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Orkantief «Éowyn» erfasst Irland

MeteoSchweiz-Blog | 23. Januar 2025

In der Nacht auf Freitag zieht das Orkantief «Éowyn» knapp nördlich von Irland Richtung Schottland. Der Irische Wetterdienst sowie das UK MetOffice warnen mit der höchsten Gefahrenstufe vor Windspitzen von über 130 km/h, lokal bis 160 km/h.

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Rasche Tiefentwicklung über dem Atlantik

Gestern Abend war das Tief «Éowyn» noch in seinen Kinderschuhen: Mit einem Kerndruck um 1000 hPa befand sich das zunächst unscheinbare Tief südöstlich von Neufundland. An einer scharfen Luftmassengrenze, bei welcher Polarluft vom amerikanischen Kontinent auf sehr milde und feuchte Atlantikluft trifft, verstärkte sich das Tief rasch und zog heute Donnerstag eingebunden in die starke westliche Höhenströmung* ostwärts. Dabei fällt der Kerndruck innerhalb 24 Stunden um mehr als 24 hPa.  Entsprechend erfüllt es die Kriterien einer sogenannten «rapid cyclogenesis», umgangssprachlich als «Bomben-Zyklone» oder auch «Bombogenese» bezeichnet.

*eine Ballonsondierung über Neufundland registrierte gestern um 12 UTC in etwa 9 km Höhe ein Windmaximum von 409 km/h!

Für die markante Frontalzone und den starken Jetstream ist auch der Kaltluftvorstoss über Nordamerika der vergangenen Tage mitverantwortlich, welchen wir hier vor kurzem thematisiert haben:

Wie die Kältewelle in Nordamerika das Wetter bei uns beeinflusst

In den kommenden Stunden verstärkt sich das Tief weiter und nähert sich am Abend den Britischen Inseln.

Über Irland verbreitet Orkanböen

Am späten Donnerstagabend erfasst das Sturmfeld die West- und Südhälfte Irlands. Die stärksten Windböen dürften in Irland in der zweiten Nachthälfte und am Freitagmorgen verzeichnet werden. Im Laufe des Freitags zieht das Tief über Schottland weiter Richtung Nordsee.

Der Irische Wetterdienst und das UK Metoffice warnen vor Windspitzen von über 130 km/h. Wenn sich die Modellprognosen bestätigen, sind in Küstennähe Böenspitzen von 160 bis 200 km/h im Bereich des Möglichen. Der Orkan ist damit bezüglich Windstärke vergleichbar mit dem Orkan Lothar.

Einordnung der prognostizierten Windspitzen von «Éowyn»

In Irland ist man sich an kräftige Weststürme zwar durchaus gewohnt. Aber von der Intensität dürfte Éowyn die meisten Tiefdruckgebiete der vergangenen Jahrzehnte in den Schatten stellen.

In den vergangenen 10 Jahren wurden die stärksten Böen in Irland im Zusammenhang mit Ex-Hurricane Ophelia (Oktober 2017) und dem Wintersturm Eleanor (Januar 2018) verzeichnet. Damals registrierte man an den Küstenorten Roches Point bzw. Knock Airport Maxima von 156 km/h. Für Böen über 180 km/h muss man in den Geschichtsbüchern etwas weiter zurückblättern: 1961 zog Hurricane «Debbie» westlich von Irland durch und brachte ganz im Norden des Landes Böen von bis zu 181 km/h*, was zumindest bis heute der höchste in Irland gemessen Wert ist.

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