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Morgenrot - Abendrot

Es ist eine faszinierende Choreografie, die sich bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang am Himmel entfaltet: Die ineinander übergehende, strahlende Farbpalette von Orange, Rot- und Goldtönen. Das spektakuläre Schauspiel des Morgen- und Abendrots lässt sich kaum in Worte fassen.

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Wissenschaftliche Erklärung

Das Morgenrot erscheint etwa 30-45 Minuten, bevor die Sonne am Horizont erscheint. Zu dieser Tageszeit legt das Sonnenlicht einen langen Weg durch die Atmosphäre zurück, bevor es die Erdoberfläche erreicht. Von den Komponenten des Lichts, die für das menschliche Auge sichtbar sind, dominieren die langwelligen Lichtwellen, die dem roten Licht entsprechen. Während z.B. am Mittag, bei fehlenden Wolken am Himmel, die blauen Lichtwellen dominieren.

Der entscheidende Faktor für die Erklärung des Morgen- oder Abendrots ist der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen. Beim Durchqueren der Atmosphäre werden die Lichtwellen, aus denen das Sonnenlicht besteht, von den Gasmolekülen, aus denen die Luft besteht, gestreut (dieses Phänomen wird Rayleigh-Streuung genannt). Die Lichtwellen, die dem blauen Licht entsprechen, werden stärker gestreut als die Lichtwellen, die dem roten Licht entsprechen. Wenn die Sonne tief am Himmel steht, legt das Licht eine besonders lange Strecke durch die Atmosphäre zurück, und infolgedessen dominiert am Ende des Weges die rote Komponente des Lichts. Das Morgen- oder Abendrot wäre auch in einer vollständig „reinen“ Atmosphäre zu sehen, das heißt ohne schwebende Staubpartikel oder Aerosole. Je nach Wettersituation können jedoch Wassertröpfchen, Dunst, Smog, Wüstenstaub oder Vulkanasche in variablen Mengen in der Luft vorhanden sein, die die Intensität der Himmelsfärbung verändern können.

Abends kann unter bestimmten Wetterbedingungen das gleiche Phänomen beobachtet werden: Die Sonne senkt sich zum Horizont, der Einfallswinkel des Sonnenlichts wird flacher, der Weg des Sonnenlichts durch die Atmosphäre verlängert sich, und die blauen Lichtkomponenten werden stärker gestreut, was eine stärkere Präsenz des rötlichen Lichts begünstigt: Das sind die Farben des Sonnenuntergangs.

Morgenrot von Thalwil aus aufgenommen.

Bauernregel

Eine bekannte Bauernregel lautet: „Morgenrot – Schlechtwetterbot, Abendrot – Schönwetterbot“. Es gibt verschiedene Varianten dieser Regel, wie etwa „Morgenrot, Regen droht“. Sie alle besagen, dass auf ein Morgenrot trübes, regnerisches Wetter folgt und nach einem Abendrot am nächsten Tag sonniges Wetter erwartet werden kann.

Diese Bauernregel basiert auf den in Mitteleuropa vorherrschenden westlichen Wetterlagen. Morgenrot bedeutet, dass im Osten, wo die Sonne aufgeht, der Himmel klar oder nur leicht bewölkt ist. Gleichzeitig ziehen aus Westen erste Wolken auf, die von der aufgehenden Sonne angestrahlt werden. Diese Wolkenfelder sind Vorboten einer herannahenden Front, und der Tag wird meist bewölkt. Dies gilt jedoch nur, wenn die Störung aus Westen kommt.

Beim Abendrot beleuchtet die im Westen untergehende Sonne die nach Osten abziehenden Wolkenfelder einer Störung. Im Westen dagegen ist es bereits mehrheitlich klar. Bei einer Westwindlage zieht die Störung oft bis am nächsten Tag nach Osten ab und dadurch folgt auf ein Abendrot oft ein sonniger Tag. Folgt die nächste Störung in einem kürzeren Abstand, kann es auch nach einem Abendrot durchaus einen bewölkten Tag geben.

Oberrieden

Ecuvillens

Luzern

St. Peterzell

Zofingen

Morgenrot in Dietlikon.

Bild aus Schaffhausen.

Wie entsteht ein Morgenrot?

Die verschiedenen Wellenlängen des Lichts sind entscheidend, wenn es auf dem Weg durch die Atmosphäre mit Gasmolekülen zusammenstößt und dabei seine Richtung ändert. Dieses Phänomen wird als Streuung bezeichnet.

In der Atmosphäre wird das kurzwellige blaue Licht stärker gestreut als das langwellige rote Licht. Tagsüber, wenn der Weg des Sonnenlichts durch die Atmosphäre kurz ist, wird hauptsächlich blaues Licht gestreut, weshalb der Himmel blau erscheint. Ein Morgen- bzw. Abendrot entsteht durch die Streuung des Sonnenlichts an den Gasmolekülen in der Atmosphäre. Bei tiefem Sonnenstand ist der Weg des Sonnenlichts durch die Atmosphäre länger, wodurch mehr blaues Licht gestreut und herausgefiltert wird, sodass das verbleibende Licht rötlich erscheint.