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Hitze, Trockenheit, Kälte und Schnee

Das Klima ist mehr als langjährige Durchschnittswerte von Temperatur und Niederschlag. Aus diesen zentralen Messwerten lassen sich weitere Kenngrössen ableiten, welche die Veränderungen des Schweizer Klimas in den letzten Jahrzehnten verdeutlichen. So führt der Klimawandel etwa dazu, dass Hitzetage, aber auch Starkniederschläge häufiger werden und weniger Schnee fällt.

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Die Temperatur in der Schweiz ist seit Messbeginn stark angestiegen. Das aktuelle Klimamittel liegt bereits 2,8 °C über dem vorindustriellen Durchschnitt 1871-1900 (Stand 2024). Bis 2060 ist mit einer zusätzlichen Erwärmung in dieser Grössenordnung zu rechnen, sofern die Treibhausgasemissionen nicht drastisch gesenkt werden. Was diese Veränderungen der mittleren Temperatur in der Schweiz konkret für Menschen, Tiere und Pflanzen bedeuten, kann mithilfe von sogenannten Klimaindikatoren verständlich gemacht werden.

Klimaindikatoren sind Kenngrössen, die aus Messwerten wie Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer abgeleitet werden. Sie fokussieren sich dabei auf einen bestimmten Aspekt des Klimas wie Hitze, Frost, Trockenheit oder Starkregen. Dadurch beschreiben die Klimaindikatoren das Klima sehr anschaulich. Zusätzlich kann die vergangene und die zukünftige Entwicklung des Klimas verständlich analysiert werden. So können Antworten auf ganz konkrete Fragen geliefert werden, zum Beispiel, ob es heute mehr heisse Tage als vor 50 Jahren gibt, ob die Winter wirklich nicht mehr so kalt sind oder wie viele Tage mit Neuschnee es im Jahr 2060 geben wird.

MeteoSchweiz bereitet für die wichtigsten Stationen des Schweizer Klimamessnetzes zahlreiche Klimaindikatoren auf.

Mehr Hitze

An einem Hitzetag, wenn die Temperatur über 30 °C steigt, suchen viele Abkühlung im Schwimmbad oder einem See. Doch solch hohe Temperaturen stellen eine ernstzunehmende Gefahr dar, besonders ältere und pflegebedürftige Menschen belastet starke Hitze. Im Wohnungsbau und in der Gebäudetechnik wird die Entwicklung der Hitzetage beachtet, um mit geeigneten Massnahmen für ein angenehmes Wohn- und Büroklima zu sorgen, etwa durch bessere Isolationen oder eine geeignete Klimatisierung.

Die Anzahl Hitzetage hat in der Schweiz während der vergangenen Jahrzehnte stark zugenommen, wie das Beispiel der Messstation Luzern zeigt. Bis Anfang der 1980er-Jahre traten maximal 10 Hitzetage pro Jahr auf, heute entspricht dies etwa dem Durchschnitt. Seit 1981 gab es in Luzern kein Jahr mehr ohne Hitzetag. Auch die Zahl der Sommertage hat deutlich zugenommen. Als solcher gilt ein Tag, wenn eine Maximaltemperatur von 25 °C oder mehr erreicht wird.

Fällt die Temperatur in einer Nacht nie unter 20 °C, spricht man von einer Tropennacht. Tropennächte konzentrieren sich heute eher auf tiefe Lagen und vor allem die Alpensüdseite. Beidseits der Alpen ist aber auch hier ein klar ansteigender Trend festzustellen. Längere Perioden mit Tropennächten können den Schlaf beeinträchtigen und damit die menschliche Gesundheit belasten.

Regionale Unterschiede bei der Trockenheit

Bei Trockenheit bleiben über eine längere Zeit die Niederschläge aus. Kombiniert mit heissen Tagen und hoher Verdunstung führt die Trockenheit im Sommer zu Dürre. Dies kann unter anderem die Landwirtschaft beinträchtigen und dem Wald zusetzen. In trockenen Wintern fehlen der nötige Schnee und Regen, um die Wasserreservoire für Frühling und Sommer zu füllen. Ausserdem stellt Wintertrockenheit eine Herausforderung für den Schneesport dar.

Für die Trockenheit gibt es verschiedene Klimaindikatoren. Eine häufig verwendete Kenngrösse ist die maximale Anzahl zusammenhängender Trockentage pro Jahr, an welchen jeweils weniger als 1 mm Niederschlag gemessen wird. Für diese Kenngrösse gibt es schweizweit keinen klaren Trend ab 1961. Der Grund dafür liegt darin, dass das Auftreten von stabilen Wetterlagen, die für lange Trockenphasen nötig sind, räumlich und zeitlich sehr zufällig ist. Einzig in Genf nimmt die maximale Anzahl zusammenhängender Trockentage über den Zeitraum von 1961 bis heute statistisch signifikant zu.

Häufigere und intensivere Starkniederschläge

Starkniederschläge sorgen in kurzer Zeit für sehr grosse Regenmengen. Dies kann zu Überschwemmungen führen, Infrastruktur zerstören und Menschenleben gefährden. Auf der Alpennordseite und in den Alpen sind Starkniederschläge vor allem ein Sommerphänomen. Auf der Alpensüdseite treten mehrtägige Starkniederschläge oft auch im Herbst auf.

In der ganzen Schweiz werden die Starkniederschläge intensiver. Die grössten Niederschlagsmengen, die an einem Tag gemessen werden (Eintagesniederschläge), haben an den meisten Messstationen seit 1901 zugenommen. Das hat physikalische Gründe: Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen. Eine Erwärmung um 1 °C bedeutet etwa 6-7 % mehr Wasserdampf in der Luft. Regnet dieses zusätzliche Wasser aus, werden die Starkniederschläge intensiver.

Weniger Frost, weniger Heizen

Sinkt die Temperatur im Verlauf eines Tages unter 0 °C, sprechen wir von einem Frosttag. Frost stellt ein Risiko für die Landwirtschaft dar und kann auch zu Unfällen im Verkehr führen. Gleichzeitig sind Tage mit Minimaltemperaturen unter 0 °C im Winter wichtig für Wintersportgebiete.

Schweizweit gibt es aufgrund des Klimawandels immer weniger Frosttage. In Davos hat die Anzahl der Frosttage in den letzten 40 Jahren um rund 20 % abgenommen.

Weniger Kälte bedeutet auch, dass weniger Aufwand fürs Heizen nötig ist. Denn die Anzahl der Tage im Jahr, an denen normalerweise geheizt wird, geht zurück. Hier wird ein Tag mit einer mittleren Temperatur von unter 12 °C als Heiztag definiert. Der Trend wird am Beispiel des Messstandorts Genf deutlich: Während in den 1960er-Jahren noch an durchschnittlich 220 Tagen im Jahr geheizt werden musste, sind es heute im Mittel nur noch 180 Tage.

Eistage sind ein weiterer Klimaindikator, der eindrücklich zeigt, wie sich die Erwärmung auf die Wintermonate auswirkt. An solchen Tagen steigt die Temperatur nie über 0 °C. Auch hier ist schweizweit eine Abnahme festzustellen. Hoch gelegene Gebiete sind besonders davon betroffen, wie die Messreihe vom Jungfraujoch (3571 m ü. M.) zeigt.

Weniger Schnee

Seit den 1960er-Jahren ist vielerorts ein statistisch signifikanter Rückgang der Anzahl Tage mit Neuschnee und der Neuschneesummen pro Jahr festzustellen. In der Folge wird heute an vielen Messstandorten seltener eine geschlossene Schneedecke registriert als im Zeitraum zwischen 1960-1985.

Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind Wintersportgebiete in mittleren Höhenlagen, etwa in den Voralpen. Das Beispiel von Einsiedeln zeigt, wie die Anzahl der Tage mit einer Schneehöhe von 1 cm und mehr abnimmt. Der geringere Schneefall verstärkt auch das Abschmelzen der Gletscher.

Blick in die Zukunft

Die Klimaszenarien CH2018 machen deutlich, dass die hier gezeigten Trends auch in Zukunft anhalten. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoss ist bis Mitte des 21. Jahrhunderts mit noch mehr Hitze und trockeneren Sommern, aber auch mit heftigeren Niederschlägen und schneeärmeren Wintern zu rechnen. Eine konsequente Reduktion von Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre kann jedoch die Auswirkungen des Klimawandels eindämmen.