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Kennen Sie den "Geruch von Regen"?

MeteoSchweiz-Blog | 15. April 2024
24 Kommentare

Viele kennen ihn vermutlich, den Geruch, der einem nach längerer Trockenheit bei den ersten Regentropfen in die Nase steigt. Dieser erdige, unverkennbare Geruch hat sogar einen Namen. In den folgenden Zeilen gehen wir dem Phänomen nach, und schauen auch kurz auf das aktuelle Wetter und Wetterwarnungen.

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Ein Geruch namens «Petrichor»

Falls Ihnen der Begriff «Petrichor» weniger geläufig ist als der Geruch selbst, ist das wahrscheinlich normal: Vielleicht gab es ihn noch nicht einmal, als die ältesten unserer Leser die Schulbank drückten. Tatsächlich wurde der Begriff Petrichor erst 1964 von zwei australischen Wissenschaftlern, Isabel Bear und Richard Thomas (Nature 993/2), eingeführt.

Sie bezeichneten damit eine ölige Flüssigkeit, welche während trockener Perioden aus bestimmten Felsen tropft und nach Regen einen angenehmen Geruch verströmt. Später wurde der Begriff auf den erdigen Geruch nach Regen verallgemeinert.

Das Wort geht zurück auf die Wörter "petros" (Stein) und "ichor" (das Blut der Götter und Unsterblichen) aus der griechischen Mythologie.

Woher kommt der Geruch?

Regentropfen bestehen aus Wasser (H2O) und dieses ist bekanntermaßen geruchlos. Nach einer Trockenperiode reichen jedoch nur wenige Regentropfen aus, damit sich dieser "Regengeruch" aus der Erde löst.

Während einer längeren Trockenperiode sondern die Pflanzen bestimmte ätherische Öle ab. Dies, um sich vor Flüssigkeitsverlust zu schützen und die Keimung von Samen zu verhindern. Eine weitere Theorie besagt, dass sie damit andere Pflanzen in der Umgebung am Wachsen hindern. Dies verschafft ihnen einen Vorteil in Phasen der Wasserknappheit. Die Öle werden nicht nur von den Pflanzen, sondern auch vom Boden und Gesteinen aufgenommen. Dort werden sie gespeichert und bei Regen wieder freigesetzt.

Neben dem Pflanzenöl sind auch Bakterien im Boden für den Geruch verantwortlich. Sie reduzieren während Trocken- und Hitzeperioden ihren Stoffwechsel. Beginnt es zu regen, werden die Bakterien wieder aktiv und scheiden unter anderem den erdigen Geruchsstoff Geosmin aus. Das ist ein alkoholisches Molekül, das wir schon in sehr geringen Mengen wahrnehmen können. Schliesslich ist es die Kombination aus diesem Geosmin und den ätherischen Ölen der Pflanzen, die den Petrichor-Geruch hervorbringt.

Regentropfen als "Katapult"

Die Zusammensetzung des Geruchs ist also schon seit einiger Zeit bekannt. Was man nicht genau wusste war hingegen, wie die Stoffe in die Luft gelangen. Erst 2015 nahmen sich Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) dieser Aufgabe an und untersuchten die Mechanik, die für den Geruch des Regens verantwortlich ist, genauer.

Mithilfe von Hochgeschwindigkeitskameras konnten sie folgendes Phänomen nachweisen: Wenn Regentropfen auf einen staubigen Boden treffen, bilden sich kleine Luftblasen, in denen die winzigen Geruchspartikel, eingeschlossen werden.

Diese Blasen zerplatzen schnell, ein schwacher Luftzug oder wenig Turbulenz reicht aus, um das Aroma wieder an die Umgebung abzugeben.

Die Intensität des Petrichors hängt von der Porosität und der Feuchtigkeit des Bodens ab. Wenn der Boden viele Hohlräume hat und sehr trocken ist, begünstigt dies ein starkes «Regenaroma». Die beste Voraussetzung für einen intensiven Geruch ist leichter Regen, der auf einen feinporigen, trockenen Boden fällt. Regnet es hingegen sehr stark, ist der Boden schnell gesättigt, und es können keine Luftbläschen mehr aufsteigen.

Manchmal kann man Petrichor sogar schon vor dem Einsetzen des Regens riechen. Die Böenfront (Ausfliessen von Kaltluft) eines Gewitters kann den «Regenduft» quasi vor sich hertreiben.

Zum Schluss noch eine lustige Anekdote: Da die meisten Menschen den Duft von Regen angenehm empfinden, findet dieser Geruch als Parfümöl Verwendung in Kerzen, Badekugeln oder als Zusatz in Luftbefeuchtern. Es gibt sogar ein Parfüm mit diesem Namen, das den Geruch nachahmt.

Der Blogbeitrag basiert auf folgenden Artikeln:

https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/4/20.html

https://www.metoffice.gov.uk/weather/learn-about/weather/types-of-weather/rain/petrichor

Ein Tief Namens «Renata»

Apropos Regen: Nach dem sommerlichen Wochenende wurde heute zum «Sächsilüüte» eine markante und nachhaltige Wetterumstellung eingeläutet.

Im Zuge einer ersten Kaltfront entstanden heute Vormittag auf der Alpennordseite verbreitet Schauer und stellenweise Gewitter (lokal mit Hagel). Dabei frischt der Westwind mit Böen von 40-70 km/h zeitweise auf, weshalb bis in die Nacht auf Dienstag eine Windwarnung der Stufe 2 (Böen von 60-80 km/h in den Niederungen) aktiv ist.

Ein Tief über den Britischen Inseln mit Namen "Renata" führt in der Nacht auf Dienstag eine weitere Kaltfront zur Schweiz. Das Temperaturniveau sinkt noch weiter, die Schneefallgrenze sinkt gegen 1000 Meter und insbesondere am Alpennordhang kommen oberhalb von rund 1400 Metern bis Donnerstag 00 Uhr 30 bis lokal 60 cm Neuschnee zusammen, was ebenfalls einer Warnung der Stufe 2 entspricht.

Weitere Details zur aktuellen/kommenden Wetterlage finden sich im Blog von gestern Sonntag.

Zum Schluss ein kleiner Glücksbringer in Hufeisenform

Per Meteomeldung wurde uns eine schöne Hufeisenwolke (engl. "horseshoe-vortex-cloud" zugesendet. Das Bild wurde bei Annecy aufgenommen. Eine vereinfachte Darstellung findet sich im unteren Bild bzw. in der Bildlegende.