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Wieso braucht es Klimaszenarien?

Der Klimawandel ist real, wie zahlreiche Beobachtungen in der Schweiz und weltweit zeigen. Der Klimawandel hat bereits spürbare Veränderungen ausgelöst und stellt uns vor Herausforderungen. Dazu gehören unter anderem extreme Hitzeereignisse, heftigere Niederschläge, trockenere Sommer und schneeärmere Winter. Die Klima CH2025-Szenarien bieten wissenschaftlich fundierte Grundlagen zur Quantifizierung der möglichen Folgen des Klimawandels für die Schweiz und zur Planung von Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen.

Grundlagen der Klima CH2025-Szenarien

Um das zukünftige Klima in der Schweiz abzuschätzen, wurden eine Vielzahl von Klimasimulationen verwendet. Diese sogenannten Klimaprojektionen basieren auf international festgelegten Szenarien, wie sich die Welt künftig entwickeln könnte – etwa hinsichtlich des Energieverbrauchs, des Bevölkerungswachstums und der technologischen Entwicklung. Diese Annahmen zur sozioökonomischen Entwicklung werden mit Hilfe sogenannter Shared Socioeconomic Pathways (SSPs) beschrieben. Aus jedem SSP wird ein bestimmter Bereich möglicher Treibhausgasemissionen abgeleitet. Diese Bereiche bezeichnen Fachpersonen als Representative Concentration Pathways (RCPs). Die RCPs erlauben es, die Auswirkungen zukünftiger sozioökonomischer Entwicklungen und der damit verbundenen Treibhausgasemissionen auf das zukünftige Klima abzuschätzen.

Schematischer Vergleich eines globalen Klimamodells, eines regionalen Klimamodells und eines hochaufgelösten Klimamodells. Links: Ein globales Klimamodell kann das Klima für die gesamte Welt simulieren. Das Gitter eines globalen Klimamodells hat eine räumliche Maschenweite von etwa 100 bis 250 Kilometern und ist für lokale Abschätzungen des Klimas zu grob. Mitte: Ein regionales Klimamodell simuliert das Klima für Europa und den Mittelmeerraum. Die regionalen Klimamodelle verfeinern die Simulationen der globalen Klimamodelle und haben eine räumliche Auflösung von etwa 12 Kilometern. Rechts: Ein hochaufgelöstes Klimamodell mit einer Auflösung von 3 Kilometern kann sogar Konvektion modellieren.
Klimamodelle bilden die Grundlage der Klimaszenarien. Globale Klimamodelle haben eine grobe Auflösung. Deshalb werden regionale Klimamodelle verwendet, um das Klima über Europa in einer höheren Auflösung zu simulieren. Hochaufgelöste Klimamodelle mit einer Auflösung von 3 Kilometern können sogar Konvektion modellieren. (MeteoSchweiz und ETH Zürich, Klima CH2025)

Klimasimulationen verwenden SSP-RCP-Szenarien für die Erstellung von Klimaszenarien. Dabei bieten globale Klimamodelle umfassende Informationen zu möglichen Klimazuständen auf der ganzen Welt. Für Aussagen zu einzelnen Regionen sind sie jedoch nicht genau genug. Die EURO-CORDEX-Initiative (Coordinated Regional Climate Downscaling Experiment – European Domain) des Weltklimaforschungsprogramms verfeinert daher globale Klimasimulationen für Europa mittels regionaler Klimamodelle. Diese benutzen eine Gitterweite von etwa 12 Kilometern. Im Vergleich zur Vorgängerstudie CH2018 wurden diese Modellresultate zusätzlich mit den Erkenntnissen des neuesten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC ergänzt und aktualisiert. Der Prozess zur Erstellung der Klima-CH2025-Ergebnisse verdeutlicht die entscheidende Bedeutung der internationalen, insbesondere der europäischen Zusammenarbeit. Nur durch den Austausch von Daten, Wissen und Modellen lassen sich Klimaszenarien für die Schweiz berechnen.

Mithilfe statistischer Verfahren wurden die Ergebnisse regionaler Klimasimulationen noch weiter verfeinert. Dazu wurden Daten von langjährigen und zuverlässigen Messungen verwendet, deren Qualität und Weiterführung das Nationale Klimabeobachtungsprogramm (GCOS-CH) sichert. Dadurch sind Aussagen für bestimmte meteorologische Messstandorte und flächendeckende Karten mit einer Auflösung von einem Kilometer möglich – beispielsweise für Temperatur und Niederschlag. Die hochaufgelösten Datensätze können Sie hier beziehen.

Ein Flussdiagramm zeigt, wie die hochaufgelösten Datensätze von Klima CH2025 erstellt wurden. Im ersten Schritt wird ein Emissionsszenario ausgewählt. Im zweiten Schritt ist die globale Klimasimulation. Der dritte Schritt ist die Verfeinerung dieser globalen Klimasimulation mithilfe von regionalen Klimamodellen. In einem vierten Schritt wird die regionale Klimasimulation mittels statistischer Verfahren weiter verfeinert. Daraus resultieren hochaufgelöste Karten für die Schweiz und Daten für ausgewählte meteorologische Messstandorte, welche Aussagen zu verschiedenen Klimagrössen wie Temperatur und Niederschlag ermöglichen.
Überblick über die Entstehung der hochaufgelösten CH2025-Datensätze. Ein Emissionsszenario (SSP-RCP) bietet die Grundlage für die Simulationen der Klimamodelle. Die Resultate der regionalen Klimamodelle werden mithilfe statistischer Methoden verfeinert. Die daraus resultierenden Datensätze beinhalten Informationen zu verschiedenen Klimavariablen auf lokaler Ebene und sind als Gitterdaten oder Stationsdaten erhältlich. (MeteoSchweiz und ETH Zürich, Klima CH2025)

Die Resultate aus diesen Analysen wurden mit Informationen aus zeitlich und räumlich hochaufgelösten, sogenannten konvektionserlaubenden Klimamodellen erweitert. Diese bilden lokale Prozesse wie Starkniederschläge, Gewitter oder Hagel deutlich realistischer ab und tragen so zu einem besseren Prozessverständnis bei und liefern neue Grundlagen für die Praxis. Aufgrund ihres hohen Rechenaufwands werden Klimasimulationen dieser Modelle im Moment nur für kurze Zeitperioden berechnet, ihre Bedeutung wird in Zukunft jedoch zunehmen.

Was sind Global Warming Levels (GWLs)?

Die Klimaszenarien zeigen die mögliche Zukunft des Schweizer Klimas für verschiedene globale Erwärmungsniveaus (engl. Global Warming Levels, GWLs). Sie zeigen den Klimazustand, der sich in der Schweiz einstellt, sobald die globale Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius, 2 Grad Celsius oder 3 Grad Celsius über dem vorindustriellen Temperaturniveau von 1871–1900 angestiegen ist. Der Ansatz folgt der Methodik des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC und erlaubt, die Resultate mit den Klimazielen im Pariser Übereinkommen zu verbinden.

Bildbeschreibung: Sechs übereinander positionierte Weltkugeln, welche die verwendeten Beobachtungsperioden und globalen Erwärmungsniveaus schematisch repräsentieren. Als Beobachtungsperioden werden die vorindustrielle Periode 1871-1900, die WMO-Referenzperiode 1961-1990 und die Referenzperiode 1991-2020 verwendet. Für den zukünftigen Klimazustand werden eine 1,5-Grad-Welt (GWL1.5), eine 2-Grad-Welt (GWL2.0) und eine 3-Grad-Welt (GWL3.0) betrachtet.
Die Ergebnisse von Klima CH2025 zeigen die Klimazustände für drei Beobachtungsperioden und für drei globale Erwärmungsniveaus. Als Beobachtungsperioden werden die vorindustrielle Periode 1871-1900, die WMO-Referenzperiode 1961-1990 und die Referenzperiode 1991-2020 verwendet. Für den zukünftigen Klimazustand werden eine 1,5-Grad-Welt (GWL1.5), eine 2-Grad-Welt (GWL2.0) und eine 3-Grad-Welt (GWL3.0) betrachtet. (MeteoSchweiz und ETH Zürich, Klima CH2025)

Die globalen Erwärmungsniveaus ermöglichen es, die Auswirkungen des globalen Temperaturanstiegs auf das Schweizer Klima unabhängig von Emissionsszenarien und damit unabhängig von der Geschwindigkeit der globalen Erwärmung aufzuzeigen. Die Geschwindigkeit und damit auch der Zeitpunkt, an dem ein bestimmtes Erwärmungsniveau erreicht wird, hängt grundsätzlich vom jeweils angenommenen Emissionsszenario ab.

Eine 1,5-Grad-Welt ist aufgrund der bisherigen und aktuellen globalen Treibhausgasemissionen praktisch nicht mehr vermeidbar und wird voraussichtlich in den nächsten 5 bis 15 Jahren erreicht. Eine 2-Grad-Welt würde mit heutigen und geplanten Massnahmen (SSP2-4.5) 2050 erreicht werden und auf dem fossilen Weg ohne Klimaschutz (SSP5-8.5) um 2040. Eine 3-Grad-Welt würde auf dem fossilen Weg ohne Klimaschutz (SSP5-8.5) um 2065 eintreffen. Unter den derzeit geplanten Massnahmen zur globalen Emissionsreduktion steuert die Welt auf rund 3 Grad Celsius bis Ende Jahrhundert zu (Quellen: IPCC, Climate Action Tracker (Stand 2025)).

Eine 3-Grad-Welt entspricht einem Zustand, in dem die globale Mitteltemperatur seit 1871–1900 um 3 Grad Celsius gestiegen ist. Bis zur Referenzperiode 1991–2020 hat sich die globale Mitteltemperatur bereits um 0,9 Grad Celsius erhöht. Die Resultate der Schweizer Klimaszenarien zeigen daher die klimatischen Veränderungen, die sich aus einer zusätzlichen globalen Erwärmung von 2,1 Grad Celsius gegenüber der Referenzperiode 1991–2020 ergeben, also dem verbleibenden Temperaturanstieg bis zu einer 3-Grad-Welt.

Die Grafik zeigt einen Zeitstrahl von 2020 bis 2100. Über diesem Zeitstrahl befinden sich drei Balken, welche die globale Erwärmung abhängig von den Emissionsszenarien SSP1-2.6, SSP2-4.5 und SSP5-8.5 zeigen. Ob und wann ein bestimmtes globales Erwärmungsniveau erreicht wird, hängt vom jeweils angenommenen Emissionsszenario ab.
Ob und wann ein globales Erwärmungsniveau erreicht wird, hängt davon ab, welches Emissionsszenario (SSP-RCP) verwendet wird. (MeteoSchweiz und ETH Zürich, Klima CH2025 )

Wie werden die Resultate gelesen?

Klimamodelle unterscheiden sich in der Art, wie bestimmte Prozesse in der Atmosphäre, der Landoberfläche oder den Ozeanen dargestellt werden. Daher liefern unterschiedliche Modelle leicht unterschiedliche Resultate. Um die möglichen Auswirkungen der globalen Erwärmung auf das Klima in der Schweiz möglichst umfassend abzuschätzen, werden zahlreiche Simulationen mit unterschiedlichen Modellen durchgeführt und analysiert. Die resultierende Bandbreite der Ergebnisse zeigt die mögliche Spannweite der zukünftigen Entwicklung. Diese Spannweite lässt sich durch die Darstellung von Perzentilbereichen anschaulich visualisieren.

Je die Hälfte der Projektionsergebnisse für eine GWL-Variante (farbige Punkte in der Grafik unten) liegt über oder unter dem Median (dicke horizontale Linie innerhalb der farbigen Box in der Grafik). Er entspricht der “mittleren Schätzung” und wird daher im Rahmen der Klimaszenarien als «erwarteter Wert» bezeichnet. Die “obere Schätzung” (95. Perzentil) entspricht dem oberen Rand der farbigen Box, die “untere Schätzung” (5. Perzentil) dem unteren Rand. Alle Werte zwischen der oberen und der unteren Schätzung werden im Rahmen der Klimaszenarien aus Klima CH2025 als «möglich» bezeichnet. Da das Klimamodell-Ensemble nur einen Teil des tatsächlich möglichen Schwankungsbereichs erfassen kann, wird davon ausgegangen, dass die effektive Bandbreite grösser ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die realen Werte innerhalb des «möglichen» Bereichs liegen werden, beträgt schätzungsweise zwei Drittel. Die einzelnen Punkte stellen exemplarisch einzelne Modellsimulationen dar. In unseren Produkten sind diese Punkte nicht ersichtlich.

Interpretationshilfe für Ergebnisse aus Klima CH2025: Es werden zwei Boxplots dargestellt, einer für das GWL1.5 und einer für das GWL3.0. Der Median (horizontaler Strich in den Boxen) entspricht jeweils der zu erwartende Änderung gegenüber der Referenzperiode 1991-2020. Die Box zeigt die mögliche Änderung gegenüber der Referenzperiode 1991-2020. Innerhalb und vereinzelt ober- und unterhalb der Boxen sind einzelne Modellsimulationen exemplarisch als Punkte dargestellt.
Interpretationshilfe für Ergebnisse aus Klima CH2025 für das Änderungssignal einer Grösse im Vergleich zur Referenzperiode 1991-2020. (MeteoSchweiz und ETH Zürich, Klima CH2025 )

Verfügbare Berichte, Daten und Grafiken der Schweizer Klimaszenarien

Im Rahmen des Projekts Klima CH2025 wurden diverse Berichte, Daten und Grafiken erstellt. Hier finden Sie eine Übersicht über die Produkte der aktuellen sowie von früheren Klimaszenarien.

Aktuell wird zudem eine Subselektion der Klimamodellsimulationen aus Klima CH2025 erarbeitet. Zur Zielgruppe der Klima CH2025 Ensemble Subselektion gehören Personen, welche die potenziellen sektoralen Auswirkungen des Klimawandels mithilfe von Klimawirkungsmodelle (engl. Impact models) untersuchen möchten.