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Ein Rückblick auf die Pollensaison 2023

MeteoSchweiz-Blog | 16. August 2023
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Bald geht eine sehr frühe und besonders bei den Gräserpollen eine intensive Pollensaison zu Ende. Während im April die Niederschläge immer wieder für pollenarme Tage sorgten, war dies im Juni nicht mehr der Fall. Wir blicken zurück auf den Verlauf der Pollenkonzentrationen im ersten Halbjahr 2023.

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Schon Anfang Januar starker Haselpollenflug

Die Blüte der Haselsträucher startete auf der Alpennordseite ab Ende Dezember und gehörte damit zu den frühesten der gesamten Pollenmessreihe. Die Haselpollensaison begann mit drei bis vier Wochen Vorsprung auf das Mittel von 1991-2020. Aussergewöhnlich im Vergleich mit den Vorjahren war, dass während der ganzen ersten Januarhälfte mässig bis starker Haselpollenflug gemessen wurde. Der Grund für diese sehr frühe Blüte lag an den sehr milden Temperaturen vom 20. Dezember bis zum 15. Januar. Im Tessin war der Wärmeüberschuss im Dezember nicht ganz so gross wie auf der Alpennordseite, weshalb für einmal die Haselblüte im Tessin leicht später begann als auf der Alpennordseite. Ab Mitte Januar wurde die Haselpollensaison vor allem auf der Alpennordseite durch eine markante Abkühlung mit Schnee bis in tiefe Lagen unterbrochen. Erst ab Mitte Februar kam es zu einer zweiten Phase mit starkem Haselpollenflug, die bis gegen Ende Februar dauerte. In dieser Phase blühten die Haselsträucher vom Flachland bis auf über 1000 m und die Konzentrationen waren deutlich höher als während der ersten Januarhälfte.

Die ersten Erlenpollen traten gleichzeitig mit den Haselpollen Ende Dezember auf der Alpennordseite auf. Der erste Tag mit starken Belastungen durch Erlenpollen wurde im Tessin am 3. Februar registriert und auf der Alpennordseite am 18. Februar, kurz nachdem die Tagesmaximumtemperatur mehr als 10 °C erreichte. Im Tessin lag dieses Datum eine knappe Woche früher als im Mittel der 30-jährigen Vergleichsperiode, auf der Alpennordseite lag es etwa im Mittel. Die Hauptsaison konzentrierte sich auf die milden Tage in der zweiten Februarhälfte. Anfang März wurden nur noch an wenigen Stationen einzelne Tage mit starkem Pollenflug gemessen.

Birken- und Eschenpollensaison durch Niederschläge immer wieder unterbrochen

Das kühle und regenreiche Wetter im April war für Personen mit einer Pollenallergie sicher willkommen. Auf der Alpennordseite wurden Birkenpollen regelmässig durch die Niederschläge aus der Luft ausgewaschen, so dass die Konzentrationen jeweils nach 2 - 3 Tagen mit starkem Pollenflug wieder auf schwache bis mässige Werte zurückgingen. Zudem wurden nur wenige Tage mit sehr starken Belastungen gemessen. Auf der Alpensüdseite und im Wallis hingegen war der Birkenpollenflug bis gegen Ende April an vielen Tagen stark. Begonnen hatte die Birkenpollensaison wenige Tage früher als im Mittel. Im Tessin begann sie am 20. - 23. März mit einem raschen Anstieg auf starke Belastungen. Auf der Alpennordseite startete die Pollensaison zwischen dem 25. und 30. März, wobei ab Ende März die ersten Tage mit starkem Pollenflug registriert wurden. Bis Ende April, Anfang Mai konnten Tage mit starkem Pollenflug gemessen werden. Das Saisonale Pollenintegral (die Summe der täglichen Pollenkonzentrationen) war tiefer als normal. Das wurde erwartet, da die Bäume nach der sehr starken Blüte im letzten Jahr deutlich weniger Blütenkätzchen bildeten.

Im Tessin begann die Eschenpollensaison am 10.-12. März, wenige Tage vor dem Mittel der Normperiode 1991-2020. Auf der Alpennordseite begann die Saison zwischen dem 17. und 23. März, je nach Messstation 3 – 9 Tage früher als im Mittel. Der Start der Saison fiel in eine milde und meist trockene Phase im März. Vor der lokalen Blüte der Eschen konnten einzelne Tage mit schwachen und teilweise mässigen Konzentrationen von Eschenpollen gemessen werden, die mit Südwestwinden über grössere Distanzen in die Schweiz transportiert wurden.

Die Eschenpollensaison war etwas schwächer als im Mittel. Auf der Alpennordseite wurde der Pollenflug durch Niederschläge immer wieder unterbrochen. Am stärksten war die Pollenbelastung Ende März und um die Ostertage vom 9. – 11. April.

Sehr intensiver Gräserpollenflug Ende Mai und im Juni

Die Gräserpollensaison begann im Tessin schon Ende März. Ein so früher Beginn mit einem Vorsprung von 2 - 3 Wochen auf das Mittel, wurde in den letzten Jahren häufiger beobachtet. Ab der zweiten Aprilhälfte stieg der Pollenflug im Tessin auf starke Belastungen an. Auf der Alpennordseite traten Gräserpollen regelmässig gegen Ende April auf, nur wenige Tage vor dem Mittel. Da es im Mai immer wieder regnete, blieben die Konzentrationen bis zur Monatsmitte mit wenigen Ausnahmen nur mässig. Mit dem Einsetzen der sommerlichen Temperaturen und viel Sonnenschein ab dem 21. Mai explodierten die Gräserpollenkonzentrationen. Die Wiesen waren wegen der ausreichenden Bodenfeuchte gut entwickelt und standen überall in Vollblüte. Wegen dem nassen Wetter konnten sie vorher nicht gemäht werden.

Zudem verbreitete die Bise die Pollenkörner sehr effizient. Es begann eine sehr lange Phase bis Ende Juni mit fast durchgehend starker und sehr starker Belastung, welche bei den betroffenen Personen zu ausgesprochen starken Allergiereaktionen führte. Die Anzahl der Tage mit starkem Pollenflug war bei den meisten Messstationen der Alpennordseite sehr hoch. Ab Juli nahmen die Pollenkonzentrationen ab, obwohl der Schwellenwert zur starken Belastung an einzelnen Tagen weiterhin überschritten wurde.

Ende in Sicht

Im August ist in der ganzen Schweiz die Zeit mit starkem Gräserpollenflug vorbei und es treten höchstens noch schwache bis mässige Gräserpollenkonzentrationen auf.

Von Ende Juli bis Anfang September ist im Wallis der Beifusspollenflug stark. In den übrigen Gebieten der Schweiz spielen Beifusspollen eine geringe Rolle. Ab August kann es vor allem im Tessin und im Genferseegebiet Ambrosiapollen in der Luft haben, wobei ein grosser Teil dieser Pollen mit dem Wind aus Frankreich oder Italien hertransportiert wird.

Die neue automatische Messmethode im Vergleich mit der Klimatologie

Als erster Wetterdienst weltweit betreibt MeteoSchweiz seit Anfang 2023 ein automatisches Pollenmessnetz. Dank den Messungen in Echtzeit können die Vorhersagen der Pollenbelastung stark verbessert werden. Der Verlauf der Pollensaison der automatischen und der alten Methode stimmt sehr gut überein. Die absoluten Werte der täglichen Pollenkonzentrationen der automatischen und manuellen Messung unterscheiden sich jedoch für einige Pollenarten; bei den vorgestellten Arten vor allem für Hasel und Birke. Das macht die Beurteilung der Stärke der Pollensaison im Vergleich mit der Vergangenheit für diese Arten schwierig. Eine genaue Beurteilung wie stark die aktuelle, automatisch gemessene Pollensaison war, kann erst gemacht werden, wenn mehr über das unterschiedliche Messverhalten der beiden Messgeräte bekannt ist und die Daten der Vergleichsperiode durch Homogenisierung an die neuen Daten angepasst worden sind.

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