Inhaltsbereich

Unsichere Wetterprognose für den nächsten Sonntag

MeteoSchweiz-Blog | 28. April 2023
10 Kommentare

Manchmal ist eine Wetterprognose für einen Tag, der näher in der Zukunft liegt, unsicherer als für einen der darauffolgenden Tage. Schuld daran ist die Wetterlage.

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Komplexe, chaotische Atmosphäre

Die Atmosphäre ist im Grunde ein chaotisches Gebilde, da die in ihr ablaufenden Prozesse sehr zahlreich und komplex sind. Die wichtigsten Prozesse lassen sich zwar mit einer Handvoll physikalischer Gesetze durchaus beschreiben. Diese sind aber sehr komplex zu lösen, weshalb sie in einem Wettermodell sehr stark vereinfacht abgebildet werden.

Durch die Vereinfachungen und insbesondere durch den – salopp gesagt zu ungenauen – Anfangszustand in einem Wettermodell nimmt der Vorhersagefehler in der Regel mit fortschreitendem Vorhersagehorizont zu.

Was ist ein «Anfangszustand»?

Ein Wettermodell muss, bevor es die Prognose berechnen kann, mit einem Anfangszustand gefüttert werden. Es muss quasi für jeden Ort wissen, wie der Zustand der Atmosphäre zu Beginn der Berechnung ist. Nun ist aber nicht an jedem Ort eine Messung vorhanden, weshalb der Anfangszustand immer eine Näherung zum tatsächlichen Zustand der Atmosphäre ist.

Es gibt jedoch durchaus Wetterlagen, bei der die Prognoseunsicherheit nicht stetig zunimmt, sondern von Tag zu Tag schwankt. Dies ist für den nächsten Sonntag der Fall. Die Prognose für diesen Tag ist deutlich unsicherer als für die Folgetage.

Im aktuellen Fall steht dies im Zusammenhang mit einer sich aufbauenden Gegenstromlage. Die Wettermodelle haben derzeit Schwierigkeiten, die richtige Position und Intensität der Druckzentren zu berechnen:

In der Höhe wehen am nächsten Sonntag somit westliche, am Boden hingegen eher östliche/nordöstliche Winde (Gegenstromlage). Unsicher sind vor allem die Druck- und Windverhältnisse in der Höhe (in der Grafik oben nicht gezeigt). Dies hat letztlich starken Einfluss darauf, wie ausgeprägt die Gegenstromsituation über der Schweiz sein wird.

Ensemble-Prognosen

Heutzutage ist in der Wettervorhersage die Ensemble-Vorhersage sehr etabliert. Man lässt das Modell nicht nur einmal die Prognose berechnen, sondern zig Mal, jedes Mal mit einem leicht veränderten Anfangszustand. Durch die verschiedenen Berechnungen lassen sich Wahrscheinlichkeiten bzw. Unsicherheiten berechnen. Je unterschiedlicher die Modelllösungen sind, desto unsicherer ist die Prognose. Für den nächsten Sonntag berechnet unser Modell COSMO-2E (mit insgesamt 21 verschiedenen Berechnungen) folgende, mitunter sehr unterschiedliche Prognosen:

Kommunikation der Unsicherheit

Die Aufgabe der Meteorologen und Meteorologinnen ist es einerseits die Sachlage richtig einzuschätzen und andererseits die Unsicherheit in der Prognose zu kommunizieren. Für den nächsten Sonntag steht deshalb im heutigen Wetterbericht:

Wenn Sie also «Unsichere Entwicklung» in unserem Wetterbericht lesen, können Sie davon ausgehen, dass die Wettermodelle bzw. die Ensemble-Prognosen noch viele verschiedene Varianten berechnen. Des Weiteren verwenden wir in unserem Wetterbericht standardisierte Begrifflichkeiten von «nicht ausgeschlossen» bis «sehr wahrscheinlich», um die Unsicherheit einer Prognose abzubilden. Mehr dazu finden Sie unter folgendem Link:

Wahrscheinlichkeitsbegriffe im Wetterbericht

Mehr zum Thema Wahrscheinlichkeit von Prognosen:

Wahrscheinlichkeit von Prognosen

Bezüglich dem Wetter für den nächsten Sonntag halten wir Sie natürlich auf dem Laufenden.