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Auswirkungen des Klimawandels auf den Winter- und Bergsport
MeteoSchweiz-Blog | 10. Juni 2025

Das Expertenforum „Klima.Sport.Schnee“ veröffentlichte vor wenigen Tagen den aktuellen Forschungsstand zum Thema „Perspektiven des Winter- und Bergsports im Zeichen globalen Klimawandels“. Das Ziel ist es, eine solide wissenschaftliche Basis für den Umgang mit dem Klimawandel im Winter- und Bergsport zu schaffen.

Mountainbike vor einer Bergkulisse
Die steigende Schneefallgrenze hat Einfluss auf Bergsport-Aktivitäten. (Bild: Sven Kotlarski)
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2019 und 2022 veröffentlichte das Expertenforum „Klima.Sport.Schnee“, das mehrere Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammenbringt, die ersten beiden Positionspapiere. Auch MeteoSchweiz und das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF sind mit von der Partie. Für das soeben erschienene dritte Positionspapier arbeiteten die Fachleute die neuesten Erkenntnisse der Forschung mit Fokus auf dem Alpenraum ein und erweiterten den Themenbereich vom Wintersport auch auf den Bergsport im Sommerhalbjahr. Ausserdem wurden Wissensdefizite und Handlungsansätze zusammengefasst.

Erwärmung hält an

Das Klima hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erwärmt. Nach neuesten Berechnungsmethoden beträgt die mittlere Erwärmung seit vorindustrieller Zeit bis Ende 2024 in Deutschland 2,5 °C, in Österreich 3,1 °C und in der Schweiz 2,9 °C.

Die Fachleute des Expertenforums sind sich in ihrer Erwartung einig, dass trotz in Umsetzung befindlicher globaler Klimaschutzmassnahmen, die Jahresmitteltemperatur im D-A-CH-Raum bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere 2 °C steigen wird.

Der aufgrund weiterhin ansteigender Treibhausgasemissionen hervorgerufene langfristige Klimatrend wird deutlich von der natürlichen Klimavariabilität überlagert. Vor allem auf kurzen (von Jahr zu Jahr) und mittleren (20 bis 30 Jahre) Zeitskalen können diese zum Teil markanten Schwankungen den langfristigen Trend regional sowohl verstärken als auch abschwächen.

Rahmenbedingungen für technische Schneeerzeugung ändern sich

Die Erwärmung wirkt sich deutlich auf die Winter aus. Die für den Schneesport geeignete natürliche Schneedecke geht langfristig besonders in tiefen und mittleren Lagen, bis etwa 1500 Meter Seehöhe, weiter zurück. Durch die Erwärmung ändern sich auch die meteorologischen Rahmenbedingungen für die technische Schneeerzeugung. Die potenziellen Beschneizeiten werden weniger und der Bedarf an Wasser und Energie nimmt zu.

Mehr Niederschlag, aber weniger Schnee

Beim Winterniederschlag ist die natürliche Variabilität besonders hoch, und es lassen sich vielerorts bisher keine klaren Trends beobachten. In den aktuellen Klimaszenarien zeigen sich aber robuste Signale hinsichtlich einer Erhöhung der Winterniederschläge im Alpenraum und der Intensivierung kurzzeitiger Niederschlagsextreme. Jedoch ist in tiefen und mittleren Lagen mit einem weiteren Rückgang des Schneefalls zu rechnen, da Niederschlag aufgrund der höheren Temperaturen vermehrt als Regen anstelle von Schnee fällt.

Langlaufloipe in verschneiter Landschaft
In tiefen und mittelhohen Lagen fällt der Niederschlag künftig vermehrt als Regen statt in Form von Schnee. Der Wintersport wird sich vermehrt in höhere Lagen zurückziehen. Hier: Loipe in frisch verschneiter Landschaft zwischen Pontresina/Puntraschigna und Celerina/Schlarigna Ende Januar 2025. (Bild: Elias Zubler)

Längere Saison

In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst trägt der Klimawandel zu einer Saisonverlängerung vieler Outdooraktivitäten bei, wie Wandern, Radfahren, Baden, Wassersport und Golf. Im Sommer steigt allerdings auch die Belastung durch die steigenden Temperaturen.

Was den Niederschlag betrifft, gibt es zwei Entwicklungen:

  • Klimaszenarien zeigen für den Alpenraum eine Tendenz zu geringeren Niederschlagsmengen über das gesamte Sommerhalbjahr gesehen. In Verbindung mit der erhöhten Verdunstungsraten infolge steigender Temperaturen führt das zu einer Intensivierung sommerlicher Trockenheitsepisoden
  • Gleichzeitig ist aber zu erwarten, dass sich kleinräumige und kurzzeitige Starkniederschläge im Sommerhalbjahr weiterhin intensivieren und in ihrer Häufigkeit zunehmen. Dies kann unter anderem zu einer Häufung weiterer alpiner Naturgefahren wie Murenabgängen und Hangrutschungen führen, mit Auswirkungen auf die alpinen Wegenetze und sonstige Infrastruktur.

Forschungsbedarf

Das Team des Expertenforums „Klima.Sport.Schnee“ listet im neuen Positionspapier auch Bereiche mit verbleibenden Unsicherheiten und Forschungsbedarf auf.

Einige Beispiele:

  • Es mehren sich Hinweise darauf, dass durch den Klimawandel veränderte atmosphärische Zirkulationsmuster eine Zunahme langlebiger Wetterlagen bewirken könnten. Derartige Aussagen sind jedoch mit sehr grossen Unsicherheiten behaftet, und viele zugrundeliegende Mechanismen sind noch unzureichend verstanden.
  • Während Temperaturprojektionen relativ sicher sind, bestehen grosse Unsicherheiten bei der Niederschlagsentwicklung. Verbesserte Daten sind dringend nötig, unter anderem durch neue Messmethoden und mehr Messstationen in höheren Lagen.
  • Abrupte Änderungen von Komponenten des Klimasystems, wie der atlantischen Umwälzzirkulation (AMOC), stellen im Zuge des fortschreitenden Klimawandels ein ernstzunehmendes Risiko dar. Das Prozessverständnis und die Zeitskalen solcher Kipppunkte müssen noch vertieft erforscht werden.
  • Lokale Phänomene wie Temperaturinversionen und das Absinken der Schneefallgrenze in Tälern sollten detaillierter untersucht werden, da sie die Schneedecke stark beeinflussen können.

Verantwortung für kommende Sport- und Tourismusgenerationen

Der Klimawandel stellt eine grosse Herausforderung dar. Die gesamte Branche – Seilbahnbetreiber, sporttouristische Unternehmen, Winter- und Bergsportverbände, Sportartikelindustrie, Sportfachhandel und Destinationen mit ihren Gästen – ist deshalb angehalten, sich aktiv an der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung Klimawandel mit entsprechenden Massnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an die Folgewirkungen zu beteiligen.

Die Lupe auf die Schweiz

Wie sich speziell das Klima der Schweiz in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird, erarbeitet MeteoSchweiz derzeit gemeinsam mit der ETH Zürich und weiteren Partnern im Projekt Klima CH2025. Die Projektergebnisse und damit eine neue Auflage Schweizer Klimaszenarien werden am 04. November 2025 veröffentlicht.

Weiterführende Informationen

Positionspapier "Perspektiven des Winter- und Bergsports im Zeichen globalen Klimawandels"

In den nächsten Tagen wirft MeteoSchweiz zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst und GeoSphere Austria zudem wieder einen genauen Blick auf das Klima der Alpen im Winter 2024/25 im halbjährlich erscheinenden Alpenklima-Bulletin.