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Europa erwärmt sich schneller als andere Regionen der Welt

MeteoSchweiz-Blog | 20. Juni 2023
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Am 19. Juni hat die Weltorganisation für Meteorologie WMO gemeinsam mit dem Copernicus Climate Change Service C3S den Bericht zum Klimazustand in Europa im Jahr 2022 publiziert. Das vergangene Jahr war in vielen Ländern West- und Südwesteuropas das wärmste seit Messbeginn. In weiten Teilen fehlte es an Niederschlag.

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Als Mitglied der WMO liefert MeteoSchweiz jedes Jahr Informationen zum Klima in der Schweiz und trägt somit wie alle europäischen Mitgliedstaaten zum Bericht bei. Der Zustandsbericht für das Jahr 2022 steht ganz im Zeichen der grossen Wärme, die in weiten Teilen des Kontinents beobachtet wurde. Wir haben hier eine Auswahl von Kernaussagen aus dem Bericht zusammengestellt:

Rascher Temperaturanstieg

In keiner anderen WMO-Region ist die Erwärmung so schnell wie in Europa. Seit den 1980er Jahren war der europaweite Anstieg der Temperatur mit +0,5 °C pro Jahrzehnt doppelt so gross wie im globalen Durchschnitt. In vielen Ländern West- und Südwesteuropas war das Jahr 2022 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, so auch in der Schweiz. Die Jahresmitteltemperatur 2022 für Europa war die zweit- bis vierthöchste seit Beginn der Aufzeichnungen, mit einer Abweichung von +0,79 °C (+0,70 °C bis +0,91 °C) gegenüber der Norm 1991-2020, und der Sommer war der wärmste je beobachtete.

Verbreitet wenig Niederschlag

Die Niederschläge im Jahr 2022 waren in weiten Teilen Europas unterdurchschnittlich. Es war das vierte trockene Jahr in Folge auf der Iberischen Halbinsel und das dritte trockene Jahr in Folge in den Bergregionen der Alpen und Pyrenäen.

Der Mangel an Niederschlag, insbesondere im Winter, die hohen Sommertemperaturen und mehrere Saharastaub-Ereignisse trugen zum grössten Gletscherschwund im Zeitraum 1967-2022 in den Alpen bei.

Viele Extremereignisse mit teilweise fatalen Folgen

Ein grosser Teil Europas war von Trockenheit betroffen, besonders im Frühjahr und Sommer. Die Kombination aus Trockenheit und extremer Hitze verursachte zahlreiche Waldbrände und die zweitgrösste verbrannte Fläche auf dem Kontinent seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 2006. Grossflächige Waldbrände gab es in Frankreich, Spanien, Portugal, Slowenien und der Tschechischen Republik.

Extremereignisse führten zu fast 17’000 gemeldeten Todesfällen, von denen 98% auf Hitzewellen zurückzuführen sind. Die schwerste Hitzewelle ereignete sich Mitte Juli. Im Vereinigten Königreich erreichten die Temperaturen erstmals 40 °C am 19. Juli.

Stürme und Überschwemmungen führten zu mehr als 300 Todesopfern.

Einige Gebiete erlebten starke Kälteeinbrüche und extreme Schneefälle, so z.B. die Türkei, die Arabische Republik Syrien, Griechenland und Montenegro. Island verzeichnete den kältesten Dezember seit 100 Jahren.

Starke Erwärmung der Ozeane

Im Jahr 2022 wurden für die WMO-Region Europa die höchsten Meeresoberflächen-Temperaturen über dem Nordatlantik seit 1982 aufgezeichnet. Grosse Meeresgebiete innerhalb der Region waren von starken oder gar extremen Hitzewellen betroffen.

Die Erwärmung der Meeresoberfläche im Zeitraum 1982-2022 im östlichen Mittelmeer, in der Ostsee und dem Schwarzen Meer sowie in der südlichen Arktis war mehr als dreimal so hoch wie im globalen Durchschnitt.

Erneuerbare Energiesysteme

Wind- und Solarenergie deckten im Jahr 2022 22,3% der Stromproduktion in der Europäischen Union ab und überholten damit zum ersten Mal Erdgas (20 %). Aus diesen beiden erneuerbaren Quellen wurde insgesamt mehr Strom erzeugt als aus jeder anderen Energiequelle. Die Überwachung und das Verständnis der zeitlichen und räumlichen Variabilität von Wind- und Solarenergie wird aufgrund ihrer wachsenden Bedeutung für den europäischen Energiemix immer wichtiger.

Klimainformationen sind ein wichtiges Element zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit und des Betriebs von Energiesystemen. Während 80% der WMO-Mitglieder in Europa gewisse Klimainformationen für den Energiesektor bereitstellen, sind es heute weniger als 50%, die monatliche bis saisonale Klimavorhersagen für den Energiesektor zur Verfügung stellen. Dies verdeutlicht das bisher ungenutzte Potenzial von nationalen Wetter- und Klimadiensten bei der Unterstützung der Energiewende.

Weitere Informationen

Viele weitere Zahlen und Fakten zum Klimazustand des vergangenen Jahres finden Sie Bericht von WMO und C3S «State of the Climate in Europe 2022».

Informationen zum Bericht beim C3S

Weitere Informationen auf der MeteoSchweiz-Website:

Alpenklimabulletins Sommer 2022 (Spezialthema Gletscherschwund) und Winter 2022/2023 (Spezialthema Niederschlagsarmut und Schneemangel)

Der Schweizer Klimareport für das Jahr 2022 wird voraussichtlich im September 2023 veröffentlicht (Archiv Klimareports)