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Dynamische Grenzwetterlage

MeteoSchweiz-Blog | 08. Januar 2025

In den nächsten Tagen ist das Wetter über Mitteleuropa äusserst abwechslungsreich. Subtropische Warmluft aus dem Süden und polare Kaltluft aus dem Norden liefern sich Tag für Tag ein Duell. Wer gewinnt den Kampf der Luftmassen über der Schweiz?

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Starkes Atlantiktief als Wettermotor

Am Mittwoch lag ein kräftiges Tief über dem Ostatlantik. Es hat sich seit Dienstag zu einer schönen Shapiro-Keyser-Zyklone entwickelt, deren charakteristische Wolkenform auf dem Satellitenbild einem Hammerkopf oder einem Pilz ähnelt. Das Tief führt Warmluft subtropischen Ursprungs nach Norden, während gleichzeitig polare Kaltluft über Nordwesteuropa nach Süden strömt. Beide Luftmassen treffen über Westeuropa in einer zonalen, d.h. von West nach Ost verlaufenden Tiefdruckrinne aufeinander. Diese Luftmassengrenze verschärft sich weiter und verlagert sich am Donnerstag ostwärts nach Mitteleuropa und am Freitag unter leichter Abschwächung auch in den Alpenraum.

Markante Luftmassengrenze

Von Mittwoch bis Freitag liefern sich die Warm- und Kaltluft entlang der Luftmassengrenze ein Duell. Mal drängt die Warmluft weiter nach Norden, mal die Kaltluft weiter nach Süden. Dies geschieht nicht geräuschlos, sondern wird von Frontensystemen und einigen Niederschlägen begleitet: Von Regen über Schneeregen und Schnee bis hin zu Glatteisregen sind fast alle Niederschlagsformen dabei. Die Frage ist nur, wann und wo.

Mittwoch: Warmfront

Am Mittwoch lag die Schweiz auf der warmen Seite der Luftmassengrenze. Bis am Nachmittag überquerte uns mit teils kräftigem Südwestwind eine Warmfront. Sie brachte der Alpennordseite und dem Wallis verbreitet Regen und die Schneefallgrenze stieg ausserhalb der Alpentäler rasch von 1200 auf rund 2000 Meter an. Am Abend und in der Nacht bleibt der Alpenraum in der milderen Luft. Eine erste schwache Kaltfront auf Donnerstag bringt nur einzelne Schauer und dahinter kaum Abkühlung.

Donnerstag: Kaltfront

Anders sieht es weiter nördlich über Deutschland aus. Hier läuft die milde Luft aus Süden auf die kalte Luft im Norden auf und es stellt sich eine markante Grenzwetterlage ein. An der Luftmassengrenze gehen die Niederschläge mit jedem Kilometer nordwärts zunehmend in Schneeregen und Schnee über. Vor allem über der Mitte Deutschlands kann es bis ins Flachland kräftig schneien. Im Übergangsbereich zwischen Regen und Schnee kann auch gefrierender Regen auftreten, ähnlich wie am Samstagabend in der Schweiz.

Bei uns ist davon vorerst wenig zu spüren. Turbulenter wird es ab Donnerstagmittag, wenn die Kaltluft nach Süden zurückfliesst und als wetteraktive Kaltfront die Alpennordseite überquert. Mit dem Durchzug der Kaltfront steigt der Luftdruck markant an und löst starken West- bis Nordwestwind aus, der mit stürmischen Böen von 60 bis 90 km/h bis in die Alpentäler weht. Auch die Schneefallgrenze sinkt rasch von rund 1700 Meter bis in tiefe Lagen. Im Flachland lassen die Niederschläge aber zügig nach, so dass in den Niederungen vorerst kaum Schnee liegen bleibt.

Freitag: Schnee, aber wie viel?

Nach der Kaltfront vom Donnerstag bleibt die Luftmassengrenze am Freitag über dem Alpenraum. Die Schweiz liegt dann auf der kalten Seite, bevor sich nach den aktuellen Modellprognosen ab Freitagnachmittag aus Westen erneut Niederschläge ausbreiten. Diese dürften auf der Alpennordseite zum grossen Teil bis ins Flachland als Schnee fallen und für einige Zentimeter Neuschnee sorgen. Verantwortlich dafür ist ein kleines Tief, das von der Bretagne zu den Westalpen zieht. Diese Grosswetterlage ist vergleichbar mit jener vom letzten November, als das Tief «Caetano» viel Schnee brachte. Allerdings ist das kommende Tief am Freitag deutlich schwächer und voraussichtlich weniger wetteraktiv. Inwieweit aus Südwesten vorübergehend mildere Luft einströmen und den Schnee im westlichen Flachland in Regen übergehen lassen kann, ist im Detail ebenfalls noch unsicher.

Sicher ist aber, dass die polare Kaltluft das Duell der Luftmassen letztlich gewinnt und sich am Wochenende mit einem kräftigen Hochdruckgebiet bei uns festsetzt. Und sicher scheint auch schon: Das Hoch kommt, um zu bleiben.