Inhaltsbereich
Viel Regen in kurzer Zeit
Bei der Gewitterlage vom vergangenen Freitag lag das Hauptaugenmerk bei den hohen Niederschlagsintensitäten, die erwartet wurden. Wir blicken auf das Ereignis zurück.
Wetter
Bei der Gewitterlage vom vergangenen Freitag lag das Hauptaugenmerk bei den hohen Niederschlagsintensitäten, die erwartet wurden. Wir blicken auf das Ereignis zurück.
Die Gewitterlage vom vergangenen Freitag beinhaltete sowohl auf der Alpennord- als auch auf der Alpensüdseite vor allem das Potential, grössere Niederschlagssummen in kurzer Zeit hervorzubringen. Entsprechend wurde bereits am Donnerstag flächig davor gewarnt.
Bei Gewitterlagen wie bei der vergangenen ist jedoch auch klar, dass das Potential nicht in allen Regionen «abgerufen» wird, bzw. nicht zwingend in allen bewarnten Regionen heftige Gewitter mit den Begleiterscheinungen auftreten werden. So traf es gestern Freitag am Nachmittag und Abend vor allem Regionen im Jura, den zentralen und östlichen Voralpen entlang sowie im Südtessin (dort vereinzelt auch bereits am frühen Morgen).
In der letztgenannten Region, genauer gesagt im Mendrisiotto, brachte ein heftiges Gewitter bereits zur Morgendämmerung Starkregen und stürmische Böen. In einem grösseren Teil des Südtessins wurden Böen von über 100 km/h gemessen. An der Station Stabio erreichte die maximale Böenspitze 101,5 km/h. Damit wurde der bisherige Stationsrekord vom 25. März 2019 (Nordföhnlage) egalisiert. Beim Gewitterdurchzug fielen zudem über 30 mm Regen innert 20 Minuten. Statistisch betrachtet kommt dies in Stabio durchschnittlich alle 3 bis 8 Jahre einmal vor.
Nach einer Phase der Beruhigung entwickelten sich am früheren Nachmittag zuerst im Jura, etwas später auch an den zentralen Voralpen bzw. im zentralen Mittelland einige kräftige Gewitter, die in der Folge ost-nordostwärts zogen. Dabei regnete es innert kurzer Zeit 20 bis 30 mm, lokal 35 bis 40 mm. Gebietsweise kam es dabei zu Überschwemmungen. In Ebnat-Kappel fielen knapp 21 mm in nur 10 Minuten. Auch Hagelkörner mit einem Durchmesser von 1 bis etwa 3 cm wurden beobachtet, so beispielsweise in der Region Zürich.
In den frühen Abendstunden entwickelte sich in der Region Valle d’Ossola (ITA) erneut ein starkes Gewitter, das in der Folge knapp südlich von Locarno über die Magadinoebene Richtung südliches Misox zog. An der Station Magadino / Cadenazzo wurden Böenspitzen bis zu 106 km/h gemessen. Sehr heftig fiel auch der Starkregen aus. Innert 10 Minuten wurden 37.1 mm registriert, was für die Station ein neuer Rekord der 10-minütigen Regenmenge bedeutete. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 1983 wurde gar um 5 mm übertroffen. Innert 20 Minuten kamen 49.2 mm zustande, auch das ist ein neuer Rekord für die Station.
Ein solcher 10- oder auch 20-Minuten-Wert kommt nicht allzu häufig vor. Deshalb ist er auch schwierig statistisch/klimatologisch genauer einzuordnen (nicht zuletzt auch deshalb, weil die Datenreihe mit etwas über 40 Jahre noch nicht allzu lange ist). An der Station Magadino / Cadenazzo kommt er gemäss einer Schätzung der Extremwertanalyse seltener als alle 100 Jahre einmal vor. Aufgrund der dünnen Datengrundlage sind solche Jährlichkeiten aber wie erwähnt mit Vorsicht zu interpretieren.
Der Wert von 37.1 mm in 10 Minuten ist der dritthöchste gemessene Werte für die Schweiz (seit 1981). Der Rekordwert mit 41.0 mm stammt aus Lausanne, als am 11. Juni 2018 ein heftiges Gewitter über die Stadt zog und einige Überflutungen brachte.