Jede Nacht wird eine Liste generiert
Zudem werden weitere Werte, die zweifelhaft sind, aufgespürt. Ein Beispiel: Wenn an einem bestimmten Tag an dem an den meisten Orten in den Niederungen in der Schweiz maximal 20 Grad gemessen werden, eine Messstation jedoch 26 Grad anzeigt, dann wird dieser Wert angezweifelt. Wie kann es möglich sein, dass in Neuchâtel 26 Grad sind, in Estavayer-le-Lac, Lausanne und allen Ortschaften in der Nähe aber nur 19 Grad? Es könnte ein Messfehler sein.
Jede Nacht wird automatisch eine Liste generiert mit diesen zweifelhaften Messwerten des Vortages. Diese wird von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von MeteoSchweiz abgearbeitet. Zeile für Zeile wird überprüft, ob die fragwürdigen Werte des Vortages wirklich falsch sind. Mithilfe dieser zweifelhaften Werte können technische Probleme von Stationen oder Messgeräten erkannt werden, welche die Techniker/innen nicht erkennen können. In 99% der Fälle aber sind die Messwerte korrekt.
Bei Gewitter und Föhnzusammenbruch kann es Temperatureinbrüche geben
Einen vermeintlich falschen Wert gab es beispielsweise am 8. Juni: An ein und derselben Messstation wurde innerhalb von 10 Minuten ein grosser Temperaturunterschied gemessen. Kann das denn sein? Für die Datenbearbeitung müssen die Mitarbeitenden das Wettergeschehen vom Vortag kennen, um genau einen solchen Temperaturabfall erkennen und bestätigen zu können. Dazu werden auch Daten von umliegenden Wetterstationen und/oder Radardaten hinzugezogen.
Wenn dort ein ähnlicher Temperaturabfall festgestellt wird oder der Radar zu dieser Zeit eine aktive Zelle zeigt, dann kann der Wert bestätigt werden. Am 8. Juni gab es Gewitter und an manchen Stationen einen Temperaturabfall von mehreren Grad Celsius.
Auch bei einem Föhnzusammenbruch findet die Plausibilitätsprüfung oft auffällige Temperatursprünge. Bei einer solchen Wetterlage kann die Temperatur innert kürzester Zeit um bis zu 10 Grad abstürzen. Einen Föhnzusammenbruch kann man sehr gut zeitgleich bzw. leicht verzögert bei verschiedenen Stationen beobachten. Diese Fälle können ebenfalls bestätigt werden.
Vögel auf Windmessern, Wespennester in Regenmessern
Und was ist mit den 1 %? Obwohl falsche Messwerte selten sind, werden doch immer wieder welche gefunden. Dies liegt dann in der Regel aber nicht an der Messung selbst, sondern meist am Gerät oder einem externen Faktor. «Dies kann beispielsweise vorkommen, wenn eine Maus ein Kabel durchgebissen hat, ein Raubvogel auf dem Schalenstern des Windmessers sitzt, ein Sensor schmutzig oder ein Gerät eingefroren ist», berichtet Claudine Hotz.