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Wechselhafter Mai – sonnenarmer Frühling

MeteoSchweiz-Blog | 30. Mai 2024
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Das Maiwetter verlief in der Schweiz über weite Strecken ausgesprochen wechselhaft. Kurze sonnige Perioden gab es nur wenige. Ein ganz besonderes Ereignis waren die schönen Nordlichter. Der Frühling zeigte sich landesweit sonnenarm und in mehreren Gebieten nass.

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Das landesweite Mittel der Maitemperatur beträgt aktuell 8,9 °C (Stand 29.05.2024). Damit liegt der diesjährige Mai aktuell genau auf der Norm 1991–2020. Der Mai ist heute in der Schweiz 2,3 °C wärmer als während der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900 (roter Klimatrend in Abbildung 1).

Anhaltend wechselhaft

Vom 1. bis am 8. Mai und vom 12. bis am 29. Mai verging kein Tag, ohne dass in grösseren Gebieten der Schweiz Niederschlag fiel, manchmal begleitet von Gewittern. In den meisten Regionen gab es nur an einzelnen Tagen grössere Niederschlagsmengen. Sonst blieben die Tagesmengen eher gering. Kräftige Niederschläge fielen auf der Alpensüdseite vom 14. bis am 16. Mai.

Regional viele Niederschlagstage

Als Niederschlagstag wird definiert, wenn die Summe über den ganzen Tag mindestens 1 mm Niederschlag erreicht. Die nachfolgende Tabelle zeigt für mehrere über 120-jährige Messreihen der Schweiz die Zahl der Niederschlagstage im diesjährigen Mai im Vergleich zur Norm 1991−2020 und zum bisherigen Mairekord. An mehreren Messstandorten lag die Zahl der Niederschlagstage über der Norm. Bern-Zollikofen meldete eine rekordnahe Anzahl von Niederschlagstagen (Stand 29.5.2024).

Regional reichlich Niederschlag

Die Alpensüdseite, Teile des Wallis sowie das untere Genferseegebiet erhielten über den Monat verteilt reichlich Niederschlag. Stabio im Südtessin und Zermatt registrierten mehr als das Doppelte einer durchschnittlichen Maisumme. Im östlichen Alpenraum blieben die Niederschlagssummen hingegen bis gegen Monatsende unter der Norm 1991−2020. Die auf das Monatsende erwarteten kräftigen Niederschläge werden bei den Monatssummen aber noch Änderungen bringen.

Periodisch sehr sonnenarm

Der Mai brachte verbreitet eine unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer. Ausgesprochen sonnenarm war die regnerische Periode vom 1. bis am 8. Mai. Aber auch am 15. und 16. Mai sowie vom 21. bis am 23. Mai blieb die Sonnenscheindauer in vielen Gebieten der Schweiz gering. Über den ganzen Monat erreichte die Sonnenscheindauer verbreitet 70 bis 80 %, auf der Alpensüdseite und im Engadin 60 bis 70 % der Norm 1991−2020.

Während der sonnenarmen Perioden bewegte sich die Temperatur oft im Bereich der Norm. Landesweit kühl zeigten sich der 3., 7., 16. und 23. Mai mit einer Tagesmitteltemperatur von verbreitet 2 bis 3 °C unter der Norm 1991−2020. Längere kühle Perioden verzeichnete die Alpensüdseite vom 15. bis am 17. und vom 23. bis am 25. Mai mit Tagesmittelwerten von 3 bis 4 °C und lokal auch um 5 °C unter der Norm.

Sonnige Tage

Vom 9. bis am 12. Mai gab es in vielen Gebieten der Schweiz reichlich Sonnenschein. Die Tagesmitteltemperatur stieg verbreitet 3 bis 4 °C über die Norm 1991−2020. Die Wärme blieb auf der Alpennordseite auch am 13. und 14. Mai erhalten.

Recht viel Sonnenschein erhielten die Ostschweiz, die Westschweiz und das Wallis auch vom 17. bis am 20. Mai, während es insbesondere in Gipfellagen und auf der Alpensüdseite stärker bewölkt war. Landesweit recht sonnig zeigten sich auch der 25. und 26. sowie der 28. Mai.

Prächtige Nordlichter

Die Schönwetterperiode gegen Monatsmitte lieferte ein ganz besonderes Spektakel. Dank des klaren Himmels konnten in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai wunderschöne Nordlichter am Schweizer Nachthimmel beobachtet werden. MeteoSchweiz hat zum Thema Nordlichter einen Bericht publiziert.

Die Frühlingsvegetation wandert in die Berge

Im Mai wanderte die Blattentfaltung der Bäume in Richtung Berge, nachdem die Wälder im Flachland im April grün wurden. Ab Anfang Mai entfaltete die Buche ihre Blätter in der Höhenschicht von 600 bis 1300 m und gegen Mitte Mai wurden Buchen verbreitet in Höhenlagen um 1300 m grün. Die Linden entfalteten ihre Blätter im Mai in Höhenlagen von 800 bis 1350 m.

Die weiteren Laubbäume trieben im Mai hauptsächlich oberhalb von 1000 m aus. Austreibende Vogelbeerbäume konnten beispielsweise Mitte Mai auf 1800 m beobachtet werden. Auch die Lärchen wurden im Mai oberhalb von 1000 m grün. Die Stationen im Oberengadin meldeten ihren Nadelaustrieb zwischen dem 18. und 24. Mai. Die Fichten trieben ihre Nadeln Anfang Mai hauptsächlich im Flachland aus, ab der zweiten Maiwoche um 900 bis 1000 m und ab dem 20. Mai um 1250 m. Die Blattentfaltung und der Nadelaustrieb wurden vor allem in der zweiten Aprilhälfte durch kalte Temperaturen gebremst, so dass sie im Mai im Vergleich mit dem 30-jährigen Mittel von 1991−2020 wieder zu einem normalen Zeitpunkt stattfanden.

Löwenzahn und Wiesenschaumkraut blühten in Höhenlagen oberhalb von 1000 m, das Wiesenschaumkraut zu einem normalen Zeitpunkt, der Löwenzahn immer noch einige Tage früher als im Mittel. Blühende Obstbäume wurden im Mai oberhalb von 900 bis 1000 m beobachtet, weiterhin mit einem Vorsprung von 5 bis 10 Tagen auf das Mittel.

Der Schwarze Holunder blühte ab Anfang Mai im Tessin. Ab dem 9. Mai wurde seine Blüte auf der Alpennordseite häufiger beobachtet. An den meisten Stationen fand seine Blüte sehr früh statt, mit einem Vorsprung von knapp 2 Wochen auf das Mittel.

Nachdem schon um den 12. April im Flachland Heu gemacht wurde, waren Termine mit gutem Heuwetter im Mai selten. Vom 26. April bis 1. Mai wurde hauptsächlich im Flachland Heu geerntet, während das Heu vom 9. bis 12. Mai bis gegen 1000 m eingebracht wurde. Die Termine der Heuernte im Mai liegen rund 10 Tage vor dem langjährigen Mittel.

Der definitive Bericht zum Mai 2024 ist ab dem 10. Juni 2024 in der Rubrik Publikationen verfügbar.

Sonnenarmer und regional nasser Frühling

Ein Blick zurück auf die Frühlingsmonate März, April und Mai offenbart, dass im Frühling 2024 die Sonnenscheindauer landesweit deutlich tiefer lag als die Norm 1991−2020. Die Alpensüdseite, das Engadin und Teile des Wallis erhielten Niederschlagssummen weit über der Norm. Die Frühlingstemperatur stieg im landesweiten Mittel 0,8 °C über die Norm und damit auf den Rang 7 in der Liste der wärmsten Frühlinge seit 1864. Dabei zeigte sich der März überdurchschnittlich mild, während die April- und Maitemperatur verbreitet der Norm entsprach oder knapp darüber lag.

Kräftige Fühlingserwärmung

Der Frühling ist heute in der Schweiz 2,6 °C wärmer als während der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900 (roter Klimatrend in Abbildung 4). Eine besonders markante Erwärmung gab es ab Ende der 1980er Jahre. Die aktuelle Norm 1991–2020 von 5,0 °C liegt auf dem Niveau der extrem milden Frühlinge vor 1990. Die früheren Extreme sind also mit der Klimaänderung zum Normalen geworden.

Nasser März

Der Monat März war besonders abwechslungsreich: Auf der Alpensüdseite erreichten die Niederschlagssummen verbreitet 300 % und mehr der Norm 1991−2020. Auch in den zentralen und östlichen Landesteilen war es überdurchschnittlich nass. Gleichzeitig fielen auch grössere Neuschneemengen, sodass an vielen Messstandorten die Werte weit über dem langjährigen Durchschnitt zu liegen kamen. Trotzdem stieg die Monatsmitteltemperatur schweizweit 2 °C über die Norm. Einer der Gründe dafür waren häufige Föhnlagen. In Kombination mit einer Südwestlage führte dies am Osterwochenende auch zu einem starken Saharastaubereignis.

April mit Sommer und Winter

Der April war durch zwei völlig unterschiedliche Witterungsperioden gekennzeichnet: In der ersten Monatshälfte dominierten fast frühsommerliche Verhältnisse, abgesehen von einem kurzen Kaltlufteinbruch vom 8. bis am 10. April. Bei trockener Witterung wurden an 27 Messstandorten Rekorde der April-Tageshöchstwerte verzeichnet. Ab dem 14. April sank die Temperatur jedoch in der ganzen Schweiz wieder deutlich unter die Norm. Dabei fiel auch immer wieder Niederschlag. Schnee oder Schneeregen konnte bis in tiefe Lagen beobachtet werden.

Wechselhafter Mai

Der Mai war von einer sehr wechselhaften Witterung geprägt. In Genf betrug die längste Zeitdauer ohne Niederschlag sechs Tage, in Zürich-Fluntern fünf Tage, in Luzern, Magadino und Chur gar nur drei Tage. Eine längere sehr sonnige und sommerlich warme Periode gab es nur vom 9. bis am 12. Mai. Damit einhergehend lag die Anzahl der Sonnenstunden im Mai schweizweit unter der langjährigen Norm.

Regional nasser Frühling

In den meisten Gebieten der Schweiz fielen im Frühling 2024 überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Dazu beigetragen haben der verbreitet nasse März und der regional nasse Mai. Auffallend sind die sehr nassen Bedingungen auf der Alpensüdseite und den angrenzenden Gebieten. Die Messreihe von San Bernardino zeigte letztmals 1986, also vor knapp 40 Jahren, einen nasseren Frühling. In Samedan im Oberengadin könnte es einer der zehn nassesten Frühlinge seit Messbeginn 1864 werden.

Der definitive Bericht zum Frühling 2024 ist ab dem 10. Juni 2024 in der Rubrik Publikationen verfügbar.