vor 17 Jahren

MeteoSchweiz-Blog | 05. März 2023
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Mit fast schon ein bisschen Wehmut denken wir Meteorologen an den 5. März 2006. Heute genau vor 17 Jahren versank die Alpennordseite im Schnee, so wie es kürzlich einige Mittelmeerinseln zu spüren bekamen. Wir machen heute einen Rückblick zum damaligen Schneeereignis auf der Alpennordseite.

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Synoptischer Ablauf

Ein Tief über dem Atlantik hatte sich zur Biskaya verlagert. Auf seiner Vorderseite floss aus Westen milde Atlantikluft von der Iberischen Halbinsel nach Frankreich. Gleichzeitig gelangte aber in den bodennahen Luftschichten aus Norden polare Kaltluft von den Benelux-Staaten ebenfalls Richtung Frankreich. Dies führte zu einer Verschärfung der Luftmassengegensätze über Mitteleuropa und damit zur Bildung einer Frontalzone, die sich in der Nacht auf den Samstag (4. März 2006) knapp nördlich der Schweiz positionierte und sich langsam zum Mittelland verlagerte. Im Norden und Nordwesten der Schweiz setzt sich die bodennahe Kaltluft bereits in der Nacht auf Samstag durch.

Im Laufe des Samstags verschärften sich die Temperaturgegensätze über dem Mittelland weiter. Nach Westen und auch nach Süden sind auf kurzen Distanzen sehr grosse Temperaturunterschiede festzustellen. Im Tagesverlauf drängte die Kaltluft allmählich Richtung Alpen vor. Über den Jura schaffte es die Kaltluft allerdings nicht, sondern gelangte schliesslich durch die Bise aus Nordosten ins westliche Mittelland. Am Nachmittag verschob sich die Luftmassengrenze vorübergehend rückwärts. Beispielsweise ging der Schnee in Grenchen oder auch in Alpnach kurzzeitig in Regen über.

Der weitere Vorstoss der Kaltluft erfolgte im Mittelland Richtung Südwesten schneller als das Eindringen in Richtung Thunersee. In Payerne (VD) meldete der Beobachter um 21 UTC Schneeregen, während in Thun und in Meiringen der Niederschlag immer noch in Form von Regen fiel.

Rekordschnee dank Gegenstromlage

Die Schneefälle, welche in der Nacht auf den 4. März 2006 einsetzten, blieben bis am 5. März sehr intensiv. Verantwortlich dafür war einerseits die markante Luftmassengrenze, die während etwa 36 Stunden nahezu ortsfest über der Alpennordseite verharrte. Während die Kaltluft polaren Ursprungs sich bodennah aus Norden in die Schweiz vorkämpfte, glitt über diese mit einer starken West- bis Südwestströmung feuchtmilde Atlantikluft hinweg. Die Meeresluft lieferte die Feuchtigkeit, welche durch die darunter geschobene Kaltluft angehoben wurde und damit den Niederschlagprozess über dem Flachland verstärkte. Die bodennahe Polarluft sorgte dafür, dass der Niederschlag sukzessive in die feste Form (also in Schnee) übergeführt wurde.
Insgesamt gab es vor allem gegen Norden hin aussergewöhnliche Neuschneemengen, während in den Alpen (bis auf wenige Ausnahmen) im Allgemeinen der Neuschneezuwachs recht gering ausfiel.
Im Mittelland der Deutschschweiz gab es verbreitet Neuschnee von über 30 cm. Allzeitrekorde gab es in Basel mit 49 cm, am Zürichberg (SMA) mit 54 cm und St. Gallen mit 60 cm.