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Winde der Alpen und Europas – Teil 1

MeteoSchweiz-Blog | 07. Februar 2023
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Auf der Alpennordseite blies gestern Montag und in der Nacht auf Dienstag eine kräftige Bise, in den Alpen wehte am Dienstagmorgen vorübergehend der Föhn und vor einigen Tagen sorgte der Nordwind auf der Alpensüdseite für milde Temperaturen. Doch nicht nur in der Schweiz, sondern generell in Europa hatten in den vergangenen Tagen die lokalen Windsysteme teilweise einen imposanten Auftritt. Eine Auswahl an lokalen Winden werden wir deshalb im heutigen und morgigen Blog vorstellen. Der Fokus im ersten Teil liegt bei den heute in der Schweiz beobachteten Winden – der Bise und des Südföhns.

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Die Bise

Die Bise ist ein meist kalter Nordostwind, der Kontinentalluft aus Nordosteuropa Richtung Mitteleuropa führt. Die Bise erreicht durch die Kanalisierung zwischen Jura und Alpen üblicherweise in der Genferseeregion die höchsten Windspitzen. In den vergangenen Stunden wurden im westlichen Mittelland 50 bis 60, auf den Jurahöhen bis 90 km/h erreicht. Dies sind typische Werte für eine Bisenlage.

Bei einer Bisenlage liegt normalerweise ein Hochdruckgebiet nordwestlich oder nördlich der Schweiz. Bei der aktuellen Bisenlage war es insofern speziell, dass die Bise im Deutschschweizer Mittelland in der Nacht auf Dienstag böig auffrischte und dabei die höchsten Windspitzen erreichte. Dafür verantwortlich war ein Höhentief, welches in der Nacht von Österreich über die Schweizer Alpen nach Südfrankreich zog.

Mit dem Höhentief verstärkte sich einerseits der Höhenwind und andererseits konnte sich dadurch über dem Boden kein stabiler Kaltluftsee bilden. In der Regel entkoppelt sich die Bise in der Nacht von den tiefsten Lagen und flaut deshalb ab. In den erhöhten Lagen kann sie dafür nachts teils noch stärker blasen als tagsüber.

Mehr Informationen zur Bise finden Sie hier.

Südföhn – Guggiföhn

In der zweiten Nachthälfte und in den Morgenstunden stellte sich in den Alpen vorübergehend auch eine kräftige Südföhnphase ein. Der Föhn wurde im Blog schon oft und ausführlich thematisiert.

Im klassischen Fall führt eine Süd- bis Südwestströmung auf der Vorderseite eines Tiefs westlich beziehungsweise nordwestlich der Schweiz feuchte Luft zum Alpensüdhang.

Am Dienstagmorgen herrschte jedoch über weiten Teilen von Europa hoher Luftdruck. Trotzdem stellte sich kurzzeitig eine Südföhnphase ein. Dies lässt sich zum einen auf die Verlagerung des Hochdruckgebiets nördlich der Alpen zurückführen und zum anderen auf eine Änderung der Höhenströmung im Zusammenhang mit dem erwähnten Höhentief.

Das Zentrum des Bodenhochs verschob sich gestern langsam ostwärts und befand sich heute Dienstag mit seinem hohen Luftdruck von 1042 hPa im Gebiet Ostdeutschland, Polen und Tschechien. An seiner Ostflanke strömte dadurch kalte und feuchte Luft von Südosteuropa über die Adria und die Poebene zum Alpensüdhang. Während der Luftdruck nördlich der Alpen vorübergehend leicht zurückging, stieg südlich der Alpen der Luftdruck an. Von Mitternacht bis am Dienstagmorgen stellte sich somit ein «Südüberdruck» ein.

Obwohl die Differenz des Luftdrucks zwischen der Alpennord- und Alpensüdseite nur etwa 4 hPa betrug, wurden in den Föhntälern Böenspitzen von 60 bis 70 km/h und in den Alpen über 100 km/h gemessen. An der Partnerstation am Lauberhorn mit dem so genannten «Guggiföhn» sogar 155 km/h. Unterstützung erhielt der Föhn durch das erwähnte Höhentief. Durch die Zugbahn des Höhentiefs drehte die Höhenströmung über den Alpen zeitweise auf Südost, womit sich ideale Bedingungen für diesen lokalen Föhn in der Jungfrauregion einstellen konnten.

Ausführlich erklärt wird der «Guggiföhn» in diesem Blogartikel. Zum Föhn sind ausserdem hier weitere Informationen zu finden.

Nebst dem kurzen Föhnstoss schneite es in der Nacht auf der Alpensüdseite bis in tiefe Lagen. Am Morgen präsentierten sich die Hänge des Tessins leicht angezuckert.

Mit der oben beschriebenen Wetterlage eng verknüpft sind andere lokale Windsysteme in Europa. Beispielsweise sorgte die oben beschriebene Kaltluftzufuhr zur Alpensüdseite entlang der Ligurischen Küste für eine teils kräftige Tramontana und an den Tagen zuvor entlang der Adriaküste von Slowenien bis Montenegro für eine stürmische Bora. Ein Nord- bis Nordostwind machte sich zudem am Wochenende im französischen Rhonetal als Mistral bemerkbar.

Im Blog von morgen Mittwoch werden wir uns deshalb diesen Windsystemen widmen.