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War der Sommer 2024 ein schwüler Sommer?
MeteoSchweiz-Blog | 05. September 2024
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Wenn der Taupunkt bei mindestens 16 Grad liegt, empfinden viele das Wetter als schwül. Je höher der Taupunkt im Sommer steigt, desto unangenehmer wird die Hitze. Wie war diesbezüglich der Sommer 2024?

An einem Spinnennetz haben sich feine Wassertröpfchen (Tau) abgelagert. Sie sind entstanden, weil die Luft bis (unter) den Taupunkt abkühlte und deshalb der enthaltende Wasserdampf kondensierte. Verdunstet in der Folge der Tau wieder, steigt die Taupunkttemperatur bzw. die relative Luftfeuchtigkeit an. Quelle: Meteomeldungen/App
An einem Spinnennetz haben sich feine Wassertröpfchen (Tau) abgelagert. Sie sind entstanden, weil die Luft bis (unter) den Taupunkt abkühlte und deshalb der enthaltende Wasserdampf kondensierte. Verdunstet in der Folge der Tau wieder, steigt die Taupunkttemperatur bzw. die relative Luftfeuchtigkeit an. Quelle: Meteomeldungen/App
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Sommer 2024 mit ausgeprägter Schwüle – bloss subjektiver Eindruck oder Tatsache?

Der vergangene Sommer war, spätestens ab Ende Juni, in allen Höhenlagen sehr warm, mitunter auch heiss. Kaltlufteinbrüche, wie sie eigentlich jeden Sommer mindestens einmal vorkommen mit etwas Neuschnee auf den Alpenpässen, gab es keine. Die Nullgradgrenze sank ab Juli nur noch einmal unter 3000 m. Meist blieb sie auch nach Kaltfrontdurchgängen oberhalb von 3500 m.

Verlauf der Höhe der Nullgradgrenze (Tagesminimum und Tagesmaximum) im Sommer 2024. Nach der wechselhaften Witterung im Juni verharrte die Nullgradgrenze praktisch über den ganzen restlichen Sommer auf hohem bis sehr hohem Niveau.
Verlauf der Höhe der Nullgradgrenze (Tagesminimum und Tagesmaximum) im Sommer 2024. Nach der wechselhaften Witterung im Juni verharrte die Nullgradgrenze praktisch über den ganzen restlichen Sommer auf hohem bis sehr hohem Niveau. (Quelle: MeteoSchweiz)

Nicht nur warm oder heiss, oft auch ziemlich schwül war das vergangene Sommerwetter. Zumindest ist das der Eindruck des heutigen Bloggers. Oder täuscht dieser Eindruck?

Schwelle zur Schwüle

Wie eingangs erläutert, ist der Taupunkt ein gutes Mass, um die Schwüle abzuleiten. Natürlich ist die Grenze, ab welchem Taupunkt man das Wetter als schwül empfindet, sehr individuell und von Person zu Person unterschiedlich. Und ein Taupunkt von 16 Grad bei einer Temperatur von 20 Grad wird oft anders empfunden als bei 30 Grad. Als Definition der Schwüle ziehen wir hier die Taupunktschwelle von 16 Grad heran.

Taupunkttemperatur

Der Taupunkt oder die Taupunkttemperatur ist jene Temperatur, auf die die Luft abgekühlt werden muss, damit der in der Luft enthaltende gasförmige Wasserdampf kondensiert. Entspricht die Lufttemperatur der Taupunkttemperatur, beträgt die relative Luftfeuchtigkeit 100 %.

Kurz und bündig: der Eindruck eines schwülen Sommers täuscht nicht. Schaut man sich die Anzahl Stunden der vergangenen Sommer (jeweils Juni bis August) an, an welchen der Taupunkt bei 16 Grad oder höher lag, so fällt der Sommer 2024 deutlich auf. An der Station am Flughafen Kloten lag der Taupunkt an über 800 Stunden bei mindestens 16 Grad. So viele Stunden gab es in den vorangehenden Sommern bei weitem nicht.

Bei hohem Taupunkt bzw. feuchter Luft und relativ tiefer Temperatur ist auch die Untergrenze der Bewölkung tief, wie hier über dem Genfersee bei Montreux.
Bei hohem Taupunkt bzw. feuchter Luft und relativ tiefer Temperatur ist auch die Untergrenze der Bewölkung tief, wie hier über dem Genfersee bei Montreux. (Quelle: Meteomeldungen/App)

Was ist der Grund für die lange Schwüle im Sommer 2024?

Allerdings darf untenstehende Grafik nicht überinterpretiert werden: sie gibt nicht die Anzahl Tage, sondern «nur» die Anzahl Stunden mit schwülem Wetter wieder. In diesem Sommer gab es viele Tage, an welchen der Taupunkt über viele Stunden hoch lag, was sich dann letztlich summierte. Mit ein Grund dafür sind sicher die ausbleibenden Luftmassenwechsel bzw. Kaltlufteinbrüche, wie bereits erwähnt. Die Schweiz verblieb über weite Strecken in warmen/heissen und feuchten Luftmassen mit Ursprung im nahen Atlantik oder im Mittelmeerraum. Womöglich trägt auch die eher nasse Vorgeschichte (und allenfalls die dadurch erhöhte Verdunstung) zu einem insgesamt höheren Taupunkt im Sommer 2024 bei.

Nicht ausgewertet ist die Anzahl Tage mit einem Taupunkt von mindestens 16 Grad. Diese wäre vermutlich ebenfalls recht hoch.

Es geht auch deutlich weniger schwül

Am wenigsten schwüle Stunden gab es im Sommer 2014. Nach einem leicht zu warmen Juni waren die Monate Juli und August deutlich unterdurchschnittlich temperiert und zu sonnenarm, weshalb auch die Verdunstung (die den Taupunkt erhöht) womöglich eher unterdurchschnittlich war. Dafür gab es teils deutlich mehr Niederschlag als üblich. Trotz des vielen Regens, aber vor allem wegen der insgesamt eher kühleren Witterung mit vermutlich geringerer Verdunstung lag der Taupunkt öfters unter der Schwelle zur Schwüle.