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Regen, Regen und nochmals Regen
MeteoSchweiz-Blog | 02. Juni 2024
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Die Wasserstände vieler Flüsse und Seen sind hoch und die Böden aufgrund des vielen Niederschlags in den letzten Wochen gesättigt. Deshalb stellt sich die Frage: Wann trocknet es ab? Neben einer Niederschlagsbilanz werfen wir auch einen Blick auf die Wetterentwicklung der kommenden Tage.

Hochwasser des Rheins bei Rheinfelden. (Bild: Meteomeldungen /App)
Hochwasser des Rheins bei Rheinfelden. (Bild: Meteomeldungen /App)
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Niederschlagsbilanz vom Mai 2024

In den meisten Regionen der Schweiz war der Mai 2024 deutlich zu nass. Teils fiel mehr als das Doppelte an Niederschlag wie im langjährigen Mittel im Monat Mai zu erwarten wäre (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Die Karte zeigt für jeden Ort der Schweiz die Niederschlagssumme im Mai 2024 im Verhältnis zur mittleren Mai-Niederschlagssumme der Norm 1991-2020. Teils ist mit über 200 % deutlich mehr Niederschlag gefallen als im langjährigen Mittel.
Abbildung 1: Die Karte zeigt für jeden Ort der Schweiz die Niederschlagssumme im Mai 2024 im Verhältnis zur mittleren Mai-Niederschlagssumme der Norm 1991-2020. Teils ist mit über 200 % deutlich mehr Niederschlag gefallen als im langjährigen Mittel. (MeteoSchweiz)

Nasser Meteorlogischer Sommeranfang

Das Wetter zeigte sich auch zum meteorologischen Sommerstart von seiner unbeständigen und nassen Seite. Die folgende Grafik (Abbildung 2) fasst nochmals die gefallenen Niederschläge der letzten 72 Stunden zusammen.

Abbildung 2: Zwischen Donnerstagvormittag und Sonntagvormittag (72 Stunden) sind am zentralen und östlichen Alpennordhang sowie in Teilen Nordbündens 70 bis 110 mm Niederschlag gefallen. An den Voralpen wurden lokal sogar über 120 mm gemessen. In den angrenzenden Regionen betrugen die Mengen 40 bis 70 mm.
Abbildung 2: Zwischen Donnerstagvormittag und Sonntagvormittag (72 Stunden) sind am zentralen und östlichen Alpennordhang sowie in Teilen Nordbündens 70 bis 110 mm Niederschlag gefallen. An den Voralpen wurden lokal sogar über 120 mm gemessen. In den angrenzenden Regionen betrugen die Mengen 40 bis 70 mm. (MeteoSchweiz)

Das verantwortliche Tief "Radha" (siehe auch hier), ist bis heute Sonntagmorgen unter Abschwächung langsam nach Nordosten Richtung Baltikum abgezogen. Dabei haben die intensiven Niederschläge ab Samstagvormittag bis Sonntagnachmittag zwischenzeitlich nachgelassen. Bis am Sonntagvormittag sind auf der Alpennordseite 1 bis 5 mm, am Nordrand der Schweiz teils auch 5 bis 12mm Niederschlag gefallen. Die Schneefallgrenze stieg dabei bei rund 2500 Meter.

Abbildung 3: Gemessene 24-stündige Niederschlagssummen zwischen Samstagvormittag und Sonntagvormittag.
Abbildung 3: Gemessene 24-stündige Niederschlagssummen zwischen Samstag- (1.6, 08:00 UTC) und Sonntagvormittag (2.6, 08:00 UTC). (MeteoSchweiz)

Erneut flächige Niederschläge erwartet

Im Verlaufe des Sonntags fliesst auf der Rückseite des abziehenden Tiefs aus Nordosten erneut feuchtlabile Luft ein (siehe orange Farbtöne in Animation unten).

Animation des Luftdrucks und der äquipotentiellen Temperatur auf 850 hPa (ca. 1500 m) von Sonntag 06:00 UTC bis Montag 09:00 UTC. Quelle: ECMWF
Animation des Luftdrucks und der äquipotentiellen Temperatur auf 850 hPa (ca. 1500 m) von Sonntag 06:00 UTC bis Montag 09:00 UTC. (ECMWF)

Die Luftmasse wird zudem durch ein Höhentief, dass von Dänemark allmählich südlich zieht zusätzlich labilisiert (siehe Animation unten).

Animation des Geopotentials, Temperatur und Wind auf 500 hPa (ca. 5600 m) von Sonntag 06:00 UTC bis Dienstag 09:00 UTC.
Animation des Geopotentials, Temperatur und Wind auf 500 hPa (ca. 5600 m) von Sonntag 06:00 UTC bis Dienstag 09:00 UTC. (ECMWF)

Zudem wird die Niederschlagsbereitschaft auch noch im Bereich einer Konvergenzzone über Süddeutschland zusätzlich verstärkt. Mit den nördlichen bis nordöstlichen Winden werden die kräftigeren Schauer im Verlaufe des Nachmittags und in der Nacht auf Montag auch zur Schweiz geführt. Somit sind von Sonntagnachmittag bis Montagnachmittag insbesondere am zentralen und östlichen Alpennordhang sowie im nördlich angrenzenden Mittelland verbreitet nochmals 25 bis 40 mm Niederschlag zu erwarten. Lokal können konvektiv verstärkt auch Mengen von 50 bis 70 mm fallen. MeteoSchweiz hat für die genannten Regionen eine Regenwarnung der Stufe 2 ausgegeben. Die Schneefallgrenze verharrt bei rund 2600 Metern.

Abbildung 4: Berechnete 24-stündige Median-Niederschlagssummen vom hochaufgelösten ICON 1E-Modell (1 km Auflösung). .
Abbildung 4: Berechnete 24-stündige Median-Niederschlagssummen vom hochaufgelösten ICON 1E-Modell (1 km Auflösung). . (MeteoSchweiz)

Abtrocknung und steigende Temperaturen ab Dienstag

In der Nacht auf Dienstag dehnt sich vom Atlantik her ein Hochdruckausläufer bis nach Mitteleuropa aus, womit die Luft über dem Alpenraum deutlich abgetrocknet wird. Somit sind am Dienstag keine flächigen Niederschläge mehr zu erwarten. Besonders über den Bergen sowie auf der Alpensüdseite dürften sich im Tagesgang jedoch erneut einige Schauer entwickeln. Der Hochdruckeinfluss dürfte dann aber bis am Freitag für meist trockenes und zunehmend sonnigeres Wetter sorgen. Zudem steigen auch die Temperaturen im Verlaufe der Woche an. Spätestens ab Donnerstag dürfen wir uns - vermutlich zumindest kurzzeitig - über sommerliche Temperaturen freuen. :)

Abbildung 5: Berechnete Tageshöchst- (rot) und Tiefsttemperatur (blau) für Zürich vom ECMWF Ensemble für die nächsten 15 Tage. Die dickere rote /blaue Linie zeigt die von der Modellklimatologie zu erwartende Temperatur.
Abbildung 5: Berechnete Tageshöchst- (rot) und Tiefsttemperatur (blau) für Zürich vom ECMWF Ensemble für die nächsten 15 Tage. Die dickere rote /blaue Linie zeigt die von der Modellklimatologie zu erwartende Temperatur. (ECMWF)

Im Verlaufe des Freitags sowie auf das kommende Wochenende hin wird es «schwülwarm» und die Schauer- und Gewitterneigung dürfte wieder zunehmen (vergleiche Abbildung 6).

Abbildung 6: Berechnete Temperatur auf 850 hPa (oben) und 6-stündiger Niederschlag (unten) für Zürich vom ECMWF Ensemble für die nächsten 10 Tage. Ab Freitag berechnen einige «Members» wieder Niederschläge.
Abbildung 6: Berechnete Temperatur auf 850 hPa (oben) und 6-stündiger Niederschlag (unten) für Zürich vom ECMWF Ensemble für die nächsten 10 Tage. Ab Freitag berechnen einige «Members» wieder Niederschläge. (ECMWF)

Weiterhin angespannte Hochwasserlage

Trotz den nachlassenden Niederschlägen in den nächsten Tagen dürften die Pegel der Seen noch weiter steigen. Insbesondere führen die steigenden Temperaturen ab Wochenmitte zu einer markanten Schneeschmelze in den Bergen, welche das Sinken der Pegel verlangsamen dürfte.

Mehr Information zur aktuellen Hochwasserlage finden Sie beim: