Letzte Woche haben unsere Kollegen auf der Alpensüdseite bei der Messung der direkten Strahlung im Netzwerk SACRaM (Swiss Alpine Climate Radiation Monitoring) eine mysteriöse Abweichung festgestellt.
Ein Techniker vor Ort konnte das Problem beheben, allerdings war dies keine Routine-Wartung – es gab eine ziemliche Überraschung.

Die direkte Strahlung wird mit einem Pyranometer am Boden einer Dunkelkammer gemessen. Dieser kleine Zylinder (im obigen Bild rechts) ist etwa 20 cm hoch und hat an der Oberseite eine kleine Öffnung. Da das Messgerät die Sonne verfolgt, trifft das Sonnenlicht direkt auf den Boden des Zylinders.
Bei der Problembehebung zeigte ein Blick in die Dunkelkammer, dass am Boden liegende Pflanzenteile das Instrument teilweise abdecken:

Nach Öffnen und Zerlegen des Instruments zeigte sich deutlich, was die Messungen beeinträchtigte:

Ein kleiner Vogel hatte ein Nest im Gerät gebaut und damit den Messbereich teilweise bedeckt. An einer Seite sind mehrere Vogeleier zu sehen.
Um die Messungen nicht weiter zu unterbrechen, musste das Nest leider entfernt werden. Es wurde in der Nähe der Station ins Grüne gebracht. Wohlwissend, dass die Überlebenschance für die Brut wahrscheinlich gering ist.

Wir sind zwar keine Ornithologen, vermuten aber, dass das verschobene Zuhause einem Spatzen gehört.
Da das Gerät um die Mittagszeit jeweils fast senkrecht stand, war es für den Spatz wohl nicht immer so einfach, hinein- und herauszukommen. Angesichts der vergangenen Hitzeperiode ist es auch möglich, dass es zu heiss darin wurde und das Nest bereits vor dem unfreiwilligen Umzug verlassen wurde.

Wie bereits erwähnt gibt es für das Nest und die Brut keine grossen Hoffnungen. Es wurde geschützt und sicher in der grossen Magnolie platziert. Wir hoffen, dass sich der Spatz nicht zu sehr an den Wohnsitz in unseren Messgeräten gewöhnt hat und in Zukunft einen geeigneteren Nistplatz findet.
Aufgrund der Sparmassnahmen ist der SACRaM-Standort auf der Alpensüdseite zurzeit jedoch umstritten. Möglicherweise werden die Gehäuse der Messinstrumente deshalb einst offiziell zu Vogelhäusern.

Die Auffälligkeiten der Messwerte begannen bereits vor einigen Wochen. Es ist schwierig zu sagen, wann genau das Nest gebaut wurde. Vom 16. bis 19. Juni gab es ein mechanisches Problem bei der Verfolgung der Sonnenposition. Der Fehler wurde vor Ort behoben und zu diesem Zeitpunkt war das Nest noch nicht vorhanden. Anschliessend beobachteten wir gegen Ende Juni jeweils in den heissesten Stunden des Tages eine ungewöhnliche Abweichung, die wir zunächst auf Überhitzung des Sensors zurückführten. Irgendwann zu dieser Zeit wird wohl der Nestbau begonnen haben. Zunächst schien die Messung noch plausibel und die Anomalie war nur an wolkenlosen Tagen zu beobachten. Die einzige Möglichkeit, das Messgerät in diesem Fall zu überprüfen war eine visuelle Kontrolle vor Ort.
Hinweis: Dieser Blog wurde aus dem Italienischen übersetzt und leicht angepasst. Das Original von unseren Kollegen in Locarno ist hier zu finden.