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Wieso es Schauer und Gewitter auch am Morgen gibt
MeteoSchweiz-Blog | 14. Juni 2025

Neben den typischen Abendgewittern gab es auch heute Morgen einzelne Blitze. Wie kommt es dazu?

Schauer über dem See
Morgentlicher Schauer über dem Zürichsee, welcher zum Greifensee weiterzog und dort für ein paar Blitze sorgte. Quelle: uetliberg.roundshot.com
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Typischerweise gewittert es am Nachmittag und Abend. So war dies gestern und als auch heute zu beobachten. Für Gewitter braucht es instabil geschichtete Luft, genügend Feuchtigkeit und einen Auslöser. Ist die Druckverteilung relativ flach und Fronten weit weg, dann löst die Erhitzung im Tagesverlauf Gewitter aus. Wir sprechen dann auch von Tagesgangwetter. So zum Beispiel auch gestern, wo gegen Abend am Alpenhauptkamm, im Wallis und Berner Oberland Gewitter entstanden. Im Jura gab es nur ein einzelnes Gewitter, da war die Luft trockener.

Radaranimation
Radaranimation von gestern 16 bis 22 Uhr. Quelle: MeteoSchweiz

Natürlich kann es auch zu anderen Tageszeiten zu Schauern und Gewittern kommen. Dann ist häufig eine Front der Auslöser. Fronten können zu jeder Tageszeit die Schweiz erreichten. Wenn eine Kaltfront mit dem Tagesgang zeitlich zusammenpasst, dann ist das besonders förderlich für die Gewitterbildung.

Quellwolke im Morgenlicht
Quellwolke zum Sonnenaufgang und Monduntergang hinter dem Pilatus. Quelle: Meteomeldungen/App

Morgenthermik

Heute in der Früh zogen mittelhohe Wolkenfelder über die Alpennordseite. Teilweise waren auf den Wolken kleine Türmchen zu sehen; diese Wolken heissen Altocumulus castellanus und sind ein Zeichen für die labile Schichtung und oft Vorboten von Gewittern. Im Napfgebiet sowie vom Freiamt über dem Wasserschloss bis zum Klingnauer Stausee bildeten sich Quellwolken und daraus Schauer und ein paar kurzlebige Gewitter, welche dann nach Osten zogen. Diesmal war der Grund keine Front. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff «Morgenthermik» bekannt.

Grafik mit Niederschlagssummen
Niederschlagssumme heute Morgen 3 bis 9 Uhr. Quelle: MeteoSchweiz

Morgenthermik sind Schauer oder Gewitter am frühen Morgen, die bei bodennah, windschwachen Bedingungen und ohne klare Fronten auftreten. Typischerweise tritt dies im Frühling und Sommer auf, wenn es am Vorabend knapp nicht für Gewitter gerecht hat. Besonders bei Ballonfahrenden ist der Begriff bekannt, da diese am frühen Morgen unterwegs sind und Morgenthermik eine Gefahr sein kann. Morgenthermik hat nichts mit der klassischen Thermik zu tun. Vielmehr handelt es sich um normale Konvektion, welche von der bodennahmen Luft losgelöst ist und damit nicht primär von der Tageszeit abhängig ist.

flache, mittelhohe Quellwolken im Morgenlicht
Altocumulus castellanus in der Morgendämmerung. Gesehen vom Junfrau Ostgrad. Quelle: /jungfrau.roundshot.com/top-of-europe-jungfrau-ostgrat

Die Voraussetzungen für Morgenkonvektion sind ähnlich wie für «klassische Gewitter». Eine starke Temperaturabnahme mit der Höhe (labile Schichtung) sowie genügend Feuchtigkeit sind nötig. Für die Morgenkonvektion müssen diese Bedingungen aber erst ab einer gewissen Höhe gegeben sein. In der Nacht ist die Luft am Boden typischerweise stabil geschichtet, aber darüber kann die Luft labil sein.

Auch in diesem Fall braucht es einen zündenden Faktor. Da die Luft am Boden stabil geschichtet ist, muss der Auslöser in mittleren und höheren Schichten geschehen («elevated convection»). Heute Morgen waren etwas Anfeuchtung auf 600 hPa (rund 4400 m) und eine leichte Abkühlung 500 hPa (rund 5600 m) der Grund für die Morgenkonvektion.

Modelanimation
Kurze Animation des europäischen Modells IFS. Links: Temperatur auf 500 hPa (ca. 5600 m), dunklere Farben sind kälter. Rechts: Feuchtigkeit auf 700 hPa (ca. 4400 m), je grüner desto feuchter, je oranger desto trockener. Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz
Quellwolke
Morgendliche Quellwolken gesehen von der Beobachterin am Flughafen Zürich. Quelle: S. Burri