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Das Jahr 2024 brachte die dritthöchste Jahresmitteltemperatur seit Messbeginn. Bei genauerer Betrachtung des Temperaturverlaufs offenbart sich jedoch eine markante Überraschung.

Klima
Das Jahr 2024 brachte die dritthöchste Jahresmitteltemperatur seit Messbeginn. Bei genauerer Betrachtung des Temperaturverlaufs offenbart sich jedoch eine markante Überraschung.
Die Jahresmitteltemperatur wird in der Regel als Mittel der Monate Januar bis Dezember berechnet (Kalenderjahr). Dabei bleibt meist unbeachtet, dass dies nur eine von mehreren Möglichkeiten ist, zwölf Monate zu einem Jahr zusammenzufassen. Das römische Jahr zum Beispiel begann ursprünglich im März und endete im Februar.
Bei der Untersuchung aller Kombinationen von zwölf aufeinanderfolgenden Monaten stellt sich heraus, dass der Zeitraum von Mai 2023 bis April 2024 mit einem landesweiten Mittel von 7,7 °C das wärmste Zwölfmonatsmittel in der Messreihe seit 1864 war. Später im Jahr wurde dieser Wert erneut erreicht, nämlich für die Periode Juni 2023 bis Mai 2024 und für die Periode September 2023 bis August 2024. Insofern bewegte sich das Zwölfmonatsmittel im Laufe des Kalenderjahres 2024 mehrmals in Rekordhöhe.
Das Kalenderjahr 2022 gilt mit einem landesweiten Mittel von 7,4 °C als wärmstes Jahr der Schweiz seit Messbeginn 1864. Doch dieser Wert wurde als Mittel über zwölf Monate schon viel früher erreicht.
Vom Herbst 2006 bis in den Frühling 2007 breitete sich eine ungewöhnliche Wärme über die Schweiz aus. Im landesweiten Mittel wurde zum damaligen Zeitpunkt der wärmste Herbst, der wärmste Winter und der wärmste Frühling registriert (Annalen 2006, Seite 6; Annalen 2007, Seite 37-41).
Bei der Berechnung des klassischen Kalenderjahres wird der massive Wärmeschub vom Herbst 2006 bis zum Frühling 2007 auseinandergerissen und auf zwei Jahre verteilt. Dadurch ergeben sich keine aussergewöhnlichen Jahreswerte. Doch das landesweite Zwölfmonatsmittel von Juni 2006 bis Mai 2007 schoss auf den für die damalige Zeit einzigartigen Extremwert von 7,4 °C, wie die Grafik oben zeigt. Es blieb für mehr als zehn Jahre das höchste Zwölfmonatsmittel seit Messbeginn 1864.
Bei einem tieferen Einblick in die Daten offenbaren sich weitere interessante Details (Abb. 2). So war das Zwölfmonatsmittel von April 1947 bis März 1948 mit 6,5 °C die wärmste 12-Monatsperiode in der Schweiz ab Messbeginn bis zum Jahr 2003 mit dem legendären Hitzesommer.
Auch auf der kalten Seite gibt es Interessantes zu berichten. Die Kalenderjahre 1962 und 1963, welche die letzte grosse Seegfrörni brachten (Winter 1962/63), zeigten keine besonders extremen Werte. Im alten römischen Kalender hingegen wäre es das kälteste Jahr seit den 1890er Jahren gewesen (Zwölfmonatsmittel März 1962 bis Februar 1963, Abb. 2). Das kälteste Zwölfmonatsmittel in der gesamten Messreihe erstreckte sich von Juni 1890 bis Mai 1891. Auch damals gab es eine klassische grosse Seegfrörni (Winter 1890/91).