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Wie wird der Sommer 2023?

MeteoSchweiz-Blog | 30. Mai 2023
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Wir schauen uns an, wie der Sommer 2023 in puncto Wetter wird, oder besser gesagt werden könnte. Denn die Saisonprognose ist nicht gleich zu interpretieren wie eine Wetterprognose.

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Der Frühling endet, der Sommer startet

Der (meteorologische) Frühling neigt sich dem Ende zu. Nach dem meteorologischen Kalender beginnt übermorgen, am 1.Juni, der Sommer. Ein guter Zeitpunkt, eine Bilanz zum Frühling zu ziehen. Das wird heute in unserem Klimablog gemacht.

Ein guter Zeitpunkt aber auch, einen Blick auf den kommenden Sommer zu wagen. Aber geht das überhaupt? Ja klar, denken Sie. Da hat es doch auf der Homepage von MeteoSchweiz den Saisonausblick.

Saisonausblick MeteoSchweiz

Im Saisonausblick wird für die Schweiz ein höheres Temperaturmittel als im Durchschnitt der letzten 20 Jahre vorhergesagt. Den Saisonausblick wie auch die Erklärung zur Grafik finden Sie hier.

Saisonprognose von Copernicus

Aber nicht nur auf unserer Homepage werden Saisonprognosen publiziert. Recht umfassende Unterlagen zu Saisonprognosen für die ganze Welt finden Sie beim Copernicus Climate Change Service (C3S). Die Prognose für Europa wollen wir uns im Folgenden etwas genauer anschauen.

Niederschlag in der Norm, Temperatur leicht darüber

In der Saisonprognose wird unter anderem der Niederschlag wie auch die Temperatur angeschaut. Es wird jeweils gezeigt, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, für einen nasseren oder trockeneren Sommer resp. für einen wärmeren oder kälteren Sommer als das die Klimatologie erwarten lässt.

Betreffend Niederschlag lässt die Saisonprognose für den Mittelmeerraum vielerorts einen nasseren Sommer erwarten. Dies mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 -50 %, über Nordafrika ist die Wahrscheinlichkeit teilweise auch über 50 %.

In den übrigen Regionen Europas, namentlich in Mittel-, Nord- und Osteuropa und entsprechend auch in der Schweiz resultiert weder ein Signal zu einem trockeneren noch zu einem nasseren Sommer. Der Niederschlag in der Sommerprognose liegt ungefähr in der Norm.

Betreffend der Temperatur ist das Signal etwas ausgeprägter. Für Europa wird meist ein zu warmer Sommer prognostiziert, im Mittelmeerraum mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 – 100 %, über Westeuropa und der Schweiz mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 – 70 %.

Zusammengefasst können wir also sagen, wir erwarten in der Schweiz einen wärmeren Sommer mit «normalem» Niederschlag.

Wie wird die Saisonprognose interpretiert?

Doch was können wir damit genau anfangen? Muss ich nun in Südfrankreich während meines Campingurlaubes im Juli mit regnerischem Wetter rechnen? Oder soll ich gar meinen Campingurlaub lieber nach England verschieben? So einfach ist die Sache mit der Saisonprognose nicht.

Die Saisonprognose unterscheidet sich substantiell von der Wetterprognose, wie wir sie kennen und regelmässig nutzen.

Zwar werden bei beiden Prognosen Millionen von Messungen mit einbezogen und mit komplexen Modellen anhand physikalischer Gleichungen die Wetterentwicklung in der Zukunft simuliert. Und auch in der Kurz- und Mittelfristprognose werden sogenannte Ensembles genutzt, um die Unsicherheit einer Prognose abzuschätzen. Der grosse Unterschied liegt aber in der Interpretation der Resultate.

Wetterprognosen geben an, wie das Wetter in den kommenden paar Tagen an einem bestimmten Ort wahrscheinlich sein wird. Der Prognosehorizont für normale Wetterprognosen liegt je nach Wetterlage bei 7 bis 10 Tagen. Wobei mit der Vorlaufzeit auch die Prognoseunsicherheit wächst.

Bei den Saisonprognosen hingegen werden in Ensembles mögliche Wetterentwicklungen für die kommenden Monate simuliert. Daraus wird dann abgeleitet, wie wahrscheinlich es ist, dass eine zu warme oder kalte, resp. eine zu feuchte oder zu trockene Jahreszeit folgt, jeweils verglichen mit dem klimatologischen Mittel. Betrachtet werden jeweils über mehrere Tage oder Monate gemittelte Werte von Temperatur, Luftdruck oder Niederschlag. Einzelne Tage oder sogar Wochen können aber dennoch von diesen Trends abweichen. Wird beispielsweise ein etwas zu nasser Sommer vorhergesagt, fällt der Niederschlag mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht einfach gleichmässig über die ganze Zeitperiode, sondern in mehr oder weniger kurzen Ereignissen. Dazwischen gibt es auch trockene Phasen. Folglich kann für einen einzelnen Tag (oder auch eine ganze Woche Campingurlaub) keine zuverlässige Aussage gemacht werden. Hierzu ist die Wettervorhersage rund eine Woche vorher abzuwarten.

Limitierung von Saisonprognosen

Solche Saisonprognosen sind nur möglich, weil sich andere Komponenten des Erdsystems wie beispielsweise die Meeres(oberflächen)temperatur langsamer entwickeln als die chaotische Atmosphäre. Die Stichworte hierzu wären beispielsweise El Niño / La Niña oder die Nordatlantische Oszillation (NAO), welche besonders in den Regionen in äquatornähe gewisse Vorhersagbarkeit der mittleren Temperatur oder des mittleren Niederschlags ermöglichen.

In Mitteleuropa hingegen ist die Vorhersagbarkeit eher limitiert, besonders im Herbst und Winter. Im Frühling und Sommer zeigen die Saisonprognosen eine etwas bessere Prognosegüte.