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Schweizer Klimaszenarien

Die Schweizer Klimaszenarien CH2018 zeigen, wo und wie der Klimawandel die Schweiz treffen wird: Die Temperatur steigt weiter, die Niederschlagsmengen nehmen im Winter tendenziell zu, im Sommer ab. Steigen die globalen Treibhausgasemissionen ungebremst weiter, führt dies in der Schweiz im Lauf dieses Jahrhunderts zu trockeneren Sommern, heftigeren Niederschlägen, mehr Hitzetagen und schneeärmeren Wintern. Die Klimaszenarien zeigen aber auch, dass weltweite Klimaschutzmassnahmen die Klimaveränderungen in der Schweiz eindämmen können.

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Der globale Klimawandel macht vor der Schweiz nicht halt. Um die möglichen Auswirkungen aufzuzeigen, ist das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz vom Bund beauftragt, regelmässig Klimaszenarien zu erstellen. Sie sind die Grundlage, um Anpassungsmassnahmen zu planen, und zeigen den Effekt weltweiter Klimaschutzmassnahmen auf. Im November 2018 wurden die Schweizer Klimaszenarien CH2018 veröffentlicht, sieben Jahre nach den letzten Klimaszenarien CH2011. Sie wurden als Themenschwerpunkt des National Centre for Climate Services in enger Zusammenarbeit mit der ETH Zürich erarbeitet. Die Klimaszenarien CH2018 reflektieren den aktuellen Stand der Wissenschaft zur Klimaänderung in der Schweiz und erlauben den bisher genauesten Blick in die Klimazukunft unseres Landes.

Wie werden Klimaszenarien erstellt?

Klimaszenarien werden mithilfe von Computersimulationen von Klimamodellen erstellt. Diese Modelle basieren auf physikalischen Gesetzmässigkeiten und bilden die realen Verhältnisse vereinfacht ab. Für die Schweizer Klimaszenarien CH2018 wurden über 20 verschiedene Klimamodelle über Europa mit statistischen Methoden weiter verfeinert.

Hauptursache des globalen Klimawandels ist der verstärkte Ausstoss von Treibhausgasen durch den Menschen seit der Industrialisierung. Um die künftigen Veränderungen von Temperatur, Niederschlag und anderen Grössen berechnen zu können, müssen folglich Annahmen über den weiteren Verlauf des weltweiten Treibhausgasausstosses getroffen werden. Hierfür werden sogenannte Emissionsszenarien definiert, in die unterschiedliche Annahmen über das Bevölkerungswachstum, mögliche technologische Entwicklungen und weltpolitische Entscheide einfliessen. Klimaszenarien sind deshalb keine Vorhersagen. Vielmehr zeigen sie auf, welche Folgen es für das Klima hätte, wenn der Ausstoss von Treibhausgase unvermindert steigt oder aber reduziert wird.

Für diese Emissionsentwicklung werden Szenarien erstellt

In den Schweizer Klimaszenarien CH2018 wurden drei Emissionsszenarien näher betrachtet:

  • «Kein Klimaschutz»: Dieses Szenario geht von einem ungebremsten Treibhausgasausstoss in der Zukunft aus. In diesem Szenario steigen die globalen Emissionen bis Ende des Jahrhunderts um das Dreifache.
  • «Begrenzter Klimaschutz»: In diesem mittleren Szenario führen technologische Fortschritte zu einem reduzierten Ausstoss von Treibhausgasen. Dennoch steigt die globale Temperatur um mehr als 2 °C gegenüber der vorindustriellen Vergleichsperiode.
  • «Konsequenter Klimaschutz»: Dieses Szenario geht davon aus, dass global bis 2070 keine Treibhausgasemissionen mehr ausgestossen werden. Danach sind die Emissionen in diesem Szenario sogar negativ – es werden der Luft also Treibhausgase entzogen. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 lassen sich mit diesem Szenario wahrscheinlich erreichen, und die globale Erwärmung liesse sich auf 2 °C Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zustand begrenzen.

Hier werden die Ergebnisse für die Szenarien «Kein Klimaschutz» und «Konsequenter Klimaschutz» aufgezeigt. Die weltweiten Treibhausgasemissionen der letzten Jahre verliefen nahe am Szenario «Kein Klimaschutz».

Die mittlere Temperatur steigt

Der Klimawandel führt weltweit und auch in der Schweiz zu steigenden Temperaturen. Nehmen die Treibhausgasemissionen in Zukunft weiter ungebremst zu (Szenario «Kein Klimaschutz»), so steigt die durchschnittliche Temperatur bis Ende des 21. Jahrhunderts gegenüber der Periode 1981-2010 um 3,3-5,4 °C. Werden weltweite Treibhausgasemissionen hingegen rasch und umfassend verringert (Szenario «Konsequenter Klimaschutz»), kann die Temperaturzunahme in der Schweiz auf unter 2 °C begrenzt werden.

Die mittleren Niederschlagsmengen ändern sich

Auch die Niederschläge werden sich ohne konsequenten Klimaschutz verändern. Im Sommer kann bis Mitte des Jahrhunderts bis zu 25% weniger Niederschlag fallen, während im Winter eine Zunahme von bis zu 20% möglich ist. Aktuell sind die Sommermonate in den meisten Landesteilen im Durchschnitt niederschlagsreicher als die Wintermonate. Verändern sich die Niederschlagsmengen aufgrund des Klimawandels, führt dies folglich zu einer Abflachung des Jahresgangs.

Kernaussagen der Klimaszenarien CH2018

Führt ein ungebremster Klimawandel zu den oben beschriebenen Änderungen von Temperatur und Niederschlägen, ergeben sich für die Schweiz bis Mitte des Jahrhunderts vier absehbare Folgen: trockenere Sommer, heftige Niederschläge, mehr Hitzetage und schneearme Winter.

Trockenere Sommer

Als Folge der steigenden Temperatur verdunstet mehr Bodenwasser. Weil erwartet wird, dass langfristig auch die mittleren Sommerniederschläge abnehmen, führt dies zu trockeneren Böden, weniger Regentagen und längeren niederschlagsfreien Perioden. Davon sind die West- und Südschweiz stärker davon betroffen als der Osten des Landes.

Steigen die Treibhausgasemissionen ungebremst, nimmt auch die Tendenz zur Trockenheit weiter zu. Zum Ende des 21. Jahrhunderts könnten Trockenphasen, wie sie sich bisher ein- bis zweimal pro Jahrzehnt ereigneten, jedes zweite Jahr auftreten.

Heftige Niederschläge

Nicht nur die Messungen in der Vergangenheit, sondern auch die Klimaszenarien für die Zukunft zeigen, dass Starkniederschläge als Folge der Erwärmung häufiger und intensiver werden. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts ist beim stärksten jährlichen Eintagesniederschlag mit einer Zunahme um rund 10% zu rechnen. Dies gilt unabhängig von der Jahreszeit. Extremniederschläge wie ein Jahrhundertereignis werden ebenfalls heftiger, im Winter um etwa 10%, im Sommer um etwa 20%.

Da wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen kann (etwa 7% pro Grad Celsius), ist die Intensivierung der Starkniederschläge gut verstanden. Die zeitliche Entwicklung der Starkniederschläge schwankt jedoch stark und kann über mehrere Jahre bis Jahrzehnte vom langfristigen Trend abweichen.

Mehr Hitzetage

Die Höchsttemperaturen steigen stärker als die Durchschnittstemperaturen. Grund dafür ist die zunehmende Austrocknung der Böden, dadurch wird der kühlende Effekt der Verdunstung eingeschränkt. Heisse Tage und warme Nächte werden häufiger und extremer, ebenso Hitzeperioden. Dies stellt eine gesundheitliche Belastung für Menschen dar und setzt Tiere und Pflanzen unter Stress.

In den tieferen Lagen der Schweiz verdoppelt bis verdreifacht sich die Zahl der Hitzetage pro Jahr bis Mitte des 21. Jahrhunderts gegenüber heute. In Basel/Binningen steigt die Anzahl Hitzetage zum Beispiel von heute 11 auf 23-28 Tage, in Lugano gar von heute 8 auf 23-31 Tage.

Schneearme Winter

Die Nullgradgrenze steigt im Winter bis Mitte des 21. Jahrhunderts um 400 bis 650 m. Heute liegt sie im Mittel etwa auf der Höhe von Einsiedeln (rund 900 m) und steigt auf die Höhe von Davos (1500 m). Durch die Erwärmung im Winter fällt mehr Niederschlag in Form von Regen statt Schnee. Dies führt zu einer Abnahme des Schneefalls und auch der Schneebedeckung. Somit wird es auch weniger schneereiche Regionen geben.

Klimaschutz wirkt

Die Klimaszenarien zeigen nicht nur auf, wie sehr sich die Schweiz erwärmen könnte und welche Folgen dies hat, falls die Treibhausgase weiter steigen. Sie machen auch deutlich, dass Klimaschutz wirkt. Denn das Fazit des Szenarios «Konsequenter Klimaschutz» ist klar: Eine umfassende Senkung des weltweiten Treibhausgasausstosses würde die Erwärmung und weitere klimatische Veränderungen in der Schweiz stark eindämmen.

Eine gewisse Erwärmung wird dennoch stattfinden, und daran müssen wir uns anpassen. Anhand der Klimaszenarien lassen sich die Klimafolgen detailliert erforschen, und mit diesem Wissen können Anpassungsmassnahmen geplant und umgesetzt werden. Ein Beispiel dafür sind die hydrologischen Szenarien Hydro-CH2018. Mithilfe der Klimaszenarien CH2018 schätzen sie die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt und die Wasserwirtschaft in der Schweiz ein. Zur Unterstützung der Behörden und als Grundlage für klimaangepasste Entscheidungen sind auch regionale Informationen zum Klimawandel in den Kantonen und in Grossregionen [externer Link: https://www.nccs.admin.ch/nccs/de/home/regionen/grossregionen.html] verfügbar.

Alle Ergebnisse der Klimaszenarien sind im CH2018-Webatlas abrufbar. Dazu gehören die Veränderung von Klimavariablen nach Emissionsszenarien, die zeitliche Entwicklung von Klimavariablen, Klimaindikatoren an Stationen und vieles mehr. Die wissenschaftlichen Details der Klimaszenarien sind im technischen Bericht zu den Klimaszenarien zu finden.