Gewitterarten
Gewitter lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen, von denen jede mehrere verschiedene Untergruppen umfasst. Der einfachste Gewittertyp ist der oben zur Veranschaulichung der Entwicklungsstadien beschriebene, d. h. das einzellige Gewitter: ein Cumulonimbus mit einer eigenen inneren Dynamik, die durch Aufwinde gekennzeichnet ist, die warme, feuchte Luft nach oben tragen. Dieser Prozess kann zu einem strukturierten Gewitter mit Regen, Hagel oder Graupel führen. Diese Gewitter, die auch als Wärmegewitter bezeichnet werden, entwickeln sich typischerweise am späten Nachmittag hauptsächlich über dem Relief und treten als isolierte, runde Zellen auf. Sie dauern nicht lange (30-60 Minuten), können aber lokal starke Regenfälle verursachen.
Die zweite Gruppe von Gewittern sind Multizellen-Gewitter. Diese bestehen aus einer Ansammlung einzelner Zellen, die eine komplexere Struktur bilden. Auf dem meteorologischen Radar erscheinen sie als grosses „Niederschlagsfeld“ mit verschiedenen Intensitätsmaxima innerhalb dieses Feldes. Diese Gewitter, die aus mehreren interagierenden Zellen bestehen, sind weniger strukturiert aber langlebiger als einzellige Gewitter. Die Zellen können sich gegenseitig regenerieren und so die Intensität des Gewitters erhöhen. Sie können mehrere Stunden andauern und weisen verschiedene Untertypen auf, welche sich in Grösse und Form unterscheiden. Beispielsweise die Gewitterlinie (Englisch: Squall line) ist ein Multizellengewitter welches in der Schweiz vorkommen kann und schnell Gebiete wie das Mittelland oder das Tessin überqueren und zu Starkregen, Hagel und starken Windböen führen kann.
Die dritte Gruppe von Gewittern umfasst die Superzellen, die intensivste und heftigste Art von Gewitterstürmen. Diese Gewitter haben eine klar definierte Struktur, welche einer einzelnen Gewitterzelle ähnelt. Unterschied dabei ist jedoch, dass der Aufwind horizontal rotiert und so ein selbstregenerierendes System entsteht. Durch die Rotation werden die Aufwinde verstärkt, wodurch Superzellen sehr langlebig und heftig werden. Sie können Hunderte oder Tausende von Kilometern zurücklegen und mehrere Stunden andauern. Superzellen sind die zerstörerischsten Gewitter, die oft mit großem Hagel, hoher Blitzaktivität und sehr starken Windböen einhergehen. Zudem können auch Tornados entstehen, welche verheerende Auswirkungen haben. Tornados sind in der Schweiz sehr selten, wurden aber schon beobachtet, wenn auch in geringerem Ausmass als in den USA oder anderen Regionen Europas.
Abschließend sei noch erwähnt, dass Gewitter auch von Schnee begleitet werden können. Dies ist dann der Fall, wenn das Gewitter hauptsächlich durch einen ausgeprägten Kaltluftzustrom in der Höhe verursacht wird, so dass Schnee auch in tiefe Lagen fallen kann. Schneestürme sind im Flachland selten, in höheren Lagen im Frühjahr und Frühsommer häufiger. Sie treten vor allem im Spätwinter und im Frühjahr auf. In den Nordalpen sind sie in tiefen Lagen häufiger als auf der Alpensüdseite, wo solche Phänomene extrem selten sind.
Weshalb Gewitterprognosen anspruchsvoll sind
Die beschriebenen Zutaten und Vorgänge sind an Gewittertagen je nach Ort und Tageszeit unterschiedlich stark ausgeprägt und beeinflussen einander gegenseitig. Diese Faktoren richtig zu gewichten und somit eine präzise Prognose der Gewitterentwicklung zu erstellen, ist herausfordernd. Oft sind nur vage Aussagen auf regionalem Massstab und auf kurze Frist von wenigen Stunden bis Tagen möglich.