Der Alpenraum lag auf der Vorderseite des umfangreichen Tiefs Erin mit Zentrum nördlich von Irland. Wie in den vergangenen Tagen in den Blogs schon mehrfach erwähnt, handelt es sich dabei um einen ehemaligen Hurrikan, welcher sich in ein aussertropisches Tief umgewandelt hat. Über dem Alpenraum verursacht Erin aktuell eine starke Südwestströmung, welche aussergewöhnlich feuchte, warme und instabil geschichtete Luft zur Schweiz führt.
Die extrem feuchten Bedingungen widerspiegelten sich auch in den nächtlichen Ballonsondierungen. In der Luftmasse über Payerne enthielt die Luftsäule fast 39 mm niederschlagbares Wasser - für die Alpennordseite ein extremer Wert. Im Süden waren die Werte noch höher, in Novara/Cameri bei Mailand wurde ein Wert von 45 mm gemessen. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Blog vom vergangenen Sonntag.
Im Zeitraum von Mittwochmittag bis am frühen Donnerstagnachmittag sind am Jura, in der Nordwestschweiz, am westlichen Voralpenrand sowie lokal im Appenzell 30 bis 50 mm gefallen. Im Neuenburger Jura wurden stellenweise knapp 70 mm Niederschlag registriert.
Im Tessin, Misox und Bergell lagen die Mengen zwischen 40 und 90 mm, in einem Streifen vom Centovalli über das Onsernone und Maggia- bis ins Verzascatal bei 100 bis 200 mm. Spitzenreiter bisher ist die Station Mosogno im Onsernonetal mit 205 mm. Die höchsten Stundensummen lagen bei 20 bis 30 mm.
Das Übergreifen der Niederschläge über den Alpenhauptkamm hin nach Norden war bisher etwas schwächer als erwartet. So wurden vom Urserental über das Tavetsch und die Täler südlich der Surselva bis ins Avers bisher "nur" 30 bis 50 mm Niederschlag gemessen.
Die Schneefallgrenze lag im Bereich von 3400 bis 3800 Metern, sodass der Niederschlag beispielsweise auch auf dem Jungfraujoch (3571 m) zeitweise in Form von Regen oder Schneeregen fiel.
Nach einer kurzen Beruhigung am Donnerstagabend intensivieren sich die Niederschläge in der Nacht auf Freitag noch einmal. Die genauen Mengen sind weiterhin mit Unsicherheiten behaftet und die Unterschiede in den verschiedenen Modellrechnungen recht gross. Insgesamt sind die Mengen im Vergleich zu den Berechnungen der Vortage etwas zurückgegangen, insbesondere in unseren Lokalmodellen.
In den mit Stufe 4 und 5 bewarnten Gebieten dürften noch einmal 40 bis 80 mm, im Tessin lokal gegen 100 mm Niederschlag fallen. Die Schneefallgrenze liegt zunächst zwischen 3500 und 3800 Metern und sinkt bis am Donnerstagabend auf 3000 bis 3300 Meter, auf der Alpennordseite und im Wallis in der Nacht auf Freitag schliesslich gegen 2700 Meter.