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Heiss, heisser, am heissesten?

MeteoSchweiz-Blog | 30. Juli 2024
29 Kommentare

Heute erreichte die laufende Hitzewelle zumindest auf der Alpennordseite ihren Höhepunkt. Nach einem kurzen Blick auf das aktuelle Wetter stellen wir die Frage, ob es sich womöglich um den heissesten Tag des Jahres handelt, und wie sich die vorläufige Anzahl Hitzetage im 2024 klimatologisch einordnet.

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Zufuhr von heisser und zunehmend feuchter Luft

Das Hochdruckgebiet, welches sich mit seinem Zentrum am Morgen über Tschechien befand, verflachte im Tagesverlauf und verliert in der Folge weiter an Einfluss auf unser Wetter im Alpenraum. Gleichzeitig wurde von einem Tiefdruckgebiet über dem Norden Portugals, welches in der bodennahen Strömung bzw. in der klassischen Luftdruckverteilung auf Meereshöhe nur schwach erkennbar ist, in den höheren Luftschichten sehr warme und sukzessive feuchtere Luft zur Schweiz geführt. Geringe Mengen an Saharastaub sind in dieser Luftmasse, welche aus dem westlichen Mittelmeerraum stammt, ebenfalls enthalten.

Diese Veränderungen machten sich bereits in den einen oder anderen konvektiven Wolkenfeldern bemerkbar, welche über die Schweiz hinwegzogen bzw. sich im Tagesverlauf über den Alpen in grösserer Zahl und räumlicher Ausdehnung bildeten, als noch am Vortag.

Von diesen wenigen, eher dekorativen Wolken und dünnen Schleierwolken einmal abgesehen war dieser Dienstag, 30. Juli 2024 jedoch ein sehr sonniger und vor allem heisser Tag. Die Temperatur stieg in den Niederungen auf Höchstwerte zwischen 31 und 35 Grad, wobei das absolute Maximum in Sion mit 34.7 Grad gemessen wurde.

Die Nachtminima lagen auf der Alpennordseite mit 14 bis 18 Grad noch im angenehmen Bereich. Auf der Alpensüdseite (entlang der grösseren Seen auch im Norden) wurde mit 20 bis 24 hingegen eine weitere Tropennacht registriert.

Der heisseste Tag des Jahres?

Gut möglich, dass diese Frage für die Niederungen der Deutschschweiz mit «Ja» beantwortet werden kann – zumindest vorläufig. Die aktuelle Hitzewelle erreichte heute ihren Höhepunkt. Ab Mittwoch kommen von Tag zu Tag mehr Schauer und Gewitter auf, so dass das Temperaturniveau tagsüber allmählich sinkt.

«Retro-Sommer»

Die Anzahl Hitzetage des laufenden Sommers entspricht in den Niederungen der Deutschschweiz ungefähr der Norm der Klimaperiode 1961-1990, die erste Normperiode, für die grossflächige automatische Messwerte zur Verfügung stehen. In Bezug zur aktuellen Normperiode 1991-2020 hingegen liegt die Anzahl Hitzetage bislang deutlich unter dem Durchschnitt, wie in obiger Tabelle dargestellt. «Quasi ein Retro-Sommer», so der Kommentar des in den 80er Jahren geborenen Spätdienst-Kollegen zu dieser Statistik.

Etwas anders sieht es auf der Alpensüdseite auf: Hier wurde zwar bis Anfang Juli des laufenden Jahres ebenfalls nur ein Hitzetag registriert. Mit der nunmehr seit gut zwei Wochen andauernden Hitzewelle wurde das Defizit rasch wettgemacht und die aktuell gültigen Normwerte innert kurzer Zeit überschritten.

Weitere Informationen zum Klima im Juli 2024 sind im aktuellen Klimablog nachzulesen.

Bemerkenswert in diesem Kontext sind die Unterschiede zwischen den beiden Normperioden. Im Zuge der Klimaänderung hat sich die durchschnittliche Anzahl Hitzetage, die in einem Sommerhalbjahr zu erwarten ist, innert gut 30 Jahre verdoppelt, teils verdreifacht. Weiterführende Informationen zu diesen und weiteren laufenden, sowie künftig zu erwartenden Veränderungen sind in unserer Rubrik Klima zusammengefasst und verlinkt.

Zurück zur Frage, ob wir heute bereits den heissesten Tag des Jahres erlebt haben. Natürlich ist es noch früh für eine seriöse abschliessende Antwort, denn in der Vergangenheit sind auch im August schon mehrfach markante Hitzewellen aufgetreten. Die aktuellen Vorhersageunterlagen für die kommenden 30 Tage deuten jedoch auf eine Zufuhr von weniger warmer Luft und somit eine geringe Wahrscheinlichkeit für eine weitere markante Hitzewelle hin.

Wir halten sie mit unseren täglichen Blogs auf dem Laufenden, ob sich diese Vorhersagen so bestätigen werden.