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«Zyklonale Südost- bis Ostlage» bringt den Winter zurück
MeteoSchweiz-Blog | 16. März 2025

Noch vor einer Woche schwelgten wir bei bis zu 20 Grad bereits im Frühling – heute tanzten Schneeflocken teils wieder bis in tiefe Lagen. Ursache für diese nass-kühle und trübe Witterung ist diesmal nicht die Zufuhr von feuchter Luft aus Westen, sondern aus Sektor Ost.

Eichhörnchen und zwei Kohlmeisen auf Futtersuche heute Vormittag in Sommentier (FR) bei winterlichen Verhältnissen. Foto: App/Meteomeldungen
Eichhörnchen und zwei Kohlmeisen auf Futtersuche heute Vormittag in Sommentier (FR) bei winterlichen Verhältnissen. Foto: App/Meteomeldungen
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Normalerweise erwarten wir, dass das «Wetter» von Westen kommt und uns die Fronten und die damit verbundenen Niederschläge von West nach Ost, Südwest nach Nordost, oder Nordwest nach Südost überqueren. Die folgende Bauernregel basiert wohl auf der Tatsache, dass wir uns eben die oben genannten «Westwindlagen» gewohnt sind: „Ostwind bringt Heuwetter, Westwind bringt Krautwetter, Südwind bringt Hagelwetter und Nordwind bringt Hundewetter.“

Für einmal brachte uns der Ostwind heute aber kein trockenes «Heuwetter», sondern nass-kalte und trübe Wetterverhältnisse. Welche Strömungskonstellation führte dazu?

Der Alpenraum lag heute im Einflussbereich eines Bodentiefs über Norditalien und einem Höhentief mit Kern über der südlichen Biskaya. Die Strömung war heute somit in allen Höhenlagen zyklonal geprägt, also tiefdruckbestimmt. Das heisst, der Wind umströmte die Tiefs im Gegenuhrzeigersinn. Somit wurde in der Höhe aus Südosten feuchte und mildere Mittelmeerluft zum Alpenraum geführt. Gleichzeitig sickerte in den unteren Schichten aus Nord bis Nordost kältere Luft ein (vergleiche Abbildung 1).

Abbildung 1: Wetterlage am 16.03.25 um 03 UTC. Links: Höhenwetterkarte mit Temperatur (Farbflächen), Geopotential (schwarze Linien) und Wind auf 500 hPa (ca. 5500 m). Mitte: Bodendruck (schwarze Linie), Wind und relative Feuchtigkeit auf 700 hPa (ca. 3000 m). Rechts: Äquivalentpotentielle Temperatur als Mass für die Temperatur und den Feuchtegehalt der Luftmasse (Farbflächen) auf 850 hPa (ca. 1500 m) und Bodendruck (schwarze Linien). Die vorherrschende Strömung über dem Alpenraum ist anhand der weissen Pfeile erkennbar.
Abbildung 1: Wetterlage am 16.03.25 um 03 UTC. Links: Höhenwetterkarte mit Temperatur (Farbflächen), Geopotential (schwarze Linien) und Wind auf 500 hPa (ca. 5500 m). Mitte: Bodendruck (schwarze Linie), Wind und relative Feuchtigkeit auf 700 hPa (ca. 3000 m). Rechts: Äquivalentpotentielle Temperatur als Mass für die Temperatur und den Feuchtegehalt der Luftmasse (Farbflächen) auf 850 hPa (ca. 1500 m) und Bodendruck (schwarze Linien). Die vorherrschende Strömung über dem Alpenraum ist anhand der weissen Pfeile erkennbar. (IFS)

Damit hat sich vorübergehend eine Gegenstromlage eingestellt und es kam zu Aufgleitprozessen, die schlussendlich zu schwachen Niederschlägen führte.

Abbildung 2: Gemessene vertikaler Temperatur- (ausgezogene Linie) und Taupunktverlauf (strichlierte Linie) in Payerne am 16. März 25 um 00 UTC.
Abbildung 2: Gemessene vertikaler Temperatur- (ausgezogene Linie) und Taupunktverlauf (strichlierte Linie) und Windverhältnisse (Windfieder) in Payerne am 16. März 25 um 00 UTC. Gut erkennbar ist die angefeuchtete Schicht bis ca. 2500 Meter. (MeteoSchweiz)

Gegenstromlagen sind bekannt dafür, dass in kurzer Zeit grössere Niederschlagsmengen fallen können. Da die Strömungsverhältnisse heute aber relativ schwach waren (vergleiche Abbildung 2), fielen die Niederschlagsmengen nur gering aus.

Abbildung 3: Gemessene Niederschlagsmengen am 16.03.25 bis 15 UTC
Abbildung 3: Gemessene 24-stündige Niederschlagsmengen am 16.03.25 bis 15 UTC (MeteoSchweiz)

Aufgrund der trüben und feuchten Verhältnisse wird diese Wetterlage auch als «Bise noire» oder eben «schwarze Bise» bezeichnet.

Doch nun nochmals zurück zur anfangs erwähnten trockenen Ostströmung (Bise). In den allermeisten Fällen entsteht die Bise im Zusammenhang mit einem Hochdruckgebiet über Nordwest-/Nordeuropa. Dabei ist die Strömung antizyklonal gekrümmt, also hochdruckbestimmt und bringt keine oder nur geringe Mengen an Feuchtigkeit mit sich (siehe Slideshow unten). Dies bedeutet, dass meist trockenes und sonniges Wetter (abgesehen von Hochnebel im Winterhalbjahr) zu erwarten ist.

Schnee bis in die Niederungen

In den frühen Morgenstunden sank die Schneefallgrenze insbesondere in der Genferseeregion teils bis in die Niederungen. Mit teils kräftigeren Niederschlägen wirkte vorübergehend die Niederschlagsabkühlung, so dass es z.B. am Flughafen in Genf kurzzeitig etwas schneite (vergleiche Abbildung 4).

Abbildung 4: Oben gemessene Temperatur (rote Kurve) und Taupunkt (blaue Kurve), unten gemessene 10-minütige Niederschlagssummen in Genf Cointrin.
Abbildung 4: Oben gemessene Temperatur (rote Kurve) und Taupunkt (blaue Kurve), unten gemessene 10-minütige Niederschlagssummen in Genf Cointrin. (MeteoSchweiz)

Sonst lag die Schneefallgrenze meist im Bereich zwischen 500 und 800 Metern, in den Ostalpen und im Süden meist über 1000 Meter.