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Die Rekorde purzeln

MeteoSchweiz-Blog | 21. August 2023
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Ein kräftiges Höhenhoch und heisse Luft subtropischen Ursprungs sorgt derzeit für meist sonniges und aussergewöhnlich warmes Sommerwetter. Nicht nur an zahlreichen Messstationen wurden für die zweite Augusthälfte neue Temperaturrekorde aufgestellt, auch die Nullgradgrenze stieg auf rekordhohe 5298 Meter.

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In den letzten Tagen machten wir in unseren Blogs und Wetterberichten einige Male auf die bevorstehende, aussergewöhnliche Wetterlage aufmerksam, so zum Beispiel am 15. August, am 19. August oder am 20. August. Nun lieferte das Wetter tatsächlich das, was die Prognosemodelle einige Tage im Voraus zeigten.

Nicht nur an zahlreichen Messstationen wurden für die zweite Augusthälfte neue Rekorde der Höchsttemperatur aufgestellt, auch die Nullgradgrenze stieg in der Nacht zum Montag auf rekordhohe 5298 Meter. Die Hitzewelle findet derzeit nicht nur am Boden statt, auch weit über unseren Köpfen wurde es in der mittleren Troposphäre in etwa 5.5 km Höhe (500-hPa-Niveau) rekordwarm. Dies alles ist der Ausdruck eines aussergewöhnlich kräftigen und vertikal mächtigen Hochdruckgebiets. Es ist gefüllt mit heisser Luft aus Südwesteuropa und Nordafrika.

Nullgradgrenze

In der Nacht zum Montag, 21. August 2023, wurde die Nullgradgrenze beim Wetterballonaufstieg über Payerne in einer Höhe von 5298 Metern ü. M. gemessen. Das ist ein neuer Rekord. Gemessen wird bei den Radiosondenaufstiegen gewöhnlich zweimal täglich seit dem Jahr 1954. Die bisher höchste Nullgradgrenze wurde erst letzten Sommer im Juli 2022 registriert.

In dieser Höhe hat die direkte Sonneneinstrahlung und die tageszeitliche Erwärmung der Erdoberfläche praktisch keinen Einfluss mehr auf den Tagesgang der Temperatur. So macht es keinen Unterschied, ob in der Nacht oder am Tag gemessen wird. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die höchste Nullgradgrenze während einer bestimmten Wetterlage auch mitten in der Nacht auftreten kann.

Temperatur

Nicht nur die Nullgradgrenze, sondern auch die Temperatur in der Höhe stieg auf noch nie zuvor gemessene Werte. Repräsentativ für die mittlere Troposphäre ist das 500-hPa-Niveau, das im Mittel in etwa 5.5 km Höhe liegt. In diesem Niveau wurde bei der Radiosondierung am Sonntag, 20. August 2023 eine Temperatur von -5.0 °C gemessen. Das ist ebenfalls ein neuer Rekord und zeigt, dass das Hochdruckgebiet bis in grosse Höhen gefüllt ist mit aussergewöhnlich warmer Luft.

Geopotential

Das aktuelle Hochdruckgebiet ist vor allem in der Höhe aussergewöhnlich stark ausgeprägt. So wie der Luftdruck am Erdboden die Hoch- und Tiefdruckgebiete anzeigt, so wird mit dem Geopotential die Ausprägung von Höhenhochs und Höhentiefs ausgedrückt. Am 21. August 2023 stieg das Geopotential bei der Radiosondierung im 500-hPa-Niveau auf 5971 gpm (geopotentielle Meter). Das ist der dritthöchste Wert seit Messbeginn. Im Gegensatz dazu zeigt der Luftdruck am Boden mit etwa 1020 hPa zwar schönes Wetter an, ist aber nicht auffällig hoch.

Es war, es ist und es bleibt heiss

In den letzten zwei Tagen wurden an zahlreichen Messstationen bereits neue Rekorde der Höchsttemperatur für die zweite Augusthälfte aufgestellt, unter anderem in Schaffhausen, Zürich-Kloten, Wädenswil, Wynau, Bern-Zollikofen, Interlaken, Fribourg, Lausanne, Nyon, auf dem Napf, auf der Cimetta und im Münstertal. Heute Montag steigen die Temperaturen bis am frühen Abend auf ähnliche Höchstwerte. Und auch in den nächsten Tagen geht es hochsommerlich heiss weiter. Die Hitzewelle ist für eine zweite Augusthälfte nicht nur intensiv, sondern auch aussergewöhnlich lang. Dementsprechend sind unsere Warnungen weiterhin aktiv und gelten mindestens bis am Donnerstag.