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NinJo - Wie die Zeit vergeht

MeteoSchweiz-Blog | 08. November 2023
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Heute wurde in der Wetterzentrale eine neue Version unserer Visualisierungs- und Produktionssoftware NinJo installiert. Zeit für einen Blick in die Historie auf ausgewählte Schlaglichter von den Anfangstagen von NinJo bis heute.

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Gemeinschaftsentwicklung

NinJo ist eine Gemeinschaftsentwicklung der nationalen Wetterdienste aus Dänemark, Deutschland, Kanada und der Schweiz sowie der Deutschen Bundeswehr.

Die Ursprünge von NinJo reichen bis 2000 zurück, als der Deutsche Wetterdienst und die Deutsche Bundeswehr die Entwicklung einer gemeinsamen Visualisierungssoftware beschlossen. Bereits 2001 traten der Dänische Wetterdienst und MeteoSchweiz dem Entwicklungskonsortium bei, 2003 folgte schliesslich noch Kanada.

In den Anfangsjahren von NinJo stand das System in der Wetterzentrale im Parallelbetrieb testhalber zur Verfügung. Der Blogverfasser erinnert sich noch an eine Version NinJo 1.2 … lang lang ist’s her.

Bereits im Parallelbetrieb waren Radar-/Satellitendaten, Bodenbeobachtungen und Modelldaten in NinJo verfügbar. Die verschiedensten Daten wurden bereits in vorkonfigurierten Favoriten zusammengefasst.

2009

Ein Meilenstein von NinJo war das damalige Projekt NEWA («Neue Warnungen»). NEWA fasste den «Zoo» an verschiedensten Tools zur Warnerstellung (es gab gesonderte Tools für Gewitterwarnungen, Frostwarnungen, Warnungen für Flugplätze/Seen, flächige Unwetterwarnungen) mit NinJo in einer Applikation zusammen. Eine weitere grosse Verbesserung war die deutlich feinere Aufteilung der ehemals 14 Warnregionen. Mittlerweile verwenden wir 159 Warnregionen für flächige Warnungen und 51 Objekte für Flugplatz-bzw. Seewarnungen.

Bereits 2009 war unser Sitzungskonzept im Einsatz: In einer NinJo-Instanz konnten bereits mehrere Fenster mit verschiedensten Daten visualisiert werden. Die Performance von NinJo war in den Anfangsjahren u.a. hardware-seitig noch eingeschränkt. Beispielsweise durften Animationen nur höchst sparsam eingesetzt werden.

2010

Bereits 2010 führten wir Meteogramme ein. U.a. einen Vorläufer der heutigen Visualisierung unserer SwissMetNet-Daten und ein Meteogramm zur Überwachung von Gradienten.

2011 bis 2013

Die Jahre 2011 bis 2013 standen im Zeichen zahlreicher Performance-Verbesserungen und die Bedienfreundlichkeit wurde optimiert. Tastatur-Shortkeys erlauben mittlerweile eine effiziente Bedienung von NinJo und die PC-Maus darf sich Pausen gönnen.

Seit Herbst 2012 können bis 8 NinJo-Instanzen auf einem PC gestartet werden. In der Wetterzentrale am Flughafen Zürich-Kloten verwenden wir seit Dezember 2012 6 Monitore pro PC, was die volle NinJo-Daten-Dröhnung erlaubt.

2014

Seit 2014 können wir direkt in NinJo mit Bodendaten rechnen. Laufend aktualisierte 24-stündige Niederschlagssummen, Tageshöchsttemperaturen bis zur aktuellen Uhrzeit usw. stehen den Forecastern im gewohnten NinJo-Design zur Verfügung.

2016

Der ehemals händisch auszufüllende Gewitter-Check kann neu in NinJo interaktiv ausgefüllt werden. Im Hintergrund wirbelt die NinJo-eigene «NinJo formula Language» und führt die vorprogrammierten Berechnungen durch.

Erste Ensemble-Daten werden mit NinJo visualisiert.

Der Wechsel von UNIX- auf LINUX-Server bringt ab Dezember 2016 eine massive Performance-Verbesserung. Der Visualisierung von Modelldaten sind kaum mehr Grenzen gesetzt.

2017

Der temporär am 1. April 2017 operationell gegangenen Wettermanipulationskomponente von NinJo war leider ein nur sehr kurzes Leben vergönnt.

2018

Es ist soweit: Unser NinJo-System kann Ensemble-Meteogramme visualisieren.Nebst dem IFS-Ensemble nutzen wir das hauseigene COSMO-2E Ensemble.

2019

Die WMS-Funktionalität («Web Map Service») wird eingeführt und erlaubt den Zugriff auf «extern» vorliegende Daten. Den Anfang machen bei MeteoSchweiz IFS Ensembledaten, 2021 folgen u.a. COPERNICUS-Produkte zur Saharastaubvorhersage.

ARS-Meldungen (special air reports: Pilotenmeldungen zu stark fluggefährdenden Phänomenen wie Turbulenz, Vereisung …) von Flugzeugcrews werden neu in NinJo visualisiert und überwacht.

2020 bis 2023

Wie all’ die Jahre zuvor wird NinJo stetig weiterentwickelt. Zahlreiche Verbesserungen im «Hintergrund» sind im Prognosedienst nicht sichtbar, machen NinJo aber fit für die Zukunft.

Seit 2022 stehen uns die präoperationellen Daten der neuen Modelgeneration ICON auch in NinJo zur Verfügung.

Und in Zukunft?

«Weiter, immer weiter» ist die Devise. Die beteiligten Wetterdienste sprechen seit den Anfangstagen von NinJo ihre Entwicklungsbedürfnisse ab und priorisieren die anstehenden Arbeiten. Der nächste Meilenstein von NinJo bei MeteoSchweiz wird ab Ende 2024 die TAF-Produktion mit NinJo sein. TAF steht für «terminal aerodrome forecast», eine codierte Flugplatz Wettervorhersage.

Von 2000 bis 2023 ist eine sehr lange Zeit, insbesondere in der Informatik. Da stellt sich uns unweigerlich die Frage: Warum wird NinJo noch weiterentwickelt, obwohl es bereits so alt ist? Ganz einfach – weil NinJo gut ist!