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In der Abteilung Klima von MeteoSchweiz arbeiten: Wie sieht das genau aus?

MeteoSchweiz-Blog | 16. Dezember 2024

Die Abteilung Klima entwickelt verschiedenste Klimadienstleistungen. Diese tragen zum Schutz und zur Anpassung an extreme Wetterereignisse und die Auswirkungen des Klimawandels bei. Die Öffentlichkeit wird informiert über die Eigenheiten des Schweizer Klimas und seine Veränderungen. Im Gespräch mit Julien Anet und Annkatrin Rassl von MeteoSchweiz erhalten wir einen persönlichen Einblick in die Arbeit ihrer Abteilung und ihre Faszination für das Klima.

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Berufe bei MeteoSchweiz

In dieser Serie geben wir einen Einblick in die verschiedenen Berufe der Mitarbeiter/-innen bei MeteoSchweiz.

Die Abteilung Klima beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz besteht aus rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und hat verschiedene Aufgaben in Bezug auf das Schweizer Klima und den Klimawandel. Im Gespräch mit Julien Anet und Annkatrin Rassl erfahren wir mehr:

Julien, was hat dich dazu bewegt in der Klimatologie tätig zu werden?

Julien Anet: «Schon als Kind faszinierten mich jegliche Themen des Erdsystems. Daher führte mich mein Weg an die ETH, wo ich Erdwissenschaften studierte. Nach dem Grundstudium realisierte ich, dass mich besonders Klimathemen gepackt hatten, und so vertiefte ich dann im Masterstudium und auch während meines Doktorats mein Wissen in Atmosphären- und Klimawissenschaften.»

Wie war das bei dir, Annkatrin?

Annkatrin Rassl: «Bei mir war es ein wenig anders: Ich habe Klima- und Umweltwissenschaften sowie Lehramt studiert und wollte schon immer im Klimabereich arbeiten. In meiner jetzigen Stelle bin ich nah am Thema und kann meinen fachlichen und didaktischen Hintergrund sowohl in der Klimakommunikation als auch im Projektmanagement einsetzen. Das gefällt mir sehr!»

Eure Funktionen in der Abteilung Klima sind auch nicht dieselben: Was ist genau der Unterschied?

Annkatrin Rassl: «Meine Aufgaben reichen von Projektmanagement über Kommunikationstätigkeiten bis zur Gremienarbeit zum Beispiel im Rahmen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, deutsch: Weltklimarat) oder EUMETNET, dem Zusammenschluss der europäischen Wetterdienste. Auch die interne Koordination von Klimaberichten gehört zu meinen Aufgaben.»

Julien Anet: «Genau, ich hingegen arbeite an der Informationsstelle für Klimafragen, wo ich Medienanfragen zu Klimathemen beantworte und Informationen für Fachleute und den MeteoSchweiz-Blog bereitstelle. Zudem arbeite ich aktuell schwerpunktmässig im Projekt «Klima CH2025» mit. Hier geht es um die Erarbeitung, Aufdatierung und Bereitstellung von physikalischen Grundlagen des Klimawandels in der Schweiz, inklusive Klimaszenarien. Im Projekt koordiniere ich die Arbeitsgruppe «Kommunikation» gemeinsam mit dem Center for Climate Systems Modeling (C2SM) der ETH Zürich. Wir verarbeiten die Forschungsergebnisse der letzten Jahre.»

Dann habt ihr ja Kommunikation gemeinsam?

Julien Anet: «Ja, das stimmt. Immer mehr Menschen interessieren sich für Klimathemen – und insbesondere für die Klimaerwärmung. So steigt die Nachfrage nach unseren Daten, Informationen und Dienstleistungen. Unser Auftrag ist es dabei nicht nur vergangene Klimadaten zu dokumentieren, sondern auch die möglichen Entwicklungsvarianten für das zukünftige Klima für alle verständlich aufzubereiten.»

Annkatrin Rassl: «Eine grosse Herausforderung für uns ist die zielgruppengerechte Kommunikation: Der Klimawandel ist ein äusserst komplexes Phänomen. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen vereinfacht werden und dennoch fachlich korrekt sein. Denn Fakt ist: Der Klimawandel ist nicht nur ein naturwissenschaftliches Phänomen, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung.»

Was sind denn Beispiele von Arbeiten, die in der Abteilung Klima anfallen?

Julien Anet: «Wir bemühen uns, ein qualitativ hochstehendes, landesweites Messnetz für Klimaanalysen zu gewährleisten. Die Messbedingungen, unter welchen meteorologische Daten erhoben werden, können sich im Laufe der Zeit verändern. Mithilfe von Homogenisierung der Messreihen wird der Einfluss solcher Veränderungen, wenn nötig, aus den Daten entfernt. So wird klar, dass die vergangene, langjährige Klimaentwicklung real ist und nicht durch Änderungen bei den Messbedingungen verursacht wurde. Dies ist eine der vielen Aufgaben in der Abteilung Klima.»

Annkatrin Rassl: «Ja, das ist eine wichtige Arbeit, weil nur dadurch verlässliche Aussagen zur Veränderung des Klimas möglich sind. Eine weitere wichtige Aufgabe meiner Kolleginnen und Kollegen ist zum Beispiel die Analyse von Niederschlagsmessdaten. Darauf basierend können wir dann Wiederkehrperioden für verschiedene Starkniederschlagsereignisse berechnen. So können wir beispielsweise auch für jeden Punkt in der Schweiz herausfinden, ob eine bestimmte Niederschlagsmenge über eine bestimmte Zeitperiode ein alltägliches oder eher ein seltenes Ereignis ist. Damit können Fachleute zum Beispiel Massnahmen zur Siedlungs- und Liegenschaftsentwässerung besser dimensionieren.»

Julien Anet: «Wenn wir doch schon beim Niederschlag sind: Gemessene Klimadaten, wie auch Klimaszenarien, zeigen häufigere und intensivere Starkniederschläge. Vor allem in den Sommermonaten ist aber auch vermehrt mit Trockenheit zu rechnen. Es gibt also mehr extreme Niederschläge, die oft mit Gewittern verbunden sind. Aber diese Ereignisse treten in grösseren zeitlichen Abständen auf, was die Trockenheit im Sommer trotzdem erhöht. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln. In einem weiteren Projekt entwickeln wir gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt und dem Bundesamt für Landestopografie swisstopo ein nationales Früherkennungs- und Warnsystem für Trockenheit. Dies wird zum Beispiel für die Landwirtschaft und die Behörden ein äusserst wichtiges Werkzeug sein.»

Annkatrin Rassl: «Natürlich haben wir noch viel mehr Aufgaben. Das waren nur ein paar der Beispiele von Klima-Dienstleistungen, in die wir als Bundesamt involviert sind, um die Bedürfnisse nach Klimagrundlagen und -dienstleistungen für die breite Bevölkerung wie auch für Fachleute zu decken. Im Zentrum steht immer unser gesetzlicher Auftrag, die Schweiz über das Klima zu informieren und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger bei ihren Mitigations- und Anpassungsplänen zu unterstützen.»

Damit wären wir beim Thema Klimaanpassung angelangt: Laufen hier viele Aktivitäten?

Julien Anet: «Vorerst sei gesagt, dass die Umsetzung vieler Klimaanpassungs-Projekte bei unseren Kolleginnen und Kollegen vom BAFU angesiedelt ist. Unsere Abteilung erarbeitet aber die notwendigen Datengrundlagen für verschiedene Anpassungsprogramme. So sind wir im engen Austausch mit Normenverbänden, zum Beispiel über die zu erwartenden Extrem-Niederschlagsmengen, um die Abwasserinfrastruktur optimal zu planen.»

Annkatrin Rassl: «Ausserdem waren wir an einem Projekt beteiligt, in dem es darum ging, die Gefährdung der Bevölkerung durch Hitzestress zu reduzieren. Und genau so wichtig sind unsere Aufgaben im Rahmen des National Centre for Climate Services (NCCS). Die Geschäftsstelle des NCCS ist in unserer Abteilung angesiedelt. Diese koordiniert zurzeit ein umfassendes Programm, in dem mehrere sektorenübergreifende Projekte umgesetzt werden. Ziel ist es, praxisnahe Klimadienstleistungen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zu erarbeiten, die den Bund bei der Bewältigung von klimatisch bedingten Herausforderungen unterstützt.»

Julien Anet: «Wir sind aber nicht nur in der Anpassung tätig. Unsere Kolleginnen und Kollegen berechnen gerade eine Windklimatologie für die Schweiz. Ein solcher Datensatz zeigt zum Beispiel, wo und wann im Jahr es besonders stark windet – eine wichtige Information für die Optimierung von Windenergie-Produktion. Und damit leisten auch wir unseren Beitrag zu einer Netto-Null-Schweiz.»

Vielen Dank für den spannenden Einblick in euren Arbeitsalltag und die Tätigkeiten der Abteilung Klima!

Wie wird man Klimatolog/-in?

Der Weg zur Klimatologin oder zum Klimatologen führt über einen Masterstudiengang und allfälliger Dissertation. Verschiedene Schweizer Universitäten und Hochschulen bieten entsprechende Masterstudiengänge an.

Da in der Klimatologie oft die statistische Analyse von sehr grossen Datensätzen im Zentrum steht und Machine-Learning-Kenntnisse immer wichtiger werden, kommen häufig auch Absolventinnen und Absolventen aus dem Bereich Computational oder Data Science als Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger zu uns.