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Eine Frühschicht in der Wetterzentrale

MeteoSchweiz-Blog | 13. Mai 2024
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Während 24 Stunden und an 365 Tagen sind Meteorologinnen und Meteorologen in der Wetterzentrale in Zürich im Einsatz. In diesem Blog begleiten wir sie durch den Arbeitstag des Frühdiensts.

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Die Wetterzentrale in Zürich kann in zwei Arbeitsbereiche unterteilt werden. Auf der einen Seite die allgemeine Wettervorhersage, andererseits das Flugwetter. Tagsüber werden diese Aufgabenbereiche durch mehrere Schichten aufgeteilt, am Abend und in der Nacht müssen die diensthabenden Personen Vorhersageprodukte von beiden Bereichen erstellen.

Blogserie «Ein Tag in der Wetterzentrale»

In dieser dreiteiligen Blogserie stellen wir den typischen Arbeitsalltag in der Wetterzentrale in Zürich-Flughafen vor:

  1. Frühschicht «allgemeine Wettervorhersage» (dieser Blog)
  2. Spätschicht mit Fokus «Flugwetter»
  3. Nachtschicht

Von den Regionalzentren Genf und Locarno sind bereits ähnliche Blogs erschienen:

05:45 Uhr

Etwa um diese Zeit treffe ich in der Wetterzentrale ein. Die Übergabe der Nachtschicht erfolgt zwar erst um 6 Uhr, ich brauche aber einige Minuten, um meinen Arbeitsplatz einzurichten: Diverse Tools müssen gestartet werden, unter anderem unser Hauptarbeitsmittel NinJo – eine Visualisierungs- und Produktionssoftware für alles rund ums Wetter. Zudem darf natürlich ein erster Kaffee nicht fehlen.

06:00 Uhr

Um Punkt 6 Uhr geht’s los mit der Schichtübergabe durch den Nachtdienst. In rund 15 Minuten führt mich meine Vorgängerin in die Wetterlage ein: Wie präsentiert sich die aktuelle Wetterlage? Wo liegen die Unsicherheiten? Welche Warnungen sind am Laufen – sind noch zusätzliche Warnungen nötig? Und so weiter…  Zum Schluss wird noch über die aktuelle Betriebslage in der Wetterzentrale informiert: Gibt es Krankheitsfälle? Muss das Pikett aufgeboten werden? Gibt es Messstationen oder bestimmte Tools, die aktuell nicht funktionieren? Etc.

bis 7:30 Uhr

Ich arbeite mich ein, schaue mir die neusten Modellunterlagen an, vergleiche diese mit aktuellen Messdaten (Satellitenbilder, Radiosondierungen, Wetterstationen). Auf Basis dieser Analyse mache ich dann ein Update des aktuellen Wetterberichts. Dabei liegt der Fokus in der Frühschicht auf der Kurzfrist, also denn kommenden zwei Tagen.

7:50 Uhr

Das Telefon klingelt, die Telefonlinie* und das dazugehörige akustische Signal sagt mir, dass dieser Anruf für mich ist. Am anderen Ende der Leitung ist ein Hydrologe des Bundesamt für Umwelt BAFU. Laut der hydrologischen Modelle bahnt sich gegen Ende Woche eine Hochwasserlage für die Tessiner Seen an: Die Pegel werden wahrscheinlich die Warnschwelle der Stufe 2 erreichen. Er fragt nach unserer Einschätzung zu den neusten Modelldaten, welche direkt ins Hydrologische Modell des BAFUs miteinfliessen.

*rund 10 verschiedene Telefonlinien werden von der Wetterzentrale bedient. Die dedizierten Nummern werden zum Beispiel von Behörden, spezifischen Kunden wie der Flugsicherung, für die allgemeine Wetterauskunft oder auch für Medienanfragen genutzt.

8:30 Uhr

Die Telefonkonferenz mit den Regionalzentren steht an: Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen in Genf und Locarno wird auf Deutsch und Französisch die aktuelle Lage und die Prognose diskutiert. Dabei werden die Texte des Wetterberichts und allfällige Warnungen besprochen und miteinander abgeglichen. Die Arbeitskollegin aus dem Tessin weist darauf hin, dass Mitte Woche im Süden eine Regenwarnung der Stufe 2 wahrscheinlich ist. Dies deckt sich also gut mit den hydrologischen Vorhersagen.

9:15 Uhr

Nach dem ich die Wetterberichte für die Westschweiz und die Alpensüdseite aus dem französischen und italienischen übersetzt habe, geht’s in die Kaffeepause. Bei ruhigem Hochdruckwetter liegt ein Schwatz mit Kolleginnen und Kollegen drin, bei Warnlagen muss hingegen auch mal auf die Kurzpause verzichtet werden.

9:45 Uhr

Nun treffen zwei Kollegen des Tagdienstes ein und ich präsentiere ihnen die aktuelle Wetterlage. In der Folge planen wir gemeinsam allfällige Warnungen und teilen Medienanfragen und mögliche Socialmedia-Aktivitäten untereinander auf.

Steht eine Warnlage der Stufe 3 an oder ist auch generell wetterbedingt ein höherer betrieblicher Aufwand zu erwarten, so können wir zu unserer Unterstützung das Pikett aufbieten.

11:30 Uhr

Nach dem ich spezifische Prognosen für verschiedene Kunden erstellt habe, folgt noch eine Medienanfrage. Eine Redaktorin einer Zeitung würde gerne wissen, ob man schon etwas zum bevorstehenden Pfingstwochenend-Wetter sagen kann: «Wo scheint die Sonne? Herrscht gutes Wanderwetter?». – Danach folgt noch ein Anruf eines Bauern: «Kann ich diese Woche noch heuen?».

Mein Bauch knurrt – es ist Zeit für die Mittagspause. Für jede Schicht ist ein 30-minütiges Zeitfenster eingeplant. Oft bestimmt aber auch das Wetter, wann genau die Pause bezogen werden kann. Die Pausen werden dann jeweils von der Dienstleiterin oder dem Dienstleiter koordiniert.

13:15 Uhr

Für alle deutschsprachigen Mitarbeiter der MeteoSchweiz gibt es während der Woche jeweils die Möglichkeit, sich im Rahmen eines internen Briefings über die Wetterentwicklung der nächsten Tage zu informieren. Über eine Videokonferenz teile ich meinen Bildschirm, präsentiere die Wetterlage und beantworte allfällige Fragen.

13:40 Uhr

Mein Arbeitstag neigt sich dem Ende zu. Eine Kollegin der Abteilung für Modellentwicklung kommt vorbei und holt sich das Feedback zum neuen ICON-Modell ab. Dieses sollte noch in diesem Jahr operationell werden und unser aktuelles COSMO-Modell ablösen.

In der Folge bereite ich mich auf die Übergabe vor: Um 14 Uhr steht die Spätschicht bereit und nach der Einführung ist für mich Schichtende.

14:30 Uhr

Nachdem ich meinen Arbeitsplatz aufgeräumt habe, radle ich entspannt nach Hause. Ich spüre nur etwas Fahrtwind, die Äste der Bäume bewegen sich kaum: «schwachwindig, wie vorhergesagt». Mein Blick geht gegen den Himmel: «Vielleicht etwas mehr Bewölkung als am Morgen noch prognostiziert… Hoffentlich bilden sich bald die erwarteten Schauerzellen!»

Und siehe da, in Richtung Voralpen türmen sich die Quellwolken und ein erstes Gewitter scheint zu entstehen - und das Meteorologen-Herz schlägt ein bisschen höher. 😊