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Am Morgen Eis kratzen, am Nachmittag Badewetter

MeteoSchweiz-Blog | 13. April 2024
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Zwar musste heute früh nur ganz vereinzelt das Eis von den Autoscheiben gekratzt werden. Und die Badis öffnen erst in rund einem Monat. Wer stattdessen Abkühlung in den Schweizer Gewässern sucht, erlebt wohl manch ein kaltes Wunder.

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Lokal Bodenfrost am Morgen

Dank der klaren Nacht und der relativ trockenen Luft sanken die bodennahen Temperaturen heute Morgen lokal in den Frostbereich. Am kältesten war es, wie bei Strahlungsnächten üblich, in den tiefsten Senken bzw. in den Alpentälern, am wärmsten hingegen in leicht erhöhten Lagen.

Beachtlicher Tagesgang

Besonders auffällig sind aktuell die Temperaturunterschiede innerhalb eines Tages. Der sogenannte Tagesgang der Temperatur, also die Differenz zwischen Tagesmaximum und -minimum, ist in der folgenden Abbildung am Beispiel des gestrigen Tages dargestellt. Dabei fallen Temperaturunterschiede von teilweise über 20 Grad auf, so z.B. in La Brévine, Ilanz oder Visp. Auch die Differenz von 19.9 Grad am Flughafen Zürich ist nicht alltäglich. An anderen Orten erreichten die Tagesgänge hingegen kaum 10 Grad, wie z.B. auf dem Napf, in Vevey oder in Arosa.

Wie entstehen die grossen Unterschiede im Tagesgang?

Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Faktoren, die den Tagesgang bestimmen, zusammen:

  • Das Relief der Landschaft: In Senken oder Tälern kann sich während der Nacht kalte Luft sammeln und die Luft kühlt stärker ab. Hügel oder Berglagen zeichnen sich hingegen durch eine kleinere Amplitude aus. Hier strömt nachts die abgekühlte Luft stets hangabwärts weg und die Abkühlung wirkt weniger stark. Tagsüber ist hingegen die Erwärmung weniger kräftig. Die am Hang erwärmte Luft vermischt sich laufend mit der weniger warmen Umgebungsluft.
  • Oberflächenbeschaffenheit: Das Material am Boden bestimmt einerseits wie viel der tagsüber einfallenden Sonnenstrahlung direkt reflektiert wird (und damit nicht zur Erwärmung zur Verfügung steht), und wie viel zur Absorption und damit zur Erwärmung der Luft zur Verfügung steht. Andererseits bestimmt die spezifische Wärme des Materials wie viel Wärme gespeichert werden kann. Hier seien als Beispiel Wasserflächen genannt. Sie haben eine ausgleichende Wirkung auf die Lufttemperatur, in der Nacht eine wärmende, tagsüber eine kühlende.
  • Luftfeuchtigkeit: Auch ein höherer Wasserdampfgehalt in der Luft, sprich eine höhere Luftfeuchtigkeit, haben wie das Wasser an der Erdoberfläche einen dämpfenden Einfluss auf den Tagesgang der Lufttemperatur.
  • Wind: Bei zunehmendem Wind wird die über der Erdoberfläche erwärmte Luft stets abtransportiert, bzw. infolge Turbulenz mit der kühleren Luft in der Höhe gemischt. In der Nacht verhindert der Wind das Ausbilden einer Kaltluftschicht, da stets eine Mischung mit der nun wärmeren Höhenluft stattfindet. Damit verringert Wind in der Regel den Tagesgang.
  • Wolken: Wolken vermindern tagsüber die Einstrahlung und damit die Erwärmung, nachts die Ausstrahlung und die Abkühlung.
  • Advektion: Nicht zuletzt hat natürlich auch die Zufuhr von wärmeren oder kälteren Luftmassen (die sogenannte Advektion) einen Einfluss auf den Tagesgang der Temperatur.

Seen und Flüsse hinken nach

Wer sich heute oder morgen wegen der sommerlichen Nachmittagstemperaturen in ein Gewässer wagt, wird wahrscheinlich an das Sprichwort «Sprung ins kalte Wasser» denken müssen. Wasser reagiert naturgemäss viel träger auf die Erwärmung, deshalb liegen die Wassertemperaturen aktuell näher an den für die Jahreszeit üblichen Werte. Wie in der obigen Karte zu sehen, sind die Wassertemperaturen schweizweit noch recht kühl und liegen meist im Bereich von 7 bis 12 Grad. Entsprechend grösser ist der Temperaturunterschied zwischen Luft- und Wassertemperatur, wenn am Nachmittag verbreitet Höchstwerte um 25 Grad erreicht werden.

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