Was sind denn Beispiele von Arbeiten, die in der Abteilung Klima anfallen?
Julien Anet: «Wir bemühen uns, ein qualitativ hochstehendes, landesweites Messnetz für Klimaanalysen zu gewährleisten. Die Messbedingungen, unter welchen meteorologische Daten erhoben werden, können sich im Laufe der Zeit verändern. Mithilfe von Homogenisierung der Messreihen wird der Einfluss solcher Veränderungen, wenn nötig, aus den Daten entfernt. So wird klar, dass die vergangene, langjährige Klimaentwicklung real ist und nicht durch Änderungen bei den Messbedingungen verursacht wurde. Dies ist eine der vielen Aufgaben in der Abteilung Klima.»
Annkatrin Rassl: «Ja, das ist eine wichtige Arbeit, weil nur dadurch verlässliche Aussagen zur Veränderung des Klimas möglich sind. Eine weitere wichtige Aufgabe meiner Kolleginnen und Kollegen ist zum Beispiel die Analyse von Niederschlagsmessdaten. Darauf basierend können wir dann Wiederkehrperioden für verschiedene Starkniederschlagsereignisse berechnen. So können wir beispielsweise auch für jeden Punkt in der Schweiz herausfinden, ob eine bestimmte Niederschlagsmenge über eine bestimmte Zeitperiode ein alltägliches oder eher ein seltenes Ereignis ist. Damit können Fachleute zum Beispiel Massnahmen zur Siedlungs- und Liegenschaftsentwässerung besser dimensionieren.»
Julien Anet: «Wenn wir doch schon beim Niederschlag sind: Gemessene Klimadaten, wie auch Klimaszenarien, zeigen häufigere und intensivere Starkniederschläge. Vor allem in den Sommermonaten ist aber auch vermehrt mit Trockenheit zu rechnen. Es gibt also mehr extreme Niederschläge, die oft mit Gewittern verbunden sind. Aber diese Ereignisse treten in grösseren zeitlichen Abständen auf, was die Trockenheit im Sommer trotzdem erhöht. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln. In einem weiteren Projekt entwickeln wir gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt und dem Bundesamt für Landestopografie swisstopo ein nationales Früherkennungs- und Warnsystem für Trockenheit. Dies wird zum Beispiel für die Landwirtschaft und die Behörden ein äusserst wichtiges Werkzeug sein.»
Annkatrin Rassl: «Natürlich haben wir noch viel mehr Aufgaben. Das waren nur ein paar der Beispiele von Klima-Dienstleistungen, in die wir als Bundesamt involviert sind, um die Bedürfnisse nach Klimagrundlagen und -dienstleistungen für die breite Bevölkerung wie auch für Fachleute zu decken. Im Zentrum steht immer unser gesetzlicher Auftrag, die Schweiz über das Klima zu informieren und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger bei ihren Mitigations- und Anpassungsplänen zu unterstützen.»
Damit wären wir beim Thema Klimaanpassung angelangt: Laufen hier viele Aktivitäten?
Julien Anet: «Vorerst sei gesagt, dass die Umsetzung vieler Klimaanpassungs-Projekte bei unseren Kolleginnen und Kollegen vom BAFU angesiedelt ist. Unsere Abteilung erarbeitet aber die notwendigen Datengrundlagen für verschiedene Anpassungsprogramme. So sind wir im engen Austausch mit Normenverbänden, zum Beispiel über die zu erwartenden Extrem-Niederschlagsmengen, um die Abwasserinfrastruktur optimal zu planen.»
Annkatrin Rassl: «Ausserdem waren wir an einem Projekt beteiligt, in dem es darum ging, die Gefährdung der Bevölkerung durch Hitzestress zu reduzieren. Und genau so wichtig sind unsere Aufgaben im Rahmen des National Centre for Climate Services (NCCS). Die Geschäftsstelle des NCCS ist in unserer Abteilung angesiedelt. Diese koordiniert zurzeit ein umfassendes Programm, in dem mehrere sektorenübergreifende Projekte umgesetzt werden. Ziel ist es, praxisnahe Klimadienstleistungen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zu erarbeiten, die den Bund bei der Bewältigung von klimatisch bedingten Herausforderungen unterstützt.»
Julien Anet: «Wir sind aber nicht nur in der Anpassung tätig. Unsere Kolleginnen und Kollegen berechnen gerade eine Windklimatologie für die Schweiz. Ein solcher Datensatz zeigt zum Beispiel, wo und wann im Jahr es besonders stark windet – eine wichtige Information für die Optimierung von Windenergie-Produktion. Und damit leisten auch wir unseren Beitrag zu einer Netto-Null-Schweiz.»
Vielen Dank für den spannenden Einblick in euren Arbeitsalltag und die Tätigkeiten der Abteilung Klima!