Der aktuelle Herbstklassiker mit Nebel und Sonne ist je nach Wohnlage und Einstellung entweder wunderbar oder deprimierend. Aber als interessant würden ihn wohl die wenigsten sehen. Als Meteorologe oder Klimatologe sieht man das etwas anders, schliesslich war es gestern in der Höhe aussergewöhnlich mild, besonders in den Föhnregionen.

Auch schon früher konnte der November mit fast sommerlicher Wärme punkten. Im Jahr 1964 wurde in Lugano mit 24.6 Grad die Sommermarke nur knapp verfehlt. Auf der Alpennordseite kann die Temperatur ebenfalls bis in Höhen von über 1000 Meter noch über 20 Grad steigen. In Glarus und Sargans wurden mit Föhn sogar schon 24 Grad erreicht.
Vielleicht müssen allerdings gewisse Rekordwerte schon bald nach oben korrigiert werden. Ende nächster Woche scheint in der Höhe sehr milde Luft zu uns zu gelangen, während in den Alpen Föhn aufkommt. Sollten sich dies bewahrheiten, wären in den Föhntälern Werte nahe oder auch über den Rekordwerten möglich.
Der November kann aber auch schon tiefsten Winter bringen, wie ein Blick in die gar nicht so ferne Vergangenheit zeigt. Letztes Jahr setzte am 21. November anhaltender und ausgiebiger Schneefall bis in tiefe Lagen ein. An vielen Orten in den Niederungen wurde neue Neuschneerekorde für November registriert. In Luzern fielen gar 42 cm, was in der Vergangenheit selbst in den Wintermonaten noch nie seit Messbeginn erreicht wurde. (Mehr Informationen finden Sie im Blog vom 22.11.2024.)

Der Föhn ist bekannterweise nicht immer so lieblich sanft wie in den letzten Tagen. Am 8. November 1982 erreichte die Druckdifferenz zwischen Lugano und Kloten den Rekordwert von 28 hPa (üblich sind ca. 10 hPa) und der Föhn tobte mit 150 bis 195 km/h über die Alpen, am Sustenpass wurde gar 246 km/h gemessen. Entsprechend entstanden auch in den sturmerprobten Föhntälern grosse Schäden. Mehr Info finden Sie im Blog vom 8.11.2022.
Mitte November 2002 fiel in Graubünden und im Tessin pausenlos Regen, an vielen Orten wurde dort noch nie so viel Niederschlag in 3 Tagen gemessen. In der Folge gab es in Graubünden enorme Schäden durch Murgänge. Einer wälzte sich sogar mitten durch das Dorf Schluns, glücklicherweise ohne Todesopfer zu fordern. Mehr Info finden Sie im Witterunsbericht November 2002.

Gerade in das andere Extrem kippe der November 2011 mit seiner Rekordtrockenheit. Auf dem sonst mit Niederschlag reichlich gesegneten Säntis, aber auch in Engelberg und in Davos blieb der Monat völlig niederschlagsfrei. Dieser Monat zeichnete sich zudem auch durch Rekordwärme in den Bergen aus. Mehr Info finden Sie im Klimabulletin vom November 2011.
Ein kleiner Trost zum Abschluss wegen des zu Beginn erwähnten Herbstklassiker: So übel wie im Jahr 1958 wird es wohl kaum werden. Damals liess sich die Sonne in Neuenburg und in Schaffhausen im ganzen Monat lediglich an 6 respektive 7 Stunden blicken.