Ein Geruch namens «Petrichor»
Falls Ihnen der Begriff «Petrichor» weniger geläufig ist als der Geruch selbst, ist das wahrscheinlich normal: Vielleicht gab es ihn noch nicht einmal, als die ältesten unserer Leser die Schulbank drückten. Tatsächlich wurde der Begriff Petrichor erst 1964 von zwei australischen Wissenschaftlern, Isabel Bear und Richard Thomas (Nature 993/2), eingeführt.
Sie bezeichneten damit eine ölige Flüssigkeit, welche während trockener Perioden aus bestimmten Felsen tropft und nach Regen einen angenehmen Geruch verströmt. Später wurde der Begriff auf den erdigen Geruch nach Regen verallgemeinert.
Das Wort geht zurück auf die Wörter "petros" (Stein) und "ichor" (das Blut der Götter und Unsterblichen) aus der griechischen Mythologie.
Woher kommt der Geruch?
Regentropfen bestehen aus Wasser (H2O) und dieses ist bekanntermaßen geruchlos. Nach einer Trockenperiode reichen jedoch nur wenige Regentropfen aus, damit sich dieser "Regengeruch" aus der Erde löst.
Während einer längeren Trockenperiode sondern die Pflanzen bestimmte ätherische Öle ab. Dies, um sich vor Flüssigkeitsverlust zu schützen und die Keimung von Samen zu verhindern. Eine weitere Theorie besagt, dass sie damit andere Pflanzen in der Umgebung am Wachsen hindern. Dies verschafft ihnen einen Vorteil in Phasen der Wasserknappheit. Die Öle werden nicht nur von den Pflanzen, sondern auch vom Boden und Gesteinen aufgenommen. Dort werden sie gespeichert und bei Regen wieder freigesetzt.
Neben dem Pflanzenöl sind auch Bakterien im Boden für den Geruch verantwortlich. Sie reduzieren während Trocken- und Hitzeperioden ihren Stoffwechsel. Beginnt es zu regen, werden die Bakterien wieder aktiv und scheiden unter anderem den erdigen Geruchsstoff Geosmin aus. Das ist ein alkoholisches Molekül, das wir schon in sehr geringen Mengen wahrnehmen können. Schliesslich ist es die Kombination aus diesem Geosmin und den ätherischen Ölen der Pflanzen, die den Petrichor-Geruch hervorbringt.