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Sonne im Norden, Schauer in den Alpen und im Süden

MeteoSchweiz-Blog | 05. Juni 2023
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Im Norden limitiert der fehlende Feuchtegehalt der Luft derzeit die Niederschlagsbereitschaft. Es überwiegt sonniges Wetter bei sommerlichem Temperaturniveau. Anders im Süden und in den Alpen, wo die Luft feuchter ist: Dort formieren sich derzeit täglich Schauer und einzelne Gewitter.

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Ruhiges Sommerwetter

Das Wetter an diesem Montag, 5. Juni 2023, reiht sich nahtlos ein in die laufende Serie trockener, warmer Tage mit Bise im Flachland und einzelnen Schauern über den Bergen. Lassen wir ein paar Bilder sprechen:

Nach nassem Mai nun gebietsweise Trockenheit

Noch vor wenigen Wochen herrschte eine nasse und trübe Witterung MeteoSchweiz-Blog zum Monat Mai. In starkem Kontrast dazu schreiben wir an dieser Stelle aktuell fast täglich vom stabilen, umfangreichen Hoch über Nordwesteuropa und der trockenen Bisenströmung, welche letzteres in Teilen der Schweiz bewirkt. Nicht erstaunlich, dass die oberen Bodenschichten gebietsweise schon wieder ausgetrocknet sind. Der Blog von unseren KollegInnen in Genf widmet sich heute ausführlicher den ausbleibenden Niederschlägen:

Fehlende Feuchtigkeit

Üblicherweise bringen in dieser Jahreszeit Schauer und Gewitter regelmässige Niederschläge. Im Süden und in geringerem Ausmass in den Alpen ist das momentan der Fall, nicht aber im Flachland. Zur Schauer- und Gewitterbildung braucht es Labilität, hinreichend Feuchtigkeit sowie einen Auslösemechanismus, um die Wolken- und Niederschlagsentwicklung initial in Gang zu bringen.

Für die Auslösung von Schauern und Gewittern spielt die Topographie in der Schweiz eine wichtige Rolle. Über unseren Bergen und Hügeln entwickelt sich in dieser Jahreszeit die Thermik so zuverlässig, dass es faktisch nie an Auslösemechanismen zur Bildung von Quellwolken fehlt. Deren weiteres Wachstum zu Schauer- und Gewitterwolken ist von den beiden anderen Faktoren abhängig.

Die Labilität wäre dieser Tage durchaus vorhanden, wie die obige Karte der Temperaturdifferenz zwischen den 850 und 500 hPa Druckniveaus zeigt. Es ist ein simples, aber robustes Mass für die mittlere vertikale Temperaturabnahme in den unteren bis mittleren Luftschichten der Troposphäre. Auf der Alpennordseite sowie in den Alpen liegen die Werte mit 27 bis 29 Grad im mässigen bis hohen, im Süden knapp im mässigen Bereich.

Trockene Luft im Norden, mehr Feuchte im Süden

Ganz anders präsentiert sich die Situation bezüglich dem Feuchteangebot. Um dieses zu quantifizieren nutzt man im Zusammenhang mit sommerlichen Schauer- und Gewitterprognosen gerne das «Total Precipitable Water», das gesamte in der Luft theoretisch zur Wolken- und Niederschlagsbildung verfügbare Wasser (nachfolgend kurz TPW genannt).

In der Satellitenbild-Animation sind zunächst einmal die Wolken in Grau-Weisstönen dargestellt, dichte Bewölkung erscheint in Weiss. Ein Tiefdruckgebiet über Norditalien erfasste randlich auch die Südostschweiz mit oft dichter Bewölkung und zeitweiligem Niederschlag. Dort, wo keine Wolken die Sicht des Sensors auf den Boden einschränken, kann das TPW mit Hilfe des Wettersatelliten abgeschätzt werden. Die farbigen Flächen zeigen das so ermittelte TPW. Die Zahlenwerte zeigen dieselbe Grösse gemessen mittels Radiosondenaufstiegen von heute Montag, 5. Juni 2023 (00 UTC).

Der Unterschied zwischen der Nord- und Südseite der Alpen ist deutlich: Von Mittel- und Süddeutschland herkommend wird mit der Bise Luft mit einem geringen Feuchtegehalt von 15-20 mm Wasser (pro Quadratmeter) zu den nördlichen Landesteilen geführt. Südlich der Alpen beträgt der Wassergehalt 30 bis 35 mm, was als mässig bis hoch taxiert werden kann.

Bei genauer Betrachtung obiger Animation fallen die etwas erhöhten Feuchtewerte von 20 bis 25 mm im Bayrischen Alpenvorland bzw. im benachbarten Inntal (Radiosondierung Innsbruck) auf. Die Luft, welche heute mit Bise die nordöstlichen Landesteile erreicht hat, stammte just aus diesen Gebieten, wie die nachfolgenden Rückwärtstrajektorien für Vaduz illustrieren. In den zentralen und östlichen Voralpen und Alpen bildeten sich am Nachmittag immerhin noch isolierte Schauer, während das in der Luft verfügbare Wasser über dem Flachland lediglich zur Bildung von Quellwolken reichte.

Anfeuchtung in der zweiten Wochenhälfte

Momentan zeigen die numerischen Vorhersagemodelle eine Änderung der generellen Windrichtung auf Südwest und damit eine markante Anfeuchtung der Luft auf das kommende Wochenende.

Sollten sich diese Prognosen bewahrheiten, dürfte sich in den momentan trockenen Gebieten der Alpennordseite ebenfalls eine erhöhte Schauer- und Gewitterbereitschaft einstellen und gebietsweise Regen fallen. Wir halten Sie, liebe Blogleserschaft, mit täglich aktualisieren Vorhersagen und Analysen auf dem Laufenden.