Inhaltsbereich

Wenn dem Wetter die Bewegung fehlt

MeteoSchweiz-Blog | 21. Oktober 2024
4 Kommentare

Ruhiges und bewegungsarmes Wetter im Oktober bedeutet nicht immer automatisch einen schönen und milden Altweibersommer. Grund dafür sind die planetarischen Wellen der Westwindzone, die so genannten Rossby-Wellen. Je nachdem, wie schnell oder langsam sich diese Wellen bewegen, oder unter welcher Flanke man sich befindet, stellt sich ein unterschiedlicher Wettercharakter ein.

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Rossby-Wellen

Rossby-Wellen sind ein Teil der planetarischen Zirkulation und sind grossräumige Wellenbewegungen in der Atmosphäre im Bereich der Mittleren Breiten, also auch bei uns in der Schweiz. Sie mäandrieren mit dem Polarfront-Jetstream und trennen die warme subtropische Luft im Süden von der kalten Polarluft im Norden. Die grossräumigen Wellen bestimmen massgeblich unser Wetter in der Westwindzone. Schlägt die Rossby-Welle nach Norden aus, d.h. die Höhenströmung wölbt einen Rücken auf, so befinden wir uns unter und kurz vor dem Rücken in einem Hochdruckgebiet. Schwingt die Rossby-Welle südwärts, entsteht ein Trog. In und – in Strömungsrichtung gesehen – unmittelbar vor dem Trog herrscht Tiefdruckeinfluss und damit unbeständiges Wetter. Entscheidend für den Wettercharakter ist also, auf welcher Seite der Rossby-Welle man sich befindet.

Die Anzahl der Wellen bestimmt den Wetterablauf

Die Rossby-Wellen in der Höhe steuern die Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete am Boden und damit unser Wetter. Dabei gilt: Je mehr Rossby-Wellen gleichzeitig eine Hemisphäre, bei uns also die Nordhalbkugel umspannen, desto schneller verlagern sie sich ostwärts. Viele kleinere Rossby-Wellen sorgen also in einer Region für einen raschen Wechsel von Hoch- und Tiefdruckgebieten und damit für ständig änderndes Wetter. Sinkt die Anzahl der Wellen dagegen unter 5, bleiben die grossen, oft weit nach Norden und Süden mäandrierenden Rossby-Wellen stationär oder verlagern sich sogar rückwärts nach Westen.

Bisheriges Oktoberwetter

In den letzten beiden Oktoberwochen waren die Rossby-Wellen auf der Nordhalbkugel über längere Zeit ziemlich stationär (siehe oben). Die Schweiz lag die meiste Zeit genau zwischen einem Trog (Tiefdruckgebiet) über Westeuropa und einem Rücken (Hochdruckgebiet) über Osteuropa. Daraus resultierte über dem Alpenraum eine sehr milde, zeitweise aber auch feuchte Südwestströmung. Sie brachte nicht nur in den Staulagen der Alpensüdseite, sondern auch nördlich der Alpen dichte Wolkenfelder und immer wieder Niederschläge. Für klassisches Altweibersommerwetter lag das Hoch an den meisten Tagen zu weit weg im Osten. Entsprechend unterdurchschnittlich ist derzeit die Monatssonnenscheindauer, und zwar unabhängig vom Nebel in allen Höhenlagen.

Mitte September und Anfang Oktober waren die Rossby-Wellen übrigens genau phasenverschoben und ein Trog lag über weiten Teilen Mitteleuropas. Dies war auch der Grund für den frühen Kaltlufteinbruch im September und den kalten Start in den Oktober. Die letzten 14 Tage hingegen waren mit der sehr milden Südwestströmung und trotz des durchzogenen Wetters nun deutlich zu warm für die Jahreszeit.

Und heute...

…dominierte goldenes Oktoberwetter. Vorübergehend verstärkte sich der Hochdruckeinfluss und sorgte für viel Sonnenschein. Nur der Alpensüdhang und bis zum frühen Nachmittag die Nebelregionen auf der Alpennordseite blieben etwas benachteiligt. Morgen baut sich das Hoch bereits wieder ab und eine schwache Kaltfront überquert uns mit vielen Wolken und etwas Niederschlag. Für den Rest der Woche kehrt das Wetter vorerst zum alten Muster zurück, allerdings mit mehr Sonnenstunden als letzte Woche, zumindest in höheren Lagen.