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In diesem November, Herbst und Jahr wurden weltweit die höchsten Temperaturen verzeichnet

MeteoSchweiz-Blog | 13. Dezember 2023
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Laut Copernicus, dem europäischen Dienst zur Überwachung des Klimawandels, waren der vergangene November und Herbst weltweit die wärmsten, die seit 1940 erfasst wurden. Der Gesamtzeitraum von Januar bis November 2023 ist ebenfalls der wärmste jemals beobachtete – nach 2016, dem Jahr, das derzeit den Temperaturrekord hält. Das bedeutet, dass das Jahr 2023 als das wärmste aufgezeichnete Jahr aller Zeiten enden wird.

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Sechs Monate und zwei Jahreszeiten mit Rekordwerten

Seit dem Beginn der Datenreihe im Jahre 1940 weist das aktuelle Jahr bezüglich globaler Temperaturmittelwerte bereits sechs Rekordmonate und zwei Rekordjahreszeiten auf: Die Monate Juni bis November waren die wärmsten, die je aufgezeichnet wurden. Ebenso unvergleichbar warm waren die Sommer- und Herbst-Jahreszeiten. Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus Climate Change Service, reiht ein: "Solange die Treibhausgaskonzentrationen weiter ansteigen, können wir keine andere (Klima-)Entwicklung als in diesem Jahr erwarten. Die Temperatur wird weiter steigen und damit auch die Schwere der Auswirkungen von Hitzewellen und Dürren. Das schnellstmögliche Erreichen von Netto-Null-Emissionen ist ein wirksames Ziel, um die Klimarisiken zu minimieren".

Nach Schätzungen von Copernicus wurde in diesem Jahr an mehr als einem Drittel aller Tage eine globale Durchschnittstemperatur von mehr als 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau gemessen.

Rekordmonat November

Der November 2023 war mit einer Durchschnittstemperatur von 14,22°C der weltweit wärmste seit 1940 verzeichnete Monat (Abb. 1). Er lag damit 0,85°C über dem Mittel von 1991-2020 und 0,32°C über dem bisher wärmsten November des Jahres 2020. Die globale Monats-Temperaturanomalie für November 2023 entsprach der des Oktobers 2023 und lag damit einzig unter derjenigen des Septembers 2023 (+0,93°C über dem Mittel 1991-2020). Der gesamte November war etwa 1,75°C wärmer als der geschätzte November-Durchschnitt für den vorindustriellen Referenzzeitraum 1850-1900.

Abbildung 2 zeigt die räumliche Verteilung der Lufttemperaturabweichung im November 2023. Neben weiten Teilen Kontinentaleuropas lagen die Temperaturen auch in den zentralasiatischen Republiken und den nördlichen Teilen Sibiriens und Nordamerikas, in fast ganz Afrika und in den nördlichen und zentralen Teilen Südamerikas über dem Normalwert. Die hohen Temperaturen in Brasilien waren die Ursache für aussergewöhnlich trockenen Bedingungen, die im Amazonasbecken beobachtet wurden.

Auch in Westaustralien und im Osten der Antarktischen Halbinsel lagen die Temperaturen deutlich über dem Durchschnitt. Unterdurchschnittliche Temperaturen wurden nur auf einem kleinen Teil der Kontinente registriert: Neben Skandinavien und Spitzbergen war es in Teilen der Antarktis, im Süden Chiles und Argentiniens, am Horn von Afrika, im Südosten Kanadas, in der Mongolei und in Nordchina kälter als üblich.

Die Lufttemperaturen über den Ozeanen waren in weiten Teilen der Erde überdurchschnittlich hoch, verbunden mit rekordhohen Meeresoberflächentemperaturen. Die Lufttemperaturen lagen im Osten der antarktischen Halbinsel über dem Durchschnitt, wobei die Meereisbedeckung weiterhin unter dem Normalwert lag, wenn auch weniger ausgeprägt als zu Beginn des Jahres. Weitere Ozeanregionen mit eher überdurchschnittlichen Temperaturen gab es auch nördlich der Antarktis, im südlichen Indischen Ozean und in einigen südlichen Teilen des Atlantik- und Pazifikbeckens.

Die Lufttemperaturen lagen im Nordatlantik und im Nordpazifik, östlich von Japan und – insbesondere wegen dem aktuell herrschenden El Niño Ereignis – auch in weiten Teilen des Tropengürtels über dem Durchschnitt von 1991-2020. Unterdurchschnittlich waren die Temperaturen in weiten Teilen der restlichen antarktischen Küste, sowie in einem Gürtel, der sich im Westen bis ins südliche Südamerika, im Osten bis nach Australien und in mehreren anderen relativ kleinen Gebieten erstreckt. Ein Band kalter Temperaturen erstreckt sich von Grönland bis Spitzbergen. In dieser Region war die Ausdehnung des Meereises höher als üblich.

Grosse regionale Unterschiede in Europa

In Europa wichen die Temperaturen im November 2023 stark von den klimatologischen Normwerten 1991-2020 ab. In Skandinavien und den angrenzenden Regionen, im Osten des Vereinigten Königreichs sowie in den Zentral- und Ostalpen lagen die Temperaturen unter dem Durchschnitt. In Zentralnorwegen betrug die negative Anomalie gar mehr als 7°C, womit die Temperaturen dort tiefer waren als in jedem anderen Jahr der Referenzperiode. In Mittelschweden wurde der kälteste November seit 2010 verzeichnet. In Mittel- und Südeuropa hingegen wurden überdurchschnittlich hohe Monatstemperaturen verzeichnet. Auf kontinentaler Ebene lag die durchschnittliche Monatstemperatur 0,48 °C über der Norm 1991-2020, und damit 1,26 °C unter den Werten des Novembers 2015, dem bisher wärmsten November in Europa.

Regnerischer November über Europa

In weiten Teilen Europas war der November 2023 überdurchschnittlich nass: Der Sturm Ciarán traf viele Regionen, darunter auch Italien, und verursachte starke Niederschläge und Überschwemmungen. Im Gegensatz dazu war der Monat in Island und weiten Teilen Skandinaviens, im Norden des Vereinigten Königreichs, in Teilen Spaniens, im Osten Griechenlands und in Teilen Westrusslands überdurchschnittlich trocken.

Ausserhalb Europas wurden in mehreren Regionen überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen verzeichnet, so im westlichen Teil Nordamerikas, im Norden der USA, in weiten Teilen Eurasiens, um das Horn von Afrika, in Pakistan, Indien sowie in Bangladesch. In mehreren Regionen der USA, Zentral- und Ostasiens sowie im grössten Teil der extratropischen Südhemisphäre fielen weniger Niederschläge als im langjährigen Mittel. Diese Anomalie war besonders in Südamerika ausgeprägt: Ein Effekt, der während El Niño-Phasen gehäuft auftritt.

Der wärmste Herbst seit langem

Neben dem Rekordmonat November wurde auch für den gesamten Herbst 2023 ein mit Abstand neuer Höchstwert für die globale Mitteltemperatur aufgestellt. In der nördlichen Hemisphäre betrug die Durchschnittstemperatur im September, Oktober und November 15,3 °C. Das sind 0,43 °C mehr als der bisherige Rekord im Herbst 2020 und 0,88 °C mehr als die Norm 1991-2020. Für Europa war dies der zweitwärmste Herbst nach 2020, als die saisonale Durchschnittstemperatur lediglich um 0,03 °C höher lag.

November und Herbst 2023 in der Schweiz

Der November war in den meisten Regionen der Schweiz ausserordentlich nass. In weiten Teilen der Alpennordseite und des Wallis betrug der durchschnittliche Novemberniederschlag mehr als das Doppelte, in einigen Regionen sogar mehr als das Dreifache der Norm 1991-2020. Für mehr als 100 Messstationen war dies der nasseste November seit Beginn der Messreihen. Auf der Alpensüdseite und in weiten Teilen Graubündens hingegen fielen unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Die durchschnittliche Monatstemperatur lag 0,2 °C unter der Norm 1991-2020.

Aufgrund der überdurchschnittlich milden Monate September und Oktober war der Herbst 2023 in der Schweiz dennoch lokal der wärmste seit Beginn der Messungen. Auf nationaler Ebene war der September der wärmste Monat, der Oktober der zweitwärmste. Die hohen Temperaturen wurden von viel Sonnenschein begleitet, was lokal zum sonnigsten Herbst seit Beginn der Messungen führte, auch wenn der November in weiten Teilen der Schweiz als sonnenärmster Monat seit langem zählte.

Der umfassende Überblick zum Herbst und November 2023 in der Schweiz ist auf der Webseite von MeteoSchweiz in der Rubrik Publikationen zu finden.