Die Höhe der Nullgradgrenze hat im Gebirgsland Schweiz grosse Bedeutung und ist ein wichtiger Indikator für klimatische Veränderungen. Sie hat weitreichende Auswirkungen auf Schneesicherheit, Wintertourismus, Wasserverfügbarkeit, Landwirtschaft und Ökosysteme. MeteoSchweiz hat aus Beobachtungen und den CH2018 Klimaszenarien die vergangene und zukünftige Entwicklung der Höhe der Nullgradgrenze bestimmt. Nun stehen die Daten neu im Atlas der Schweiz – dem offiziellen Nationalatlas – digital zur Illustration zur Verfügung.
Starker Anstieg der Nullgradgrenze
Die Höhe der Nullgradgrenze ist in den letzten 100 bis 150 Jahren stark angestiegen. Wir fokussieren hier auf den Winter (Durchschnitt Dezember bis Februar). Während sie um 1900 noch bei rund 440 Meter ü. M., also etwa der Höhe von Luzern lag, hat sie um 2000 mit bereits 860 Meter ü. M. knapp die Höhe von Einsiedeln erreicht. Sie wird mit dem Klimawandel auch in Zukunft weiter steigen. Die weitere Entwicklung hängt jedoch stark von den künftigen globalen Treibhausgasemissionen ab.
Klimaschutz wirkt
Ohne Klimaschutz könnte die winterliche Nullgradgrenze bis 2055 auf etwa 1300 Meter ü. M. – die Höhe von Adelboden – und bis 2085 sogar auf über 1700 Meter ü. M. – die Höhe von Samedan – steigen. Die Gesamtfläche von Regionen mit Minustemperaturen würde stark zurückgehen. Mit starkem Klimaschutz könnte sich die Höhe der Nullgradgrenze in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts auf knapp unter 1100 Meter ü. M. (Grindelwald oder Disentis) stabilisieren. Der Höhenbereich, der durch Klimaschutz «geschützt» werden kann, ist mit rund 250 Meter um 2055 und über 600 Meter um 2085 beträchtlich.
Vergleich von Klimaszenarien im Atlas der Schweiz
Die Karte «Vergleich Klimaszenarien» zeigt, welche Regionen vom Anstieg der Nullgradgrenze betroffen sind und welche Flächen durch konsequenten Klimaschutz weiterhin Temperaturen unter 0 °C aufweisen könnten. Gebiete unter 0 °C sind blau, über 0 °C rot, und durch starken Klimaschutz zu schützende Flächen gelb dargestellt. Diese Flächen können bis 2085, je nach Region, eine beträchtliche Grösse erreichen.
In der Zentralschweiz (Abbildung 1) betrifft dies im Kanton Schwyz grosse Gebiete zwischen Einsiedeln und dem Muotatal, sowie grosse Flächen im Pilatusgebiet, in den Kantonen Ob- und Nidwalden, sowie im Kanton Uri. In der Nordostschweiz (Abbildung 2) geht es um weite Teile des Toggenburgs und des Alpsteins, aber auch des Wägitals, des nördlichen Kanton Glarus und des Sarganserlands.