Wie bereits im gestrigen Blog beschrieben, dreht die Strömung am Mittwoch auf Südwest bis Süd und führt sehr viel Feuchtigkeit zum Alpenraum. Auf der Alpensüdseite werden in der Folge wiederholt intensive Schauer und Gewitter ausgelöst. Am Donnerstag zieht nach heutigen Unterlagen ein Randtief nördlich der Schweiz vorbei. Damit zieht eine erste aktivere Front mit intensiven Niederschlägen über die Alpennordseite. Aber auch auf der Alpensüdseite und in den östlichen Alpen intensivieren sich die Schauer weiter.
Erst am Donnerstagabend oder in der Nacht auf Freitag steuert das Tief mit Kern über den Britischen Inseln eine Kaltfront über die Schweiz hinweg. Diese löst nochmals verbreitet Schauer, allenfalls auch Gewitter aus. Dahinter fliesst vorübergehend trockenere Luft zur Alpennordseite.
Etwas näher am Ereignis wagen wir heute nun einen ersten Blick auf die möglichen Niederschlagsmengen, welche zwischen Mittwochabend und der Nacht auf Freitag fallen könnten.
Der Kontrolllauf vom ICON-CH2E von heute 06 UTC zeigt auf der Alpensüdseite und in den angrenzenden Regionen Mengen zwischen 120 und 200 mm. Das weniger hoch aufgelöste Modell IFS zeigt Mengen zwischen 60 und 120 mm.
Um abzuschätzen, wie gross die Unsicherheit in den Prognosen ist, haben wir die Niederschlagssummen der einzelnen Model-Members vom ICON-CH2E zur Verfügung.
Beim Vergleich der Members fällt auf, dass auf der Alpensüdseite und in den Alpenkammnahen Regionen der Zentral- und Ostschweiz die meisten Members ein ähnliches Bild zeigen wir unser Kontrolllauf. Daher erachten wir diese Prognose als relativ sicher (wahrscheinlich sind aber die absoluten Mengen etwas überschätzt.)
Daher haben wir für diese Regionen heute eine Vorwarnung der Stufe 3 und 4 ausgegeben, gültig von Mittwochabend bis in die Nacht zum Freitag. Die aktuelle Warnkarte finden Sie hier.
Grössere Unterschiede in den berechneten Niederschlagsmengen zeigen die Modelle in den Regionen der östlichen Alpen, welche nicht unmittelbar am Alpenhauptkamm liegen. Hier liegt die Unsicherheit darin, wieweit sich die Schauer und Gewitter über den Alpenhauptkamm gegen Norden verlagern können. Typisch für Wetterlagen mit relativ starker, südwestlicher Anströmung ist aber, dass die Schauer und Gewitter sich auch in Teile der östlichen Alpen verlagern. Daher wurden auch die östlichen Alpen (abgesehen von den östlichsten Regionen) mit einer Vorwarnung der Stufe 3 bewarnt (siehe Warnkarte oben).
Die zweite unsichere Region ist die Alpennordseite. Hier ist noch nicht klar, wieviel Niederschlag die Kaltfront resp. die vorlaufenden Schauer und Gewitter bringen. Dennoch fällt auf, dass auch hier viele Members Mengen lokal über 60 mm zeigen. Damit ist also auch hier ein Unwetterpotential vorhanden.
Aufgrund der grossen Unsicherheit haben wir für die Alpennordseite im Moment noch auf eine Vorwarnung verzichtet.