Die Messwerte an der Station Andermatt sind typisch für Niederschlagsabkühlung: Der Wind ist mit <5 kt bzw. <10 km/h insgesamt sehr schwach, was darauf hinweist, dass kein Luftmassenaustausch stattfindet. Die Psychrometertemperatur betrug in der ersten Nachthälfte noch knapp 2°C, was erfahrungsgemäss ein Indiz für Regen ist. Ab 00:30 UTC setzen schwache bis mässige Niederschläge ein, wobei wir annehmen, dass die Schneefallgrenze zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Ausgangsniveau von 1500 bis 1800 m lag, welches für die von Süden her zum Alpenraum strömende Luft repräsentativ war.
Das Schmelzen der Schneeflocken, welche von den höheren Luftschichten ins Urserental fallen, benötigt Energie. Diese Energie wird der Luft im Tal entzogen, sie kühlt sich ab. Dieser Abkühlungsprozess schreitet von oben nach unten fort und führt dazu, dass sich mit der Zeit ein isothermes vertikales Temperaturprofil mit einer Temperatur um den Gefrierpunkt einstellt. Dabei sinkt auch die Schneefallgrenze anfangs langsam, mit der Zeit immer rascher Richtung Talboden hinab. Irgendwann ist die gesamte Luftmasse im Tal auf den Gefrierpunkt abgekühlt. Die Schneeflocken erreichen dann den Talboden und beginnen in der Folge am Boden anzusetzen und eine Schneedecke zu bilden. Um 02:30 UTC wechselte die Psychrometer-Temperaturkurve bei 1.3°C von Rot auf Blau. Die Unterschreitung dieses empirischen Schwellenwertes ist ein zuverlässiger Hinweis darauf, dass zu diesem Zeitpunkt erstmals Schneeregen an der Station fiel. In der Folge ging der Regen rasch in Schnee über, wobei der Schmelzprozess zum Erliegen kam und daher auch keine weitere Abkühlung der Luft mehr erfolgte. Die Temperatur verharrte folglich in der zweiten Nachthälfte um den Gefrierpunkt.