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Die Nordatlantische Oszillation (NAO)

MeteoSchweiz-Blog | 23. Januar 2024
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Aktuell wird das Wetter durch atlantische Tiefdruckgebiete bestimmt, die über Nordeuropa ziehen. Doch was beeinflusst die Grosswetterlage die gegenwärtig für windige und für die Jahreszeit milde und wechselhafte Verhältnisse sorgt? Eine Erklärung liefert die Nordatlantische Oszillation (NAO): Sie beeinflusst entscheidend Wetter- und Klima in Europa.

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Milde Aussichten

Wie bereits im Blog vom 21. Januar 2024 beschrieben hat sich aktuell - nach einer Phase kälterer Witterung - Tauwetter eingestellt. Der Blick auf die Temperaturprognosen zeigt, dass die aktuelle, wie auch die kommende Woche für die Jahreszeit ausgesprochen mild ausfallen dürfte.

Aktuelle Grosswetterlage

Die Grosswetterlage in Europa wird massgeblich von zwei Druckgebieten bestimmt: Dem Azorenhoch und dem Islandtief (vergleiche Abbildung 2).

Sie sind einmal stärker und mal schwächer ausgeprägt, sind aber fast immer vorhanden. Schaut man das Geopotential auf 500 hPa der aktuellen Kalenderwoche an (siehe Abbildung 3), so erkennt man, dass die Tiefdruckzone über Nordeuropa deutlich stärker ausgeprägt ist als normal.

Im Norden ist das Islandtief kräftiger (d.h. tieferer Luftdruck), im Süden das Azorenhoch stärker (d.h. höherer Luftdruck) als üblich. Der Luftdruckunterschied zwischen Azorenhoch und Islandtief ist somit grösser, was die Westwinddrift in den mittleren Breiten der Nordhalbkugel verstärkt. Die stärkeren Westwinde über dem Atlantik führen somit in rascher Abfolge Tiefdruckgebiete vom Nordatlantik Richtung Festland und sorgen somit für nasses und mildes Wetter in Nord- und Mitteleuropa. In diesem Fall spricht man von einer zonal (in Ost-West-Richtung) ausgeprägten Grosswetterlage.

Grosswetterlage anfangs bis Mitte Januar

Das Wetter in den vergangenen Wochen präsentierte sich bekanntlich deutlich winterlicher wie gerade aktuell. Betrachtet man rückblickend z.B. die Druckverhältnisse für den Zeitraum vom 8.01.2024 bis 15.01.2024 (siehe Abbildung 4), stellt man fest, dass der Druck im Bereich vom Islandtief höher lag als normal: Das Islandtief war somit schwächer ausgeprägt. Gleichzeitig war der Luftdruck im Bereich vom Azorenhoch tiefer, d.h. das Azorenhoch war weniger kräftig als üblich.

Folglich war der Luftdruckunterschied zwischen Nord- und Südeuropa geringer, was dazu führte, dass die westliche Strömung über dem Ostatlantik deutlich schwächer war und der Zustrom von milder Meeresluft mehrheitlich unterbunden wurde. Häufig ist dann das Osteuropahoch mit seinen kalten, trockenen Luftmassen dominant und prägt das Wetter in West- und Nordwesteuropa.

Nordatlantische Oszillation (NAO)

Dieses Wechselspiel der Druckdifferenzen über dem nahen Atlantik – also zwischen dem Islandtief und Azorenhoch – werden mit dem sogenannten NAO Index (NordAtlantische Oszillation) beschrieben. Ist der Index positiv (negativ), so sind die Druckgebilde stärker (schwächer) ausgeprägt. Ein positiver NAO-Index bringt Mitteleuropa im Winter wechselhaftes und windiges Westwindwetter. Die milde Atlantikluft ist häufig auch feuchter und es ist mit mehr Niederschlag zu rechnen. Nimmt der NAO-Index hingegen negative Werte an, liegen die Temperaturen in Mitteleuropa tiefer, weil die Westwinddrift schwächer ausgeprägt ist. Es ist zudem auch mit trockenerem Wetter zu rechnen (vergleiche Abbildungen unten).

Verlauf des NAO Index

Passend zu den oben beschriebenen Grosswetterlagen verzeichneten wir von Anfang bis Mitte Januar ein negativen NAO Index, während wir aktuell einen positiven NAO Index beobachten.

Der NAO-Index liefert somit einen Anhaltspunkt, ob über einen gewissen Zeithorizont mit eher milder und niederschlagsreicher oder eher trockener und kalter Witterung im Winter zu rechnen ist.