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Nachhaltiger Kaltluftvorstoss nach Mitteleuropa

Der gestrige Blog thematisierte anschaulich den Temperaturrückgang in der kommenden Woche.

Den bevorstehenden Kaltluftvorstoss erkennen wir auch eindrücklich an den Rückwärtstrajektorien für die Alpennordseite. Exemplarisch wählen wir in der folgenden Grafik Zürich als repräsentativen Standort:

Herkunft der am Dienstagnachmittag um 12 UTC = 13 Uhr MEZ über Zürich befindlichen Luftmasse.
Herkunft der am Dienstagnachmittag um 12 UTC = 13 Uhr MEZ über Zürich befindlichen Luftmasse. (MeteoSchweiz)

Die blauen, grünen und schwarzen Trajektorien markieren die Herkunft der am Dienstagnachmittag in 850 hPa (ca. 1500m), 700 hPa (ca. 3000m) und 500 hPa (ca. 5500m) Höhe im Raum Zürich befindlichen Luftmasse, die rote Trajektorie illustriert die Herkunft der in den untersten Luftschichten zur Alpennordseite strömenden Luft.

In unseren aktuellen Wetterberichten schreiben wir von einer in der kommenden Woche sinkenden Schneefallgrenze. Damit steigt bei allen Schnee-/Winterfans unweigerlich der Puls :-) Zu Recht? Um mögliche Fehlinterpretationen des Wetterberichtes zu vermeiden lohnt ein Blick auf die von uns im Prognosedienst verwendeten Begriffe.

Nullgradgrenze, Schneefallgrenze und Schneegrenze:

  • Starten wir mit der Nullgradgrenze. Sie definiert jene Höhe, in welcher die Temperatur Null Grad beträgt.
  • Darunter liegt die Schneefallgrenze. Auf Höhe der Schneefallgrenze sind in der Luft zur Hälfte Regentropfen und Schneeflocken vorhanden.
  • Oberhalb der Schneegrenze bleibt der Schnee am Boden liegen.

Prinzipiell ganz einfach: Mit Kenntnis dieser 3 Höhenangaben sind sie für die kommende Woche und den bevorstehenden Winter gewappnet.

Aber leider ist es nicht ganz so einfach:

  • Bereits die Nullgradgrenze ist zeitlichen und räumlichen Schwankungen unterworfen.
  • Die Schneefallgrenze ist keine scharf abgegrenzte Linie, sondern ein teils mehrere hundert Meter mächtiger Höhenbereich, in welchem der Schnee schmilzt. Abhängig von Niederschlagsintensität bzw. der Feuchtigkeit der Umgebungsluft wabert die Schneefallgrenze nach oben und nach unten.
  • Die Schneegrenze hängt nebst von der Temperatur- und Niederschlagsverteilung massgeblich von der Exposition ab. Dies ist insbesondere im Frühjahr sehr schön zu beobachten: Während die sonnenexponierten Südhänge ausapern, liegt in den schattigen Nordhängen noch länger und deutlich mehr Schnee.

Fassen wir zusammen: Eine Schneefallgrenze von z.B. 600 Metern bedeutet nicht, dass auf 600 Meter Höhe der Schnee auch liegen bleibt.

Ein perfekter Tag oberhalb der Schneegrenze am Giglistock. Bild: Daniel Gerstgrasser
Ein perfekter Tag oberhalb der Schneegrenze am Giglistock. Bild: Daniel Gerstgrasser

Bei aller schneelastiger Euphorie soll das heutige Wetter nicht komplett unter den Tisch fallen:

Heute Föhn und Saharastaub

Die Schweiz lag heute auf der Vorderseite eines umfangreichen Tiefdruckkomplexes mit Schwerpunkt westlich der Biskaya. Mit einer starken südsüdwestlichen Höhenströmung floss in der Höhe feuchte und mit Saharastaub angereicherte Luft nach Frankreich. In abgeschwächter Form war auch die Schweiz in Gestalt von zeitweise dichter hoher Bewölkung betroffen. Saharastaub war auch in den mittleren und unteren Luftschichten ein Thema und schränkte die Sicht teils deutlich ein. Dabei handelte es sich um jene Saharastaubwolke, die noch gestern die Balearen einhüllte.

Blick vom Wildspitz zur Rigi und zum Lauerzersee. In der saharastaubangereicherten Luft sind die Zentralschweizer Berge nur schemenhaft erkennbar. Bild: https://wildspitz.roundshot.com/
Blick vom Wildspitz zur Rigi und zum Lauerzersee. In der saharastaubangereicherten Luft sind die Zentralschweizer Berge nur schemenhaft erkennbar. Bild: https://wildspitz.roundshot.com/

Im Bodenfeld nahm gegenüber gestern der Südüberdruck noch etwas auf rund 10 hPa zu. Der Föhn setzte in der vergangenen Nacht erst in der Zentralschweiz, am Vormittag auch in den übrigen Alpentälern ein. Die bis Redaktionsschluss um 16 Uhr verzeichneten Böenspitzen lagen zwischen 70 und rund 90 km/h.

Der Föhn dominierte heute ebenfalls die Temperaturverteilung. Am wärmsten war es in den Föhntälern mit 20 bis knapp 22 Grad. Im Gegensatz zu gestern wurden heute weitere Novemberrekorde um 1 bis 2 Grad verfehlt.

Bei unserer Rekordsuche werden wir immerhin in St. Gallen fündig: Mit 20.6 Grad konnte hier der drittwärmste Novembertag der bis 1959 zurückreichenden Messreihe registriert werden, am wärmsten war es an dieser Station am 5. November 1994 mit 21.4 Grad.

Maximum der Böenspitzen der vergangenen 24 Stunden
Tageshöchsttemperatur