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Heute Rüsselwetter
MeteoSchweiz-Blog | 08. Juli 2025

Die Höhenkaltluft bringt der Schweiz Niederschlag, der sich durch die Wärme der Seen lokal verstärkt und in den Bergen auch als Schnee fällt. Zudem wurde bereits eine Wasserhose gesichtet. In diesem Blog erfahren Sie, warum die Bedingungen von Dienstag bis Mittwochvormittag günstig für Wasserhosen sind.

Wasserhose über den Bodensee, gesehen vom Rorschacherberg (SG) am 8. Juli um 6.07 Uhr
Wasserhose über den Bodensee, gesehen vom Rorschacherberg (SG) am 8. Juli um 6.07 Uhr (Quelle: Andreas Walker / meteobild.ch)
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Die warmen Seen verursachten lokal viel Regen

Ein markanter Trog beendete am Montag das lang andauernde Sommerwetter, die Temperaturen sind deutlich zurückgegangen – auf heute etwa 17 Grad. Dazu fiel verbreitet Regen und in den Alpen Schnee. Grossflächig fielen 10 bis 30 mm, in den Schwyzer und Glarner Alpen sowie im Toggenburg regional mehr als 50 mm. Auffällig sind auch die zwei sehr kleinräumigen Maxima von bis zu 60 mm, eines beim Genfersee und das andere beim Bodensee. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die relativ warmen Seen (z. B. der Bodensee, der noch etwa 23 Grad warm ist) die Luft aufwärmte und anfeuchtete. Die in Vergleich zur Umgebung wärmere und feuchtere Luft stieg auf und verstärkte die Schauer zusätzlich. Ein weiterer Faktor sind die Berge am Ostrand der Seen. Sobald die Luft auf diese Gebirge trifft, wird sie zusätzlich gezwungen aufzusteigen, was zu noch intensiveren Niederschlägen führt.

Für einen guten Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch braucht es einen langen Weg über dem Wasser (auf Englisch als „Fetch” bezeichnet), was erklärt, wieso dieses sogenannte „Lake-Effect” bei kleineren Seen nicht oder nur sehr schwach zu beobachten ist.

Niederschlagsmengen zwischen Montag 7. Juli 8 Uhr und heute Dienstag 8. Juli 8 Uhr gemäss dem CombiPrecip-Algorithmus (Kombination aus Niederschlagsmessungen und Radardaten). (Quelle: MeteoSchweiz.)
Niederschlagsmengen zwischen Montag 7. Juli 8 Uhr und heute Dienstag 8. Juli 8 Uhr gemäss dem CombiPrecip-Algorithmus (Kombination aus Niederschlagsmessungen und Radardaten). (Quelle: MeteoSchweiz.)

Schnee oberhalb etwa 2000 Meter

Am Dienstagmorgen war es nochmals deutlich kälter als am Vortag, und die Schneefallgrenze sank im Laufe des Tages zum Teil knapp unter 2000 Meter.

Rüsselwetter

Wie bereits erwähnt, nimmt durch den Austausch zwischen Luft und Seewasser die Labilität stark zu. Weil diese Labilisierung besonders ausgeprägt ist in den untersten Luftschichten, kann es manchmal zur Bildung einer Wasserhose kommen. Um zu verstehen, wie dies passiert, kann man sich einen Balletttänzer vorstellen: Wenn er eine Pirouette dreht, und dabei seine Arme zusammenführt, beschleunigt er seine Rotation. Ähnlich verhält es sich mit der Luft in den unteren Luftschichten: Es braucht nur ein wenig Rotation im Windfeld über dem See. Sobald die Luft durch die Erwärmung aufsteigt wird sie gestreckt, was zum gleichen Effekt wie beim Balletttänzer führt. Dies kann zu einer Wasserhose führen.

Heute Morgen wurde bereits eine Wasserhose am Bodensee gesichtet (siehe Titelbild).

Ungünstig für Wasserhosen sind starker Wind und insbesondere Windscherung (Änderung von Geschwindigkeit und/oder Richtung des Windes mit der Höhe). Durch diese Windscherung kann der Wirbel quasi zerrissen werden, bevor er überhaupt durch Kondensation sichtbar wird.

Wasserhosen prognostizieren

Nun kennen wir die Zutaten, die Wasserhosen begünstigen. Schauen wir uns ein Profil an, um die Bedingungen für heute einzuschätzen. In den unteren Luftschichten sehen wir im Profil von Dienstagmorgen eine sehr starke Abnahme der Temperatur mit der Höhe, was günstig für Wasserhosen ist. Obwohl der Wind etwas stark ist, ist die Windscherung eher gering, was ebenfalls günstig ist. Grössenbedingt ist der Bodensee begünstigt, und in der Tat wurde am Dienstagmorgen eine Wasserhose gesichtet. Am Mittwoch fliesst in der Höhe etwas wärmere Luft ein, unten bleibt die Schichtung aber sehr labil. Zudem ist sowohl der Wind wie auch die Windscherung etwas schwächer als am Dienstag. Das heisst auch am Mittwochmorgen sind die Bedingungen gut. Was eventuell noch hilft, Wasserhosen zu beobachten, ist, dass die Schaueraktivität durch die Stabilisierung in den mittelhohen Schichten etwas abnimmt. Dadurch gibt es eine bessere Sicht auf die sich entwickelnden Kumuluswolken und eine mögliche Wasserhose. Im Laufe des Vormittags fliesst dann auch in den unteren Schichten allmählich wärmere Luft ein, wodurch der starke Temperaturkontrast zwischen Wasser und Luft abnimmt und die Chancen auf Wasserhosen wieder sinken.

Wir sind gespannt, ob die vom Blogautor prognostizierte Wasserhosen auch kommen und freuen uns auf allfällige Bilder via Meteomeldungen auf unserer App!

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