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Ein Nest an der Sonne
MeteoSchweiz-Blog | 13. Juli 2025

Die Messgeräte in unserem Messnetz sind mit allen möglichen Herausforderungen konfrontiert: Von technischen Problemen über Insekten vor den Sensoren bis hin zu Unwettern mit Hagel oder Blitzschlag. Im Falle eines Strahlungsmessgeräts in Locarno war es einfach nur ein ahnungsloser Spatz auf der Suche nach einem vorübergehenden Zuhause.

SwissMetnet- und SACRaM-Instrumente am Regionalzentrum Locarno der MeteoSchweiz.
SwissMetnet- und SACRaM-Instrumente am Regionalzentrum Locarno der MeteoSchweiz. (MeteoSvizzera)
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Fehlerhafte Messwerte

Letzte Woche haben unsere Kollegen auf der Alpensüdseite bei der Messung der direkten Strahlung im Netzwerk SACRaM (Swiss Alpine Climate Radiation Monitoring) eine mysteriöse Abweichung festgestellt.

Ein Techniker vor Ort konnte das Problem beheben, allerdings war dies keine Routine-Wartung – es gab eine ziemliche Überraschung.

Detailansicht des Messinstruments aus dem SACRaM-Netzwerk, welches die Position der Sonne verfolgt.
Detailansicht des Messinstruments aus dem SACRaM-Netzwerk, welches die Position der Sonne verfolgt. (MeteoSvizzera)

Die direkte Strahlung wird mit einem Pyranometer am Boden einer Dunkelkammer gemessen. Dieser kleine Zylinder (im obigen Bild rechts) ist etwa 20 cm hoch und hat an der Oberseite eine kleine Öffnung. Da das Messgerät die Sonne verfolgt, trifft das Sonnenlicht direkt auf den Boden des Zylinders.

Problemerkennung

Bei der Problembehebung zeigte ein Blick in die Dunkelkammer, dass am Boden liegende Pflanzenteile das Instrument teilweise abdecken:

Die Dunkelkammer von unten, nachdem der Boden des Instruments herausgenommen wurde.
Die Dunkelkammer von unten, nachdem der Boden des Instruments herausgenommen wurde. (MeteoSvizzera)

Nach Öffnen und Zerlegen des Instruments zeigte sich deutlich, was die Messungen beeinträchtigte:

Sichtbare Naturmaterialien nach Entfernung der Instrumentenhalterung.
Sichtbare Naturmaterialien nach Entfernung der Instrumentenhalterung. (MeteoSvizzera)

Ein kleiner Vogel hatte ein Nest im Gerät gebaut und damit den Messbereich teilweise bedeckt. An einer Seite sind mehrere Vogeleier zu sehen.

Problembehebung

Um die Messungen nicht weiter zu unterbrechen, musste das Nest leider entfernt werden. Es wurde in der Nähe der Station ins Grüne gebracht. Wohlwissend, dass die Überlebenschance für die Brut wahrscheinlich gering ist.

Das gefundene Vogelnest.
Das gefundene Vogelnest. (MeteoSvizzera)

Wir sind zwar keine Ornithologen, vermuten aber, dass das verschobene Zuhause einem Spatzen gehört.

Da das Gerät um die Mittagszeit jeweils fast senkrecht stand, war es für den Spatz wohl nicht immer so einfach, hinein- und herauszukommen. Angesichts der vergangenen Hitzeperiode ist es auch möglich, dass es zu heiss darin wurde und das Nest bereits vor dem unfreiwilligen Umzug verlassen wurde.

Das Nest am natürlicheren, neuen Standort.
Das Nest am natürlicheren, neuen Standort. (MeteoSvizzera)

Wie bereits erwähnt gibt es für das Nest und die Brut keine grossen Hoffnungen. Es wurde geschützt und sicher in der grossen Magnolie platziert. Wir hoffen, dass sich der Spatz nicht zu sehr an den Wohnsitz in unseren Messgeräten gewöhnt hat und in Zukunft einen geeigneteren Nistplatz findet.

Aufgrund der Sparmassnahmen ist der SACRaM-Standort auf der Alpensüdseite zurzeit jedoch umstritten. Möglicherweise werden die Gehäuse der Messinstrumente deshalb einst offiziell zu Vogelhäusern.

Messwerte

Kontrollgrafik der UVBdir Messung. Daten mit roten X sind ungültig.
Kontrollgrafik der UVBdir Messung. Daten mit roten X sind ungültig. (MétéoSuisse)

Die Auffälligkeiten der Messwerte begannen bereits vor einigen Wochen. Es ist schwierig zu sagen, wann genau das Nest gebaut wurde. Vom 16. bis 19. Juni gab es ein mechanisches Problem bei der Verfolgung der Sonnenposition. Der Fehler wurde vor Ort behoben und zu diesem Zeitpunkt war das Nest noch nicht vorhanden. Anschliessend beobachteten wir gegen Ende Juni jeweils in den heissesten Stunden des Tages eine ungewöhnliche Abweichung, die wir zunächst auf Überhitzung des Sensors zurückführten. Irgendwann zu dieser Zeit wird wohl der Nestbau begonnen haben. Zunächst schien die Messung noch plausibel und die Anomalie war nur an wolkenlosen Tagen zu beobachten. Die einzige Möglichkeit, das Messgerät in diesem Fall zu überprüfen war eine visuelle Kontrolle vor Ort.

Hinweis: Dieser Blog wurde aus dem Italienischen übersetzt und leicht angepasst. Das Original von unseren Kollegen in Locarno ist hier zu finden.