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Gewitter

Gewitter sind im Frühling und im Sommer häufig auftretende Wetterphänomene in der Schweiz. Sie entstehen, wenn die Luft warm und feucht ist und können heftig ausfallen. Neben Blitzschlägen bringen sie oft Starkregen, Hagel und kräftige Windböen mit sich.

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Ein Gewitter ist per Definition eine atmosphärische Störung. Es handelt sich dabei um ein sehr chaotisches Phänomen, das durch die vertikale Bewegung von Luftmassen verursacht wird und typischerweise mit deutlich sichtbaren Phänomenen einhergeht: heftige Schauer, Blitze, Windböen und Hagel. Von einem Gewitter spricht man ab dem Zeitpunkt, an dem die erste elektrische Entladung registriert wird, auch wenn sie nur innerhalb der Wolke stattfindet.

Gewitterwolken werden als Cumulonimbus-Wolken bezeichnet und zeichnen sich durch eine ausgeprägte vertikale Entwicklung aus. Sie unterscheiden sich von anderen Wolken dadurch, dass sie von Blitzen und Donner begleitet werden. Sieht man Blitze nur auf grosser Distanz in einer Wolke aufleuchten, wird dies als Wetterleuchten bezeichnet.

Gewitter können lokal oder regional entstehen und heftig ausfallen. Oft sind sie mit Niederschlag in Form von Regenschauern verbunden, die über einen kurzen Zeitraum hinweg intensiv sein und auch von Hagel begleitet werden können. Ausserdem können sie für starke Windböen sorgen.

Gewitter über der Stadt Genf.
Blitzeinschlag über der Stadt Genf während eines Gewitters im Juli 2021. (© Dean Gill)

Häufiger in der warmen Jahreszeit

Gewitter treten am häufigsten im Sommer auf. Dann ist ausreichend Wärme und Luftfeuchtigkeit vorhanden, damit die Luft aufsteigen und sich Cumulonimbus-Wolken bilden können. Im Herbst und im Winter sind Gewitter dagegen seltener. In dieser Zeit treten sie in Verbindung mit einer Kaltfront auf. Entweder entstehen sie bei deren Durchzug, aufgrund der starken Aufwindzone und raschen Abkühlung oder nach der Front, wenn sich in der labilen Kaltluft Gewitter entwickeln können.

Gewitter- und Blitzhäufigkeit in der Schweiz

Verteilung und Intensität von Gewittern

Im Wetterbericht werden die Verteilung und die Intensität der Gewitter erwähnt, manchmal auch die Stärke der Windböen. Dabei werden üblicherweise die folgenden Begriffe verwendet (in aufsteigender Reihenfolge nach Anzahl und Verteilung der Gewitter):

  • Einzelne lokale Gewitter
  • Einige Gewitter
  • Verbreitet Gewitter

Werden die Begriffe «stark», «heftig» und «intensiv» verwendet, sind Gewitter zu erwarten, die Schäden anrichten können.

In der Tat können starke Regenfälle und Hagel Überschwemmungen in Städten, Erdrutsche und Schlammlawinen auslösen. Starke Winde können große Schäden an Gebäuden und der Vegetation verursachen (Entwurzelung). Blitze schliesslich können Menschen und Tiere verletzen und sind oft die Ursache von Waldbränden und Gebäudeschäden.
In der Schweiz sind die Regionen südlich der Alpen, insbesondere das Südtessin (Malcantone und Lugano), das Entlebuch und der Jura die häufigsten Gewittergebiete. Die heftigsten Gewitter bilden sich dagegen meist auf der Alpennordseite, in den Voralpen und im Mittelland.

Einige der stärksten Windböen an den Stationen des automatischen Messnetzes von MeteoSchweiz wurden während des Durchzugs eines Gewitters gemessen. Zudem sind Gewitter für die stärksten Niederschläge verantwortlich, die innerhalb eines kurzen Zeitraums erfasst wurden. Der Rekord der Niederschlagsmenge innerhalb 10 Minuten liegt bei 41 mm und wurde in Lausanne im Jahr 2018 registriert.  Den Rekord für die stündliche Niederschlagsmenge hält Locarno Monti mit 91,2 Millimetern in einer Stunde im Jahr 1987. Die stärkste Windböe wurde im Juli 1985 in Glarus mit 190 km/h erfasst. Die grössten Hagelkörner wurden im Mittelland sowie im Bezirk Mendrisio und Locarno beobachtet, mit einem maximalen Durchmesser von 6-7 Zentimetern. Die grössten Hagelschäden in der Schweiz sind in der Region Entlebuch/Luzern und in einem Gebiet zwischen Bern und Zürich zu verzeichnen. Auch im Tessin treten von Zeit zu Zeit grosse Hagelschäden auf. Zu den verheerendsten gehörte der heftige Hagelsturm, der am 25. August 2023 in der Region Locarno niederging.

Rekorde und Extreme

Die Schwierigkeit der Gewitterprognose

Gewitter stellen einen festen Bestandteil unseres Klimas dar. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Wasserbilanz und üben massgeblich Einfluss auf die Natur und letztlich auch auf unsere Kultur aus. Gewitter sind beeindruckende Naturphänomene, doch der Versuch, sie auch nur für wenige Stunden vorherzusagen, erweist sich manchmal als schwierig. Zwar wird modernste Technik eingesetzt, um die Struktur und Dynamik von Gewittern mithilfe von Wetterdaten zu analysieren. Die Prognose dieser sich lokal entwickelnden Phänomene erfordert allerdings eine hohe Präzision auf zeitlicher und räumlicher Ebene. Hier stösst die Meteorologie an ihre Grenzen, so dass sich Meteorologinnen und Meteorologen in Wetterberichten mit stark verallgemeinernden Aussagen begnügen müssen, was sowohl für die Fachleute wie auch für Nutzerinnen und Nutzer oft nicht zufriedenstellend sind.

Warnungen vor heftigen Gewittern

Weil es schwierig ist, genaue Vorhersage zu machen, werden Vorwarnungen vor heftigen Gewittern der Stufe 3 oder 4 für grossflächige Regionen veröffentlicht, wenn dort die Bedingungen für die Gewitterbildung gegeben sind.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein oder mehrere Gewitter in diesen Regionen auftreten werden, beträgt dann zwischen 40 und 70 %. Diese Vorwarnungen werden in der Regel 24 bis 48 Stunden im Voraus ausgegeben. Sobald sich Gewitter entwickeln, werden sehr kurzfristig Warnungen der Stufe 3 oder 4 für die Regionen ausgegeben, die sich in ihrem Entstehungsgebiet oder auf ihrer Strecke befinden. Diese Warnungen erfolgen in der Regel zwischen 30 Minuten und 2 Stunden im Voraus. Dennoch kommt es vor, dass Warnungen nicht früh genug ausgegeben werden. Dies ist der Fall, wenn sich ein Gewitter rasch über einer Region bildet, ohne dass es zuvor Hinweise dafür gegeben hat.

In den Meldungen der Vorwarnungen und Warnungen wird auch vor den Gefahren, welche mit Windböen, Hagel sowie Starkregen einhergehen, gewarnt. Wenn bereits eine Vorwarnung vor heftigen Gewittern erfolgt ist, werden deshalb auch keine Warnungen mehr vor Starkregen und stürmischen Wind ausgegeben. Wenn solche Warnungen ausgegeben werden, ist es wichtig, die Verhaltensempfehlungen zu befolgen.

Gewitter und Klimawandel

Mit steigender Temperatur nimmt die Menge an Wasserdampf in der Luft zu, aber das ist nicht der einzige Faktor, der die Entstehung und Intensivierung von Gewittern beeinflusst. Ein entscheidendes Element ist das vertikale Temperaturprofil, d. h. die Art und Weise, wie die Temperatur mit der Höhe abnimmt. Es ist noch nicht abschliessend geklärt und wird nach wie vor geforscht, wie sich der Klimawandel auf die Temperaturen in den oberen Schichten der Atmosphäre auswirken wird. Klimaszenarien deuten darauf hin, dass es trotz zunehmend trockener Sommer, die durch häufige Hitzewellen gekennzeichnet sind, zu Perioden mit starken Regenfällen kommen könnte. Die stärksten Ereignisse könnten um 10 bis 20% zunehmen.  Es ist schwer vorherzusagen, ob die Häufigkeit von Gewittern zunehmen oder abnehmen wird, aber es ist wahrscheinlich, dass wir mit extremeren Wetterphänomenen konfrontiert werden: lange Dürreperioden, unterbrochen von sehr heftigen Gewittern. Die letzten Sommer, wie die von 2021, 2022, 2023 und 2024, können einen Hinweis darauf geben, was uns in Zukunft erwartet.