Ein weltweites Förderband im Ozean
Im Vergleich zu ähnlich nördlichen Regionen wie Kanada oder Russland ist das Klima bei uns in Europa deutlich milder. So können in Schottland Palmen wachsen, wo auf gleicher geografischer Breite in Kanada nur Moose und Flechten gedeihen. Dies verdanken wir grösstenteils den Meeresströmungen im Atlantik. Wir wollen hier näher auf die sogenannte Atlantische meridionale Umwälzzirkulation, auf Englisch «Atlantic Meridional Overturning Circulation», kurz AMOC, eingehen und wie sie unser Klima in Europa prägt.
Die AMOC transportiert warmes Wasser aus Äquatornähe zu uns nach Europa. Sie ist Teil der noch grösseren sogenannten Thermohalinen Zirkulation, die den gesamten Globus umspannt. Sie wird auch manchmal also globales Förderband bezeichnet. Die Thermohaline Zirkulation wird angetrieben durch Dichteunterschiede des Meerwassers. Diese kommen durch unterschiedliche Wassertemperaturen und variierenden Salzgehalt zustande. Wie in Abbildung 1 ersichtlich ist, fliesst die AMOC zuerst an der Oberfläche (in rot) entlang der Ostküste Amerikas nach Norden, bevor sie auf der Höhe von Florida Richtung Nordosten abbiegt und in Europa für ein relativ warmes und feuchtes Klima sorgt.
Das Wasser gibt seine Wärme an die kühlere Atmosphäre ab und kühlt dadurch selber aus. Dabei ist es von Bedeutung, dass die Atmosphäre Grossteils nur im Winter kälter ist als der Ozean. Der Effekt der AMOC ist deshalb vor allem im Winter wichtig für das Klima in Europa. Zusätzlich verdunstet in den Subtropen einiges an Wasser, was dazu führt, dass der Salzgehalt auf dem Weg der Strömung Richtung Norden zunimmt. In den hohen Breiten angekommen, ist das Wasser nun kalt und salzig und dadurch sehr schwer – es sinkt in die Tiefe. Als kalter Strom fliesst es dann in bis zu 3000 m Tiefe wiederum entlang der Ostküste Amerikas zurück nach Süden, wo es rund um die Antarktis und in anderen Küstenregionen wieder Richtung Oberfläche strömt.