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Turbulentes Herbstwetter
MeteoSchweiz-Blog | 28. November 2024
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Nachdem sich der Herbst zu Beginn von seiner ruhigen und stabilen Seite gezeigt hatte, befinden wir uns seit Mitte November wettermässig in einer "Achterbahnfahrt": Markante und schnelle Wetter- und Temperaturwechsel stehen an der Tagesordnung. Warum es im Herbst beim Wetter häufig auch turbulent zu und her gehen kann, möchten wir hier kurz erläutern.

Dynamische Wolkenstruktur heute Morgen in Sünders (Italien). Foto: Meteomeldungen/App
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Dynamisches Westwindwetter

Das Sturmtief "CONALL" welches von den Niederlanden bis heute Donnerstag unter Abschwächung Richtung Polen gezogen ist, führte heute eine Kaltfront zum Alpenraum (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Bodendruck (schwarze Konturen), RGB-Satellitenbild und Fronten für den 28.11. um 06:00 UTC.
Abbildung 1: Bodendruck (schwarze Linien), RGB-Satellitenbild und Fronten für den 28. November um 06:00 UTC. (MeteoSchweiz)

Entsprechend zeigte sich das Wetter auf der Alpennordseite von seiner trüben Seite. Nachdem wir auf der Vorderseite des erwähnten Tiefs gestern Mittwoch noch von sonnigem und relativ mildem Wetter profitieren konnten, sanken die Temperaturen auf der Alpennordseite heute Nachmittag mit dem Eintreffen der Kaltfront auf 4 bis 6 Grad. Entsprechend sank im Verlauf der zweiten Tageshälfte auch die Schneefallgrenze von 2000 Meter teils unter 1000 Meter ab.

Begleitet war der Kaltfrontdurchgang besonders in leicht erhöhten Lagen sowie auf den Berggipfeln von teils kräftigem Wind (vergleiche Abbildung 2).

Abbildung 2: Gemessene Böenspitzen
Abbildung 2: Gemessene Böenspitzen (MeteoSchweiz)

Kampf der Luftmassen

Die rasche Abfolge von Luftmassenwechseln, wie wir sie heute und auch in den letzten Wochen beobachten konnten, kommen zustande, weil sich Nord- und Mitteleuropa momentan im „Sandwich“ von Kaltluft vom Norden (Polarluft) und Warmluft vom Süden (Subtropikluft) befinden (siehe Animation unten).

Animation: Temperatur auf 850 hPa (farbig), Bodendruck (schwarze Linien) und Jetstream ab 110 km/h in Farbe überlagert. Blaue Farbtöne deuten kühle Polarluft und grüne Farbtöne mildere Subtropikluft an. Gut erkennbar wie sich Tiefdruckgebiete und auch der Jetstream bevorzugt im Bereich des Zusammentreffens der unterschiedlichen Luftmassen entstehen.
Animation: Temperatur auf 850 hPa (farbig), Bodendruck (schwarze Linien) und Jetstream (ab 110 km/h in Farbe überlagert). Blaue Farbtöne deuten kühle Polarluft und grüne Farbtöne mildere Subtropikluft an. Gut erkennbar wie sich Tiefdruckgebiete und auch der Jetstream bevorzugt im Bereich des Zusammentreffens der unterschiedlichen Luftmassen entstehen. (IFS/MeteoSchweiz)

Besonders im Herbst herrschen über Europa ausgeprägte Temperatur- und Luftdruckunterschiede vor. Einerseits sind die Wassertemperaturen des Atlantiks und des Mittelmeers noch recht hoch, während es im Norden durch die sinkende Sonneneinstrahlung bereits deutlich abkühlt. Damit intensiviert sich innerhalb von wenigen Wochen im Herbst eine kräftige Luftmassengrenze – die Polarfront. Die Polarfront markiert den Grenzbereich wo warme subtropische Luftmassen auf kalte polare Luftmassen treffen. Sie setzt sich auch bis in höhere Atmosphärenschichten fort und erstreckt sich wellenförmig um die gesamte Nordhalbkugel. Im Sommer liegt die Polarfront weiter im Norden, während sie sich im Verlaufe des Herbsts mit dem Sonnenstand allmählich Richtung Süden verschiebt (vergleiche Abbildung 3).

Abbildung 3: Lage der Polarfront im Winter und im Sommer
Abbildung 3: Lage der Polarfront im Winter und im Sommer (https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/herbststuerme)

Zudem ist entlang der Polarfront auch häufig ein Starkwindband (Jetstream) in der Höhe vorhanden, welches dazu beiträgt, dass die Tiefdrucksysteme rasch vom Atlantik zum Kontinent vorstossen und das Festland überqueren. Das wechselhafte Wetter der vergangenen Tage zeugt davon, dass die Polarfront gegenwärtig unser Wetter fest im Griff hat. Eingelagert in die Westwinddrift erreichten uns in kurzer Abfolge immer wieder Tiefdruckgebiete mit ihren Frontensysteme, die für die raschen und häufigen Wetterwechsel verantwortlich waren.