In den vergangenen 24 Stunden steuerte ein Tief über Norditalien aus Südosten feuchte Luft zum Alpenraum. Gleichzeitig sickert in den unteren Luftschichten von Norden her kältere Luft zur Alpennordseite. Damit hat sich vorübergehend eine Gegenstromlage eingestellt, welche für teils kräftige Niederschläge sorgte. Dank der Niederschlagsabkühlung kämpfte sich die Schneefallgrenze vor allem in der Zentralschweiz bis in die Niederungen.
Bei Niederschlagsabkühlung wird der Umgebung beim Schmelzen der Schneeflocken Wärme entzogen. Dadurch kühlt sich die Luftmasse ab und die Schneefallgrenze sinkt. Damit es dazu kommt, braucht es hohe Niederschlagsintensitäten (mehr als 2mm/h) bei möglichst windstillen Verhältnissen. Besonders gut funktioniert der Effekt in schmalen Alpentälern, da dort im Vergleich zur Ebene ein deutlich geringeres Luftvolumen abgekühlt werden muss.
Weitere Informationen dazu gibt es hier.
Gemäss Lehrbuch funktioniert die Niederschlagsabkühlung in den Alpentälern besonders gut (siehe Box). Im aktuellen Fall allerdings blieb es z.B. im Rheintal bei Regen, während es in Luzern für Schneefall reichte. Warum ist das so?
Eine mögliche Erklärung dafür findet sich bei der Niederschlagsintensität und beim Wind. Der Niederschlagsschwerpunkt – und damit auch die höchsten Niederschlagsintensitäten – lagen in der vergangenen Nacht zwischen dem östlichen Berner Oberland und der Zentralschweiz. Zudem herrschten windschwache Verhältnisse. Diese Faktoren haben den Prozess der Niederschlagsabkühlung begünstigt. Im Rheintal dagegen waren die Niederschlagsintensitäten geringer, und aufgrund des vorherrschenden Nordüberdrucks wehte zeitweise schwacher Nordwind. Dies kann als «Spielverderber» der Niederschlagsabkühlung angesehen werden.
Wie oben erwähnt, gab es vor allem in der Zentralschweiz und im daran angrenzenden Mittelland etwas Neuschnee bis in die Niederungen. So wurden heute Morgen z.B. in Luzern 3 cm, in Sempach 5 cm und in Stans 2 cm Neuschnee gemessen. Deutlich mehr Schnee fiel entlang des zentralen und östlichen Alpennordhangs. Oberhalb von 1000 Metern kamen verbreitet 20 bis 50 cm, lokal bis 70 cm Neuschnee zusammen.
Diese Frage kann kurz und knapp mit «ja» beantwortet werden. Denn auch wenn der klimatologische Winter mit dem Februar zu Ende geht, sind winterliche Verhältnisse in der ersten Märzhälfte selbst im Flachland der Alpennordseite ein fester Bestandteil des Schweizer Klimas. Dieser Witterungsregelfall oder Singularität wird auch als Märzwinter bezeichnet. Interessanterweise wurden in der Vergangenheit die meisten März-Neuschnee-Ereignisse am 6. März registriert, der heutige Tag ist also bzgl. Märzwinter ein Volltreffer. Mehr Informationen und eine klimatologische Analyse zum Märzwinter gibt es hier.
Nach dem Märzwinter nimmt die Häufigkeit von Schneefällen im Flachland rasch ab, deshalb wohl auch die Bauernregel «Märzenschnee tut nicht mehr weh».