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Klimadienstleistungen helfen peruanischen Bauern

MeteoSchweiz-Blog | 20. April 2023
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Im Unterschied zur Schweiz, wo man das ganze Jahr über mit Niederschlag rechnen kann, gibt es in den peruanischen Anden eine ausgeprägte Regenzeit im südhemisphärischen Sommer und eine Trockenzeit im dortigen Winter. Die Regenzeit ist für die Landwirtschaft in der Andenregion essentiell. In einem gemeinsamen Projekt unterstützte MeteoSchweiz den peruanischen Wetterdienst SENAMHI beim Aufbau von Klimadienstleistungen für den Agrarsektor.

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Im Projekt „Climandes“, das im Rahmen des Globalprogramms Klimawandel und Umwelt der DEZA umgesetzt wurde, ging es um die Förderung des Wissensaustauschs zwischen den nationalen Wetterdiensten der beiden Gebirgsländer. Das Projekt lief in zwei Phasen von 2012-2015 (Climandes 1) und 2016-2019 (Climandes 2). Eine der wichtigen Fragestellungen von Climandes 2 war eine detaillierte Untersuchung der Regenzeit in der Projektregion, den südlichen peruanischen Anden (Abbildung 1). Die Regenzeit ist für die Landwirtschaft in der Andenregion essentiell, da ein Teil der Bäuerinnen und Bauern über keine zusätzlichen Bewässerungsmöglichkeiten verfügt und für die Bewirtschaftung ihrer Felder allein auf die Niederschläge angewiesen ist. Zu diesem Thema gibt es für die gesamte Andenregion nur sehr wenige Studien. Für das Untersuchungsgebiet lagen zu Projektbeginn zudem noch keine klimatologischen Auswertungen vor. Für die lokale Bevölkerung, die von der Landwirtschaft lebt, sind solche Informationen zentral.

Regen von September bis Mai

Die Regenzeit in den südlichen peruanischen Anden zeigt ein ausgeprägtes Nordost-Südwest Muster. Im Mittel beginnt sie im Nordosten schon im September, im Südwesten hingegen erst zwischen Dezember und Januar (Abbildung 2a). Das räumliche Muster für das Ende der Regenzeit ist genau entgegengesetzt, im Mittel endet die Regenzeit im Südwesten schon im März, wohingegen sie im Nordosten bis Mai andauert (Abbildung 2b). Dies führt zu deutlich kürzeren Vegetationsperioden in Regionen, die weiter vom Amazonas entfernt liegen. Im Durchschnitt dauern die Regenzeiten im Nordosten bis zu acht Monate und im Südwesten unseres Untersuchungsgebiets nur drei Monate (Abbildung 2c).

Regenzeit bedeutet allerdings nicht, dass es in diesem Zeitraum täglich regnet. Je nach Region fällt an 20-55% der Tage kein Niederschlag (Abbildung 2d). Im Nordosten ist die mittlere Anzahl der Regentage etwa vergleichbar mit denen in den zentralen und östlichen Alpen in der Schweiz, im Süden des Untersuchungsgebiets liegt die Anzahl der Tage mit Niederschlag jedoch deutlich unter den jährlichen Regentagen in der Schweiz.

Auffallend sind die hohen jährlichen Schwankungen beim Anfang der Regenzeit. So liegen je nach betrachteter Station zwischen zwei und fünf Monate zwischen dem frühesten und dem spätesten Anfangsdatum. Eindeutige Trends in Anfang und Ende der Regenzeit konnten jedoch nicht gefunden werden.

Drei Hauptfaktoren bestimmen die lokalen Regenmengen

Die Regenmengen, die während der Regenzeit fallen (Abbildung 2d), hängen nicht nur von deren Dauer ab, sondern werden durch zwei weitere Hauptfaktoren bestimmt: durch die Entfernung zur Feuchtigkeitsquelle im östlich angrenzenden Amazonas-Tiefland (was zu einem Ost-West-Gefälle führt) und durch den tropischen Feuchtigkeitszufluss, der zu Niederschlägen entlang der Westhänge der Anden führt (was zu einem Nord-Süd-Gefälle führt). Ähnlich wie in den Alpen spielt auch die Topographie eine wichtige Rolle bei der Verteilung und Intensität der Niederschläge.

Die Niederschläge sind am höchsten im nordwestlichen Untersuchungsgebiet, hier fallen während der Regenzeit im Durschnitt Regenmengen die vergleichbar sind mit den mittleren Jahresniederschlägen im Schweizer Mittelland. Am wenigsten Niederschlag fällt entlang der südlichen Grenze zu Bolivien, am Titicacasee wo die durchschnittliche Regenmenge etwa einem Jahresniederschlag im Engadin entspricht.

In dieser Region um den Titicacasee treten auch die längsten Trockenepisoden während der Regenzeit auf. Im Mittel dauern die längsten Trockenepisoden während der Regenzeit hier etwa 13 Tage (Abbildung 2f), in einzelnen Jahren gab es im untersuchten Zeitraum (1981/1982 – 2010/2011) Trockenepisoden von bis zu 40 Tagen. Für die Landwirtschaft ist die maximale Dauer der Trockenheit von grossem Interesse. Während die meisten Pflanzen mit einigen wenigen trockenen Tagen zurechtkommen, können lange Trockenperioden potenziell schädliche Auswirkungen auf die Pflanzen haben, wenn keine Bewässerungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dies gilt insbesondere für kritischen Phasen des Pflanzenwachstums, wie z. B. bei der Aussaat oder der Blütezeit.

Verwendung der Ergebnisse aus Climandes

Die Einbindung von Projektergebnissen in die operationellen Klimadienstleistungen des peruanischen Wetterdienstes SENAMHI geht auch über die Projektlaufzeit hinaus. Die Bestimmung der Regenzeit anhand der in der unten verlinkten Publikation beschriebenen Methode wird aktuell am peruanischen Wetterdienst implementiert. Durch eine enge Einbindung von Nutzerinnen und Nutzern in die Entwicklung und Kommunikation der Wetter- und Klimainformationen, konnte sichergestellt werden, dass die Projektergebnisse nachhaltig genutzt werden. Erkenntnisse aus dem Dialog mit den Bäuerinnen und Bauern der Projektregion ermöglichten die Produkte so auszugestalten, dass sie verstanden und in die Entscheidungen miteinbezogen werden konnten.

Aufbauend auf dem Projekt Climandes, startete im Februar 2021 das eng an Climandes angelehnte und vom Adaptation Fund finanzierte Projekt ENANDES in den Ländern Peru, Chile und Kolumbien. Zudem ko-finanziert die DEZA diese Initiative seit November 2022 durch das Projekt ENANDES+ in den Ländern Argentinien, Bolivien und Ecuador. Somit wird das Ziel von Climandes durch ENANDES und ENANDES+ verankert und praktisch auf den gesamten Andenbogen ausgeweitet, indem die nationalen Wetterdienste besser für die Herausforderungen in einem sich ändernden Klima aufgestellt werden, um unter anderem die Bauern mit verbesserten Wetter- und Klimadienstleistungen zu unterstützen.

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