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Vorsicht bei Gewittern!

MeteoSchweiz-Blog | 04. Mai 2024
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In Anbetracht der zahlreichen Gefahren (Blitzschlag, Starkregen, Hagelschlag, …), die mit Gewittern einhergehen, scheint der Rat im Titel nicht sehr weit hergeholt, beziehungsweise naheliegend. Es gibt allerdings eine versteckte Gefahr, die in erster Linie (Pollen-)Allergiker betrifft.

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Start der Gräserpollensaison

Anfang Mai kommt in der Regel die Gräserpollensaison richtig in Fahrt und erreicht im Flachland Ende Mai/Anfang Juni ihren Höhepunkt.

Auch dieses Jahr sind im Flachland die Gräserpollen seit Ende April bereits in der Luft, wie automatische Messungen und die erhöhte Niesfrequenz des Bloggers bestätigen.

Die aktuellen Pollenprognosen und den Pollenbericht finden Sie hier.

Auch die Gewittersaison ist eröffnet

Was wiederum die Flawiler im Kanton St. Gallen bestätigen können: Auch die Gewittersaison ist eröffnet! In Flawil brachte am Donnerstag ein heftiges Gewitter Hagel, eine grosse Niederschlagsmenge in kurzer Zeit (35 mm in 30’) und in der Folge z.T. Überschwemmungen. Weiteres zu den Gewittern von Donnerstag finden Sie im Blog von Donnerstag sowie gestern Freitag.

Gewitter und Pollen, eine schlechte Kombination

In der Regel heisst es, Niederschläge verringern die (Gräser-)Pollenkonzentration und lindern die allergischen Symptome. Dies ist korrekt, es braucht allerdings eine gewisse Zeit, bis der Grossteil der Pollen aus der Luft ausgewaschen ist.

Im ungünstigsten Fall kann es zu einem Asthmaanfall kommen, folglich im englischen «thunderstorm asthma (TA)» genannt, zu Deutsch «Gewitterasthma».

Gewitterasthma

Gewitterasthma kann definiert werden als «das Auftreten von akuten Asthmaanfällen unmittelbar nach einem Gewitter während der Pollensaison» (D’Amato et al. 2021).

Bei ungünstigen Bedingungen kann es zu regelrechten "Asthma-Ausbrüchen" kommen. Das bekannteste Ereignis trat 2016 in Australien auf. Damals kam es nach einem Gewitter nahe Melbourne zu 10 Todesfällen, rund 9000 Patienten mussten medizinisch behandelt werden und brachten das Gesundheitswesen kurzzeitig zur Überlastung.

Aber was ist der Grund, dass sich die Symptome dermassen verschlimmern können? Eine Ursache ist der heftige Wind, welcher oft im Vorfeld (Böenfronten) oder während eines Gewitters auftreten kann. Dieser kann zu einer deutlichen Erhöhung der Pollenkonzentration in Bodennähe führen. Pollenkörner können aus mechanischen Gründen oder durch einen osmotischen Schock (durch Anstieg der Luftfeuchtigkeit oder durch Starkregen) zerplatzen und viele kleine lungengängige Allergene freisetzen, welche beim Einatmen tief in die Lungen eindringen. Dieser Umstand kann schlussendlich zu den schwerwiegenden asthmatischen Reaktionen führen.

Ist die Pollenkonzentration ohnehin schon hoch (z.B. Ende Mai nach einer längeren, trockenen und sonnigen Phase), geht somit von Gewittern vor allem für Allergiker eine besondere Gefahr aus. Diese sollten in solchen Fällen am besten das Weite bzw. einen geschützten Ort suchen, bis die Luft im wahrsten Sinne des Wortes rein ist.

(Der obige Abschnitt bezieht sich auf folgende Publikation: «Thunderstorm allergy and asthma: state of the art», D’Amato et al. 2021)

Gewitter am Sonntagnachmittag und -abend

Apropos Gewitter: Am Sonntagnachmittag und -abend dürften auf der Vorderseite eines Höhentiefs mit Zentrum nahe der Britischen Inseln wieder Gewitter entstehen. Insbesondere in Juranähe sind auch kräftige Exemplare nicht ausgeschlossen. Seien Sie also auf der Hut (nicht nur die Allergiker)!